Hilchenbach. Ziel: Weihnachten soll die barrierefreie Höhenburg fertig sein. Im September gibt es eine Open-Air-Multivision.

Auf der Ginsburg wird gearbeitet. Bis Ende des Jahres, so das Ziel des Vereins zur Erhaltung der Ginsburg, wird die Neugestaltung als „barrierefreie Höhenburg“ abgeschlossen. Schon jetzt gibt es zwei Anlässe zur Baustellenbesichtigung: Im Turm ist eine erste Ausstellung des künftigen Museums aufgebaut, und vor dem Turm zeigt der aus Hilchenbach stammende Fotografie Klaus-Peter Kappest am Freitag, 10. September, 20 Uhr, eine Open-Air-Multivision.

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Der Pavillon

Die Bodenplatte für den Servicepavillon ist gegossen. Vor der Burgschänke entsteht ein Raum für Wechselausstellungen, angegliedert werden Toiletten für die Gäste der Ginsburg. Im Spätherbst, schätzt Markus Völkel, der das Projekt als zweiter Vorsitzender des Vereins managt, wird dieser Bau fertig sein. Etwas mehr Verzögerung als sonst überall gab es, weil nicht nur Corona und die Flut das Handwerk und seine Lieferanten ausbremsen und zugleich fordern: „Wir sind auch noch auf einen alten Burggraben gestoßen.“ Die Archäologen mussten anrücken, den Fund dokumentieren, bevor er abgedeckt und so gesichert wurde, dass das Heizungsgebäude darüber gestellt werden kann.

20 Jahre Rothaarsteig

Der Verein zur Erhaltung der Ginsburg veranstaltet mit dem Rothaarsteigverein am Freitag, 10. September, 20 Uhr eine Open-Air-Multivision. Für den Eintritt gelten die 3-G-Anforderungen.

Vor 20 Jahren wurde der Rothaarsteig an der Ginsburg eröffnet. Rothaarsteig-Fotograf Klaus-Peter Kappest hat von der ersten Testwanderung bis zur letzten Rothaarsteig-Spur den Weg der Sinne über all die Jahre fotografisch begleitet. Seine Multivision ist eine Liebeserklärung an den Rothaarsteig.

Der Rundweg

Im Herbst angelegt wird der Rundweg, der vom Pavillon um die Burg herum in den Bergfried hinein führen wird. Ein Tastmodell verschafft einen Überblick über das Gelände. Silhouetten aus Stahl – gedacht ist zum Beispiel auch an den Wanderer Wilhelm Münker und den Raubritter Hans Hübner – informieren an den einzelnen Stationen. Die sechs Stelen bekommen QR-Codes, die zu weiterführenden Informationen ins Netz leiten, und Hashtags wie #florafaunaginsburg oder #wanderlustginsburg, die die Ginsburg facebook- und insta-tauglich mache. Nächste Woche werden die Tiefbauer ihre Arbeit aufnehmen. Die angehenden Archäologen des vor- und frühgeschichtlichen Seminars der Uni Marburg haben zusammen mit Prof. Dr. Felix Teichner das Gelände im vorigen Jahr erforscht. An zwei Stellen werden ihre Ausgrabungen sichtbar bleiben, ihre Funde werden im künftigen Museum im Bergfried Platz finden. Zwei Studierende schreiben ihre Bachelor-Arbeit darüber, für das nächste oder übernächste Jahr ist die Herausgabe eines Buches geplant. Für nächstes Jahr haben sie einen weiteren Besuch angekündigt, berichtet Markus Völkel: „Die wollen gern noch mal graben.“

Bundestagsabgeordneter Volkmar Klein (Mitte) lässt sich von Dieter Vie­höfer (rechts) und Markus Völkel (beide Ginsburgverein) das sanierte Gewerkenhaus vorstellen. 
Bundestagsabgeordneter Volkmar Klein (Mitte) lässt sich von Dieter Vie­höfer (rechts) und Markus Völkel (beide Ginsburgverein) das sanierte Gewerkenhaus vorstellen.  © Verein zur Erhaltung der Ginsburg

