Deuz. In der „Qulturwerkstatt“ Deuz lassen sich prominente Politiker erklären, wie aus einer Projektidee ein Ort für Kultur und Miteinander wird.
„Bitte nicht in der Mitte, kommen Sie mehr auf die Seite“, bittet Stefan Büning die Besucher und warnt vor Gefahren für Schuhe und Hosen: „Wir haben hier viel Feuchtigkeit.“ Der Verantwortliche für die „Qulturwerkstatt“ im Netpher Stadtteil kann an diesem Samstag eine hochrangige Delegation verschiedener Politikerinnen und Politiker durch den weitläufigen Garten führen, der das historische Gebäude umgibt – darunter Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
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Vor ein paar Wochen noch hatte der „Künstler in Residenz“ Matthias Schamp dort seinen temporären „Mythos Grill“ aufgebaut, wurden fröhlich in der Sonne des Spätherbstes Kartoffelkunstwerke geschnitzt und später frittiert. Diese Art von Wetter hätten sich Büning und seine Mitstreiter auch für den 30. Oktober gewünscht. „Sonst haben wir an diesem Tag immer 18 Grad gehabt“, sagt Alexandra Wunderlich und macht sich lachend und etwas bibbernd auf die Suche nach einem wärmenden Getränk. Aber sie haben trotzdem Spaß. Zumindest der drohend angekündigte Regen ist erst einmal noch ein leichtes Nieseln.
Netphen: „Qulturwerkstatt“ Deuz nimmt auch mit Fördermitteln des Landes Form an
Die „Qulturwerkstatt“ ist eine von 26 Kulturstätten im ländlichen Raum von Nordrhein-Westfalen, die unter dem Oberbegriff „Dritte Orte“ aus einem speziellen Fördertopf Unterstützung bekommen. Staatssekretär Klaus Kaiser hat sich angekündigt, der in den kommenden Wochen alle diese kulturellen Anlaufstellen besuchen will, die bis 2023 mit bis zu 450.000 Euro pro Projekt unterstützt werden. Insgesamt werden knapp zwölf Millionen Euro ausgeschüttet. In Begleitung von Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen war der Sauerländer am Morgen bereits im Märkischen Kreis, in Schalksmühle, bevor er pünktlich – trotz der diversen Straßensperrungen rund um Deuz – vor der ungebauten Scheune eintrifft. Und das direkt vor dem Gebäude, während Stefan Büning und Bürgermeister Paul Wagener am Parkplatz oberhalb der Kirche warten, wo eigentlich alle Fahrzeuge aufgrund der beengten Verhältnisse unten eintreffen sollen.
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Die erste Begrüßung erfolgt daher eher unzeremoniell mit den anwesenden Vereinsmitgliedern, unter anderem Bünings Frau Giulia Gendolla, während die „offizielle Delegation“ von einer Kollegin herbeigeholt wird. Da ist dann auch die CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach als Vertreterin der Politik im Kreisgebiet dabei, während Ministerin und Staatssekretär mit dem Arnsberger Regierungspräsidenten Hans-Josef Vogel noch einen Überraschungsgast mitgebracht haben. Der sich allerdings weitgehend im Hintergrund hält.
Qulturwerkstatt Deuz: Politiker wollen Konzept vor Ort erleben
Stefan Büning macht nach ein paar Begrüßungsworten eine Pause und wartet auf die Auftaktsätze der Gäste. Die wollen aber gar nicht viel sagen. „Wer übernimmt die Führung?“, möchte Isabel Pfeiffer-Poensgen wissen, merkt an, dass sie zum Zuhören gekommen ist, nicht, um selbst etwas zu erzählen und ist „sehr gespannt“, endlich die Dinge vor Ort zu erleben, von denen sie bisher überwiegend nur gelesen hat. Papier sei aber nun einmal die eine Sache, die Realität eine andere.
„Klappe halten“, findet auch Klaus Kaiser lachend für sich als die bessere Lösung. Er sei Mitglied der Jury gewesen, die sich mit 150 Einsendungen und deren Beurteilung konfrontiert gesehen habe. Alle Einsendungen seien sehr interessant und attraktiv gewesen. Auch er wolle jetzt nicht herumreden, sondern sich die praktische Umsetzung ansehen, die nicht nur hier vor allem durch wertvollen ehrenamtlichen Einsatz erfolge. Einzig Bürgermeister Paul Wagener ergreift mit Freude das Wort, betont unter anderem den besonderen historischen Ort der „Qulturwerkstatt“, die nur ein paar Meter vom Startpunkt der historischen Buslinie liege.
Führung durch die Qulturwerkstatt Deuz macht Bandbreite des Projekts greifbar
Dann gibt es Riievekooche und Getränke sowie eine kurze Einführung in die Geschichte des Hauses, das zu den „ersten 42“ der Ortsgründer gehöre, wie Gabi Schlemper berichtet, die Eigentümerin. Sie wollte immer schon mehr und gern auch einen kulturellen Ort aus dem Objekt machen, fand in der Familie Büning die idealen Ansprechpartner. Der Verein sei vor zwei Jahren gegründet worden, „vor kurzem haben wir die 100 Mitglieder geknackt“, ergänzt Stefan Büning und lädt dann zur Tour ein.
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Es geht ins Café und in den Garten, wo den Gästen der Ist-Zustand vermittelt wird und das, was bereits geschieht und in den kommenden Monaten geplant ist, für Menschen jeden Alters, eine kleine Bühne im Garten, ein Umbau des Hauses, das besser zugänglich und möglichst barrierefrei werden soll, die Zusammenarbeit mit Imkerin Judith Schneider, die Vernetzung mit anderen Dörfern und Orten, um Kultur im ländlichen Raum gemeinsam präsentieren zu können. Ganz am Schluss können allle gemeinsam noch Papierflieger in die Luft schicken, weil das Wetter gehalten hat.
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