Kreuztal. In Kreuztal leben fast so viele Ausländer wie in der ein oder anderen Ruhrgebietsstadt. Die Stadt möchte die Integration gezielt fördern.

Kreuztal hat einen Ausländeranteil von fast 15 Prozent, Kreuztal-Mitte sogar von 26 Prozent, Buschhütten 19 Prozent. Das sei „nahezu vergleichbar mit einigen Ruhrgebietsstädten“, sagt Sebastian Hammer vom Institut Dinx aus Bochum, das von der Stadt Kreuztal mit der Fortschreibung des Integrationskonzeptes von 2017 beauftragt ist. Das Integrationskonzept „Ankommen – Dazugehören – Mitgestalten“ wurde jetzt im Sozialausschuss vorgestellt und vom Rat verabschiedet.

Kreuztal: Stadt auch für zukünftige Integrationsaufgaben gut aufgestellt

Von den insgesamt 4716 ausländischen Einwohnern stellen die 1014 Menschen aus Rumänien die größte Gruppe, gefolgt von Zugewanderten aus der Türkei (630), aus Syrien (406), Polen (276), Italien (259), dem Kosovo (196) und Irak (178),

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„Mit dem Bündnis für Familie, dem Stadtteilbüro in der Fritz-Erler-Siedlung, den engagierten Fachkräften in den Bildungseinrichtungen und den städtischen Institutionen, einem sehr gut etablierten Sportangebot, einem starken bürgerschaftlichen Engagement in zahlreichen Vereinen und Organisationen sowie mit der dienstleistungsorientierten, modernen Stadtverwaltung, ist die Stadt Kreuztal auch für zukünftige Integrationsaufgaben sehr gut aufgestellt“, heißt es in dem von Bürgermeister Walter Kiß und Stadträtin Edelgard Blümel unterzeichneten Vorwort.

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„Es wurde sehr stark darauf geachtet, Kontakte zu halten“, berichtet Sebastian Hammer über die Integrationsarbeit während der Pandemie, „damit die Menschen sich nicht alleingelassen fühlen.“ Generell gehe es darum, „Andockschwellen noch niedriger zu machen“, sagt Dinx-Mitarbeiter Roman Gerhold, „damit Menschen sich dazugehörig fühlen“. Erwartungen setzt die Stadt in das vom Kreis Siegen-Wittgenstein eingeleitete Kommunale Integrationsmanagement. Die Stelle für ein „Case Management“ in Kreuztal könnte die Netzwerkarbeit in der Stadt verstärken.

Integrationskonzept in Kreuztal: Das sind die Handlungsfelder

Spracherwerb: Die Stadt will „niedrigschwellige Angebote“ erweitern und an Orte gehen, „die nah am Alltag der Zielgruppe orientiert sind“. Das können die Stadtbibliothek, das Mehrgenerationenhaus, die Familienzentren, Kindertagesstätten, Schulen und Ferienangebote sein. Damit Online-Kurse wahrgenommen werden können, wird das WLAN in den Unterkünften ausgebaut.

Bildung: Die Zugänge sollen einfach, Lernmöglichkeiten sollen an den Alltag angebunden sein. „Wir wollen auch noch mal den Fokus auf die Älteren legen“, sagt Roman Gerhold. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte steigt in Kreuztal stetig und liegt derzeit bei 49,4 Prozent. Besonders stark vertreten sind sie an der Grundschule an Dreslers Park, an der Friedrich-von-Bodelschwingh-Grundschule sowie an der Clara-Schumann-Gesamtschule. Bildungsprojekte aus den Bereichen Kunst, Werken, Chemie, Physik, Theater für Kinder und Jugendliche sollen als Workshops schulübergreifend stattfinden.

