Siegen-Wittgenstein. Der Netphener Thomas Wüst kommt ins Kreishaus zurück. Als Jugend- und Sozialdezernent wird er Nachfolger von Helge Klinkert.
Thomas Wüst wird neuer Jugend- und Sozialdezernent des Kreises Siegen-Wittgenstein. Der 52-jährige Netphener hat sich im Bewerbungsverfahren gegen zahlreiche Kandidatinnen und Kandidaten durchgesetzt – nach Informationen dieser Zeitung mehr als 20, darunter durchaus auch bekannte Namen aus der Kommunalverwaltung. Der Salchendorfer tritt die Nachfolge von Helge Klinkert an, die Ende April aus dem Amt ausgeschieden ist.
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Derzeit Jugendamtsleