Hilchenbach. Bürgerworkshop zum Kulturellen Marktplatz Dahlbruch: Wichtig ist vor allem der Treffpunkt für alle – am besten immer und ohne Termin.
Der Rohbau auf dem Kulturellen Marktplatz Dahlbruch wächst, im ersten Bauabschnitt das Haus der Alltagskultur mit den Räumen für Jugendcafé und Vereine sowie der Mehrzweckhalle, die die voriges Jahr abgerissene Sporthalle ersetzt. Derweil werden auch die Gedanken über das Innenleben der Gebäude konkreter: Am Donnerstag fand der Bürgerworkshop statt – ein Schritt weiter zum Konzept.
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Dr. Martina Taubenberger und ihr Team haben im evangelischen Gemeindehaus an der Sang Stationen aufgebaut: Pinnwände, um Ideen festzuhalten. Tische mit Stiften und bunten Karten. Und Stühlen, damit man sich auch zum Miteinanderreden setzen kann. Schließlich einen Stuhlkreis, die so genannte Fishbowl, in der sich Diskussionsrunden zusammen finden können. Die Kulturmanagerin, die im Auftrag der Stadt arbeitet, will „positiv gestaltende Lust in Gang bringen und dieses Projekt in Bewegung halten.“ In wörtlichen Sinn.
Was sind Bedenken,was sind Hoffnungen? Welche Utopien sind mit dem Kulturellen Marktplatz verbunden? Passt der Name überhaupt? Wer die Stationen abgeschritten ist, kann den Fragebogen ausfüllen – noch bis Monatsende läut die Bürgerbefragung, an der bis jetzt um die 200 Personen teilgenommen haben. Und oben auf der Bühne eine Wäscheklammer an der Leine festmachen. Je weiter links, desto ablehnender ist die Meinung zum Kulturellen Marktplatz. Im Laufe des langen Nachmittags – fünf Stunden, damit es sich nicht ballt – werden die meisten Klammern ziemlich rechts befestigt.
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Das ist bisher passiert
Im April hat Dr. Martina Taubenberger mit ihrem Team losgelegt. In Fokusgesprächen mit den Nutzergruppen, also Theater und Kino, Sport, Chöre, Senioren, Jugend, Migranten, soziale Initiativen. Was bringen sie ein, was wünschen sie? Vor allem aber: Was sind sie bereit zu verändern? „Das war herausfordernd.“ Muss aber sein. Migranten zum Beispiel, hat Dr. Martina Taubenberger erfahren, „sehen im Kulturellen Marktplatz eine große Chance.“ Um sie nicht zu enttäuschen, müssten sich die anderen Projekt für sie öffnen. Dazu gehören Konzessionen im Sport. Muslimische Mädchen können da nicht mit Jungen zusammen sein. Oder Jugendliche: „Die platzen fast vor Vorfreude.“ Treffen aber bei Älteren auch auf Vorbehalte. „Da kommen wir langsam an den Punkt, wo man darüber sprechen muss, dass jeder sich wohlfühlt.“
So läuft der Bürgerworkshop
An den Stationen sind die ersten Ideen-Karten gepinnt. „Er soll als zentraler Ort die Begegnung der Menschen fördern“, hat jemand notiert. Und ein anderer diese Vision: „Ich schaue auf viele Menschen, die den KMD genießen, während ich eine Tasse Kaffee trinken.“ Und: „Man kann gemütlich zusammen sitzen und jeder ist willkommen.“ Und: „Ein Ort für soziales Miteinander, nicht nur abends, sondern auch tagsüber.“ Und: „Ein freundlich eingerichteter Raum zur ‘zufälligen’ Begegnung ohne ‘Konsumzwang’.“
„Ich freue mich auf die neuen Räume“, sagt Mechthild Schäfer, die das Café International leitet, „und auf einen Treffpunkt, ohne dass man einen Termin hat.“ Wolfgang Weidt, pensionierter Lehrer, mahnt, an Kinder und Jugendliche zu denken. „Kinder gehören genau da hin“ – am besten möge die Stadt auch dort und nicht im abgelegenen Doktors Wäldchen in einen Spielplatz investieren. Ohne gescheite Busanbindung, sagt Weidt aber auch, wird es nichts mit der überregionalen Strahlkraft: Der öffentliche Nahverkehr nach Dahlbruch sei „eine Katastrophe“.
Bürgerbefragung
Die Bürgerbefragung zum Kulturellen Marktplatz Dahlbruch ist noch bis 31. August online: www.umfrage-hilchenbach.de . Dort wird nach Erwartungen und Wünschen gefragt, aber auch nach den bisherigen Nutzungsgewohnheiten der verschiedenen Einrichtungen in dem Kultur- und Freizeitzentrum - vom Hallenbad bis zum Kino, vom Café International bis zum Gesangverein.
Dr. Martina Taubenberger nimmt zur Kenntnis: Dass es keineswegs nur um neue Räume für voneinander getrennte Nutzergruppen geht – obwohl: „Jede Gruppe hat das Recht, unter sich zu sein.“ Sondern dass Zusammensein und Begegnung gewünscht werden. Dazu werde das Foyer vor dem Theater „glücklicherweise“ groß genug geplant, zum Beispiel auch für Ausstellungen. Die Gastronomie werde dazu ihren Beitrag leisten können. Und die technische Ausstattung sowieso: „Gutes WLAN ist schon mal die erste Grundvoraussetzung.“ Abgesehen davon: „Kino ist das inklusivste Kulturprojekt, das es gibt.“ Und das ist längst da.
Das kommt danach
Mit gemischten Nutzer-Workshops wird es weitergehen. Dort wird geklärt, wie Angebote gestaltet werden können, was die verschiedenen Gruppen zusammen machen können, wie miteinander und über den Kulturellen Marktplatz kommuniziert wird: Weniger über Beton, „man muss sich mehr auf die Menschen konzentrieren“, sagt Dr. Martina Taubenberger. In ihrem Abschlussbericht, den sie im Oktober vorlegt, soll es auch einen Vorschlag zur (Selbst-)Verwaltung des Zentrums geben. „Wir bringen ein paar Modelle mit.“
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Das war auch noch
Im Lauf des Nachmittags finden sich Politik und Verwaltung ein. „In der Bürgerbeteiligung steckt eine Menge Potenzial“, sagt Dr. Frank Luschei (Grüne), „das muss man nutzen.“ Ach ja – der Name. Nur zwei Zettel hängen an dieser Station „Kulturstätte Dahlbruch“, schlägt jemand vor. Auf einem anderen Zettel wird der „Kulturelle Marktplatz Dahlbruch" kreativ verfremdet: „Ku(ck) Ma Da“.
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