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Beruf und Arbeitsleben: Gesucht werden „Role Models“, Rollenmodelle, die Beispiel geben können: möglichst mehrsprachige Personen, die den Weg in die Arbeitswelt geschafft haben. Informationsveranstaltungen sollen sich auch an Arbeitgeber richten, zum Beispiel zu den Bedingungen, wie auch Menschen mit lediglicher Duldung ihres Aufenthalts eingestellt werden können. „Ausländische Männer finden vorwiegend im produzierenden Gewerbe einen Arbeitsplatz; für Frauen allgemein und für ausländische Frauen insbesondere bietet der Arbeitsmarkt wesentlich geringere Möglichkeiten“, heißt es im Integrationskonzept. Besonders für Zugewanderte aus Südosteuropa, die häufig in einschlägig bekannt gewordenen Betrieben arbeiten, sollen Info-Veranstaltungen zum Thema „Schutz vor Ausbeutung am Arbeitsmarkt“ angeboten werden.

Bürgerschaftliches Engagement: Gesucht werden weitere Ehrenamtliche als Lernpaten, Kümmerer und Integrationslotsen.

Integration in Kreuztal: „Sport ist ein großer Andockpunkt“

Freizeit: Sport- und Bewegungsangebote sollen niedrigschwellig erreichbar gemacht werden, indem auch ehrenamtliche Trainer mit Zuwanderungsgeschichte gewonnen werden, Schnupperangebote gemacht werden. „Sport ist ein großer Andockpunkt“, sagt Roman Gerhold. Eine Idee ist, die Zugewanderten persönlich zum Verein abzuholen, mit dem Vereinsbus oder einfach zu Fuß. Das „Walking Taxi“, so Gerhold, „hat schon Gestalt angenommen“. Eine „Angebotslandkarte“ soll es auch für den Bereich Kunst und Kultur geben. Da, wo Beteiligung stattfindet, sollen Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien gezielt angesprochen und zum Mitmachen eingeladen werden.

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Interkulturelle Öffnung der Verwaltung: Neben dem Angebot von Weiterbildung soll auch gezielt der Anteil von Auszubildenden mit Einwanderungsgeschichte erweitert werden.

Verbesserung der Lebenssituation von Frauen und Mädchen: Themen sollen die Unterstützung der Mütter und ihrer Möglichkeiten zur Teilhabe sein, Gesundheit, Schutz vor häuslicher Gewalt, Zwangsehen und Genitalverstümmelung. Das Handlungsfeld ist neu im Integrationskonzept. Beispielhaft genannt werden „Mama lernt Deutsch“ und die Alphabetisierungs- und Grundbildungskurse der Volkshochschule. Angenommen würden die Angebote, „wenn sie an quartiersnahen Orten stattfinden, an denen eine Nähe zum Betreuungsort ihrer Kinder gegeben ist.“ Konkret vorgeschlagen werden ein Kurs „Fahrrad fahren für Frauen“ mit dem Ziel, mehr Mobilität und Unabhängigkeit zu erreichen, und Schwimmkurse für Mütter und Kinder.

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Interkulturelle Öffnung der Organisationen und Einrichtungen: „Zugangshindernisse erkennen und abbauen“, lautet die Aufgabe, die erstmals in das Konzept aufgenommen worden ist.

Wohnen: Das Handlungsfeld, das die Integration der Zugewanderten auf dem Wohnungsmarkt in der Stadt zum Ziel hat, wird „aufgrund des aktuell sehr beengten Wohnungsmarktes“ aufgegeben. Die Stadt macht den Zugewanderten direkt Unterkunftsangebote.

Integration in Kreuztal: Das sagt die Politik

„Ich bin froh darüber, dass wir uns mit dem Thema so umfangreich beschäftigen“, sagt Tibor Zachar (FDP), „die Erfolge zeigen, dass es sich lohnt.“ „Die Motivation ist entscheidend für das Gelingen“, betont Stadträtin Edelgard Blümel. Die Stadt bemühe sich um quartiersnahe und bedarfsgerechte Angebote. „Man muss die Hilfe aber auch annehmen.“ Heiner Giebeler (Grüne) mahnt, die Aufgabe der Integration anzunehmen. „Ich hoffe, dass das Konzept nicht nur Papier ist.“

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