Dreis-Tiefenbach. Uwe Möller aus Netphen ist dabei, ein „Rentner-Nothilfe-Team“ für Extremwetterlagen aufzubauen. Dafür sucht er handwerklich geschickte Senioren.

Platz für ein Auto ist in der Garage von Uwe Möller aus Dreis-Tiefenbach nicht. Überall stehen Pumpen, Werkzeuge und andere Geräte herum. Der ehemalige Besitzer eines Ingenieurbüros für Versorgungstechnik verfügt über die Ausrüstung, um Betroffenen von extremen Wetterlagen zu helfen. Er möchte zusammen mit anderen Rentnern bei den Einsätzen der Ortskräfte in den zerstörten Gebieten assistieren. Für den Notfall sucht er noch freiwillige Helfer, die sein Team tatkräftig unterstützen wollen.

Netphen: So kam es zur Idee für das Rentner-Nothilfe-Team

Uwe Möller kommt gebürtig aus Weidenau und hat wegen der Liebe den Weg zurück ins Siegerland gefunden. Nach seinem Studium hat er allerdings über 40 Jahre in einem Haus in Eschweiler gelebt – die Stadt war von dem Hochwasser im Sommer mit am stärksten betroffen.

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Als der gelernte Heizungsbauer sich ein Bild von der Lage vor Ort und dem Zustand seines Hauses gemacht hatte, entstand die Idee zu seinem Projekt „Rentner-Nothilfe-Team“. „Ich habe mir gedacht, als Rentner hast du jetzt noch die Möglichkeit, etwas zu tun“, erklärt Uwe Möller. „Viele Menschen dort haben alles verloren und am Anfang fehlte es an den nötigsten Dingen wie Licht oder Pumpen.“ Sollte die Flutkatastrophe an der Ahr und Erft kein Einzelfall bleiben, will er vorbereitet sein.

Netphen: Uwe Möller hat schon bei einigen Katastrophen geholfen

Der ehemalige Ingenieur für Versorgungstechnik hat bereits Erfahrungen mit Hochwassereinsätzen und dem Wiederaufbau von Regionen nach einer Flut. Als Zugführer des THW war Uwe Möller beispielsweise bei den beiden verheerenden Hochwasser in Ostdeutschland und mehreren Hochwassereinsätzen in Köln als Helfer vor Ort. Aber auch humanitäre Einsätze habe er begleitet. „In Namibia baute meine damalige THW-Gruppe eine Trinkwasseranlage für ein Flüchtlingslager dort“, erzählt Uwe Möller.

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Im Zuge dessen besitzt er einiges an Ausrüstung für Einsätze dieser Art, zum großen Teil hat er sich sie selbst angeschafft. Dazu zählen zwei Notstromaggregate, ein selbst gebautes Lichtstativ mit LED-Strahler, Schläuche, Kabel, eine Kettensäge, Äxte, mehrere verschiedene Pumpen, Seilwinden und noch vieles mehr. Insgesamt betrage der Wert des Equipments etwa 10.000 Euro, erklärt Uwe Möller.

Team 2021 gegründet

Gegründet hat Uwe Möller das „Rentner-Nothilfe-Team“ Anfang September 2021.

Bei Interesse ist er unter 0172 / 2427772 oder per E-Mail an komm.33@hotmail.de zu erreichen.

Dazu kommt noch ein Pkw-Anhänger, um die Ausrüstung transportieren zu können. Uwe Möller hat während seiner bisherigen Einsätze festgestellt, dass eine autarke Lichtquelle das Wichtigste ist: „Ohne vernünftiges Licht sind die Arbeitsabläufe gerade bei Hochwasser nur schwer umsetzbar.“

Netphen: Rentner-Nothilfe-Team möchte professionelle Kräfte unterstützen

Mit den Einsätzen des Rentner-Nothilfe-Teams will Uwe Möller den Feuerwehren oder dem THW keine Konkurrenz machen. „Wir wollen die Kräfte vor Ort entlasten und bei ihrer Arbeit unterstützen, indem wir uns um Dinge wie das Auspumpen von Kellern kümmern“, sagt er. Die Profis seien mit dem Retten von Leben beschäftigt und würden nicht über genügend Kapazitäten verfügen, um für das Auspumpen von Kellern auszurücken.

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Warum er dafür eine eigenständige kleine effektive Einsatzgruppe benötigt, ist für Uwe Möller ganz einfach: „So alte Böcke wie uns nimmt leider auch kein THW mehr auf.“ Er betont aber, dass er und sein Team nicht auf eigene Faust handeln, sondern nur in Absprache mit Ortskräften aktiv würde.

Netphen: Noch neue Teammitglieder für Rentner-Nothilfe-Team gesucht

Während der Einätze möchte der Rentner, dass sein Team über mehrere Tage in Gruppen von jeweils drei Leuten autark mit dem Hänger im Krisengebiet unterwegs ist. Im Moment haben fünf Senioren über 70 Interesse bei Uwe Möller angemeldet. Unter ihnen sei ein Dreher und ein Elektroingenieur. Er ist froh darüber, andere handwerklich begabe Rentner von seiner Idee überzeugt zu haben. Ein Treffen mit den Anwärtern sei auch bereits geplant, um ihnen die Arbeitsabläufe und das Material näher zu erklären. „Die Helfer müssen ja erst mal wissen, was das für Geräte sind und wie man sie einsetzt“, sagt Uwe Möller.

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Der Gründer des Rentner-Nothilfe-Teams hofft, dass es niemals zum Einsatz seiner Gruppe kommt. Aber für den Fall, dass es notwendig werde, sei man vorbereitet. Die Ausrüstung will er weiter aufstocken. Laut ihm fehle jetzt nur noch eins: mehr tatkräftige Helfer. Er baut darauf, dass sich noch ein paar handwerklich geschickte Senioren aus dem Siegerland bei ihm melden, um ihre Unterstützung anzubieten. Auch Frauen seien im Team herzlich willkommen. „Für mich gilt, desto mehr Interessenten sich finden lassen, desto besser. Denn aus gesundheitlichen Gründen kann es bei uns Rentnern schnell zu Ausfällen kommen.“

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