Der Bergfried

Die wohl bereits im 11. Jahrhundert bestehende Burg wurde im 17. Jahrhundert verlassen, die Reste wurden im 19. Jahrhundert abgetragen oder zugeschüttet. Der vor gut 50 Jahren auf dem damaligen Ruinengelände errichtete Turm wird Museum. In der Werkstatt der beauftragten Büros Good to know und simple GmbH entsteht gerade die Ausstellung: eine Fundgrube mit archäologischen Artefakten und eine Präsentation zu Wilhelm von Oranien, über die Ginsburg selbst und über „Europa in Westfalen“ im Erdgeschoss, die deutsch-niederländische Gedenkstätte mit dem Oranier-Stammbaum von Wilhelm dem Schweiger bis zu Königin Beatrix im ersten Stock, der weiterhin auch Trauzimmer bleibt, der Seminarraum im zweiten Stock mit Ausstellungen aus den Themenbereichen Kultur und Natur. Das grüne Klassenzimmer, das dort bisher eingerichtet war, zieht ins Dachgeschoss der Burgschänke um.

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Dort, im zweiten Stock, ist derzeit die erste Ausstellung aufgebaut: Sie behandelt die Geologie des Rothaargebirges, das zum vor rund 400 Millionen Jahren entstandenen Rheinischen Schiefergebirge gehört, stellt die Schieferfelsen des Hilchenbacher Schlossbergs dar, auf dem die Ginsburg errichtet wurde: „Ein junger Hüpfer" angesichts des 400 Millionen Jahre alten Tonschlamms, aus dem der Schiefer wurde und der einmal den Boden eines Meeres bildete, heißt es auf einer der Texttafeln. Und schließlich über den Rothaarsteig, der vor 20 Jahren hier eröffnet wurde. „New hiking“ steht als Überschrift über „The Rothaarsteig project“, und „Het nieuwe wandelen“. Denn die Ausstellung ist, dem Ort angemessen, dreisprachig in Deutsch,. Englisch und Niederländisch getextet.

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Wenn im Turm weitergebaut wird, zieht die Ausstellung in den Pavillon um. Denn da ist ja auch noch der Aufzug, mit dem die letzten 16,5 Meter bis zur Aussichtsplattform überwunden wurden, sodass die Höhenburg dann wirklich barrierefrei ist – die Bauherren dürften mit Blick aufs Konto dankbar sein, dass ihre Vorgänger sich nicht für den Aufbau des Turms in seiner Originalgröße von rund 30 Metern entschieden haben. Im Dezember ist der Einbau geplant. Und dann ist alles fertig. „Zu Weihnachten, wenn alles gut läuft“, hofft Markus Völkel. Rund eine Million Euro werden dann investiert sein, der Löwenanteil wird vom Land als Heimat-Zeugnis finanziert.

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Das Gewerkenhaus

Zu allererst abgeschlossen wurde die Sanierung des Gewerkenhauses vor der Burg, das 1975 aus dem Weidenauer Ortsteil Boschgotthardshütten dorthin versetzt wurde – in Siegen stand es der HTS im Wege. Mit einem Aufwand von 155.000 Euro – 70.000 Euro kamen aus Bundesmitteln – wurden Tür und Balken saniert, das Fachwerk angestrichen, Türen und Klappläden erneuert.

2007 übrigens befand ein Diplomand der Siegener Uni, alle nach 1961 errichteten Bauwerke auf der Ginsburg gehörten entfernt. Statt der falschen Historie, die in Wirklichkeit „freie Erfindung“ sei, schlug er einen neuen Turm, Hotel, Restaurant und Ausstellungsraum vor. Der Landeskonservator war großzügiger: Es handele sich um ein „beredtes Zeugnis einer Rezeptionsgeschichte, die von 1931 bis heute aus kaum sichtbaren Ruinenresten eine weithin erkennbare Landschaftsmarke und einen Ort internationaler Begegnung gemacht haben.“

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