Siegerland. Einsätze des Impfzentrums oder andere Angebote an Schulen scheinen kaum noch gefragt zu sein.

Beim Impfzentrum des Kreises liegen bisher keine Anfragen von Schulen vor, Corona-Schutzimpfungen für ihre Schülerschaft zu organisieren. Sollte es den Wunsch geben, „müsste das schnell passieren“, sagt Manuel Freudenstein aus der Pressestelle der Kreisverwaltung – denn Ende September ist Schluss, dann wird das Impfzentrum geschlossen und abgebaut.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Das ist das Angebot

Das Angebot steht: Der Impfzentrum würde eine Schule mit einem mobilen Team aufsuchen; dort könnten in einem ausreichend großen Raum zwei oder drei Impfstraßen eingerichtet werden. Das werde aber nur möglich sein, wenn sich genügend Schülerinnen und Schüler anmelden. Den Impfbus würde der Kreis in diesem Fall nicht einsetzen: „Zu klein, zu eng“ – jedenfalls für den Zweck, in kurzer Zeit möglichst viele Personen zu impfen.

Das ist die Nachfrage

Die Stadt Siegen habe „großes Interesse“, dass Schülerinnen und Schüler geimpft werden können, sagt Siegens Schuldezernent André Schmidt. Unterstützung leistet die Stadt, indem sie mit Plakaten und in Social Media für die Termine wirbt – zum Beispiel beim Weiterbildungskolleg in der Winchenbach. „Das haben wir für den ganzen Stadtteil erweitert.“ Oder in der Moschee in Geisweid. Auch um Impftermine an Schulen habe sich die Stadt frühzeitig bemüht, berichtet André Schmidt, deutlich vor den Kehrtwenden der Schulministerin: Erst sei das Impfen auf Berufskollegs beschränkt gewesen, dann doch für alle allgemeinbildenden Schulen geöffnet worden. Schließlich habe die Stadt die Vermittlung zwischen Schulen und Impfzentrum übernommen. Konkret sieht es so aus, dass für die Schulen auf dem Gierberg wohl der Einsatz mobiler Teams möglich wird. An der Gesamtschule Eiserfeld sollen erst Elternabende abgewartet werden.

Am Ende des Tages

Ungeimpft ist am Samstag ein 17-Jähriger aus dem Impfzentrum weggeschickt worden. Nur noch drei Impflinge waren gegen 18.30 Uhr dort, eine halbe Stunde nach der Schließungszeit – für sie sollte kein neues Vial geöffnet werden, weil dann die verbleibenden vier Impfdosen hätten vernichtet werden müssen. Der junge Burbacher musste am Montag wiederkommen.

Verständlich sei das, sagt sein Großvater Gerhard Becker, der über diese Erfahrung berichtet. Aber auch unbefriedigend: „Wenn sich ein junger Mensch schon mal zu der Impfung entschließt.“ Situationen wie diese kämen vor, bestätigt Manuel Freudenstein von der Pressestelle des Kreises: „Da muss man abwägen.“

Im Umland von Siegen scheint das Angebot des Impfzentrums eher ins Leere zu laufen. Christian Scheerer, Leiter der Clara-Schumann-Gesamtschule Kreuztal, würde sich das Impfmobil im Kreuztaler Schulzentrum wünschen. „Es ist ungünstig, mit einer großen Gruppe von Menschen nach Eiserfeld zu fahren.“ Nur: „Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie viele Impfwillige an unsere Schule sind.“ Allerdings gebe es Hinweise, dass zumindest in einigen Klassen bereits eine „sehr hohe Impfquote“ erreicht werde. Die Stadt Kreuztal werde Bemühungen der Schulen „natürlich unterstützen“, sagt Stadträtin Edelgard Blümel Nächstes Ziel, „sehr zeitnah, werde eine mobile Impfaktion in der Erlersiedlung sein.

Das Gymnasium Stift Keppel in Hilchenbach hat sich selbst geholfen. Zum Ende der Ferien wurde mit einer örtlichen Hausarztpraxis ein Impftermin zunächst für die über 16-Jährigen in der Schule angeboten – „mit relativ überschaubarer Nachfrage“, berichtet Schulleiter Dr. Jochen Dietrich. Derzeit läuft die Abfrage in allen Klassen mit über Zwölfjährigen. Um die 20 Interessierte „quer durch die ganze Schule“ würden da zusammenkommen, schätzt Dr. Dietrich. Dabei sei die Schule von einer Komplettimmunisierung „weit weg“. Das lässt sich an der Zahl der Testkits ablesen, die Woche für Woche neu bestellt werden müssen – da bleiben die Geimpften nämlich außen vor.

+++ Lesen Sie auch: Lehrer und Schüler in Siegen: Nur Impfen macht Schule sicher +++

„Wir haben keinerlei Druck aufgebaut“, betont Eckhard Göbel, Leiter des Gymnasiums Netphen. Ob jemand sich impfen lasse oder nicht, „ist eine sehr private, familiäre Entscheidung. Wir sind nicht diejenigen, die das beschleunigen oder bremsen.“ Die Schule bemühe sich aber um einen barrierefreien, unkomplizierten Zugang zu der Schutzimpfung. Zum Ferienende und zum Schuljahresbeginn hatten Gymnasium und Sekundarschule gemeinsam Termine angeboten, die von einer örtlichen Praxis betreut wurden. Sie wurden von rund 40 Jugendlichen wahrgenommen. Göbel schätzt, dass derzeit etwa 20 Prozent der Schülerschaft immunisiert ist. Mit der Schulpflegschaft werde nun darüber gesprochen, ob es weitere zentrale Impf-Angebote geben soll.

+++ Lesen Sie auch: Entscheidung nächste Woche: Impfungen an Siegens Schulen? +++

Die weiterführenden Schulen in Wilnsdorf haben sich in Absprache mit dem Schulträger entschieden, keine eigenen Impftermine in oder mit den Schulen anzubieten. „Wir würden den Aufwand nicht scheuen“, betont Sören Leopold, Leiter des Gymnasiums Wilnsdorf – aber der Blocktermine im Impfzentrum hätten wohl keinen großen Effekt. Denn ein Großteil der berechtigten Schülerinnen und Schüler sei bereits geimpft oder habe schon Termine vereinbart. Das hätten die Gespräche mit Schüler- und Elternschaft ergeben – an zusätzlichen Impfterminen mit der Schule habe es keinen nennenswerten Bedarf gegeben. Würde etwa das Gymnasium Wilnsdorf Termine im Siegener Impfzentrum blocken, müsste der Hin- und Rücktransport organisiert werden, außerdem müssten die Einverständniserklärungen der Eltern eingeholt werden – der überwiegende Teil der Schülerschaft ist noch minderjährig. Und da sich Schüler und Eltern ohnehin bereits kümmern würden, lohne es nicht, „wir würden gern jeden Aufwand auf uns nehmen, wenn es erforderlich sein sollte“, betont Leopold nochmals.

+++ Newsblog aus Siegen zu Corona +++

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++