Siegen. Grüne wollen den Neuanfang auf dem Rosterberg „möglichst schnell“. CDU auf Distanz: Prüfauftrag„nur dem Kooperationspartner zuliebe“-
FDP-Fraktionschef Klaus Volker Walter sagt der Siegener Schullandschaft eine „jahrelange Phase der Unsicherheit“ voraus. Mit dem Beschluss, das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium jahrgangsweise auslaufen zu lassen, das Gymnasium Am Löhrtor für bis zu vier Schuljahre vierzügig und das Gymnasium Auf der Morgenröthe für zwei Schuljahre dreizügig zu führen, würden Probleme nicht gelöst. „Wir erwarten, dass Sie sagen, wo Sie eigentlich hin wollen.“
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Grüne wollen „möglichst schnell“ vierte Gesamtschule in Siegen
Für Martin Heilmann (Grüne) war das keine Frage: Der Rosterberg wird Standort für Siegens vierte Gesamtschule. „Wir müssen dafür sorgen, dass möglichst schnell etwas nachwachsen kann“ – auch, damit die Schüler des Gymnasiums keine Schulzeit an einer sich leerenden Schule verbringen. Frank Weber (CDU) bezeichnete es allerdings als eine „Mär“, seine Fraktion habe dem in den Verhandlungen mit der SPD zugestimmt. „Unserem Kooperationspartner zuliebe“ habe die CDU lediglich einer Prüfung zugestimmt.
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Dem widersprach Julia Shirley (Grüne): Im Kooperationsvertrag von CDU und SPD werde die Notwendigkeit einer vierten Gesamtschule nicht in Frage gestellt. Der Prüfauftrag beziehe sich auf Standort und die Auswirkungen auf andere Schulen. Den Grünen, die in der letzten Wahlperiode mit CDU und FDP ein Jamika-Bündnis gebildet hatten, sei es aber „durchaus bekannte Taktik, unliebsame Vorhaben totzuprüfen“.
Wohl nicht alle Schüler werden ihr Abi noch am PPR machen
Joachim Pfeifer (SPD) appellierte an die Schulgemeinde, „die Tatsachen anzunehmen und den demokratischen Prozess zu akzeptieren“. Nur dann werde die nötige Stärke erreicht, die nächsten Jahre am Peter-Paul-Rubens-Gymnasium erfolgreich zu gestalten. Melanie Becker (Linke) schloss den Appell an, allen Schülerinnen und Schülern des PPR den Abschluss an ihrer Schule zu ermöglichen. Florian Kraft (Grüne) glaubt, dass „große Teile der Sekundarstufe 1“ bis zum Schluss erhalten bleiben können. Eine gymnasiale Oberstufe mit nur rund 50 Jugendlichen pro Jahrgang werde aber wohl nur schwer mit Lehrkräften für das nötige Kursangebot ausgestattet werden können. Kraft mochte den Vorwurf nicht annehmen, die Stadt handele zu schnell: Seit „mindestens drei Jahren“ erhalte das PPR nur 35 bis 37 Anmeldungen zu den 5. Klassen, die dann stets mit an anderen Schulen abgewiesenen Kindern aufgefüllt werde. „Da müssten schon beim ersten Mal die Alarmglocken schrillen.“
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SPD kritisiert FDP-Anträge zu Realschulen und Löhrtor
Die FDP-Fraktion kündigte an, für den Fall, dass das Gymnasium geschlossen wird, die Zusammenlegung der beiden Realschulen Am Oberen Schloss und Auf der Morgenröthe am Standort Rosterberg zu beantragen; beraten wird darüber am Dienstag der Schulausschuss. Joachim Pfeifer (SPD) bezeichnete die FDP-Anträge als „politischen Klamauk“: „Sie schießen einfach mal so aus der Hüfte.“ Dazu gehöre auch die Forderung, das PPR zu erhalten und das Löhrtor-Gymnasium dauerhaft vierzügig auszubauen: „Wo sollen die Kinder denn herkommen?“ Schließlich werde das PPR geschlossen, weil Siegen schon jetzt ein Überangebot an gymnasialer Kapazität habe.
Achim Bell (UWG) widersprach: Die Zahl der Kinder steige, die Zahl der gymnasialen Klassen werde reduziert. Bell erinnerte daran, dass bereits auf dem Giersberg ein „funktionierendes Ganztagsgymnasium zugunsten einer Gesamtschule“ aufgegeben worden sei. Dort war die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule eröffnet worden, die Gymnasien auf dem Giersberg und dem Rosterberg wurden zum heutigen PPR zusammengelegt. „Wir sind gebrannte Kinder.“
FDP weist „Klamauk“-Vorwurf zurück
Samuel Wittenburg (Volt), dessen Fraktion sich der Stimme enthielt, warf der FDP vor, zu suggerieren, dass es eine Alternative gebe. „Es gibt keine Alternative.“ Martin Heilmann (Grüne) wies darauf hin, dass der FDP-Antrag die Auflösung zweier Realschulen und die Neugründung einer Realschule vorsehe. „Sie sind bereit, die gesamte Siegener Schullandschaft ins Rutschen zu bringen.“ Das Motiv sei „durchschaubar“: „Sie wollen das Gebäude besetzen“ – um den Einzug einer Gesamtschule zu verhindern. „Eltern und Schüler sind Ihnen zweitrangig.“ Die FDP wehrte sich, vor allem gegen den Angriff des SPD-Sprechers: Der Klamauk-Vorwurf sei „unflätig“, sagte Torsten Schoew (FDP), „eine dumme Unterstellung".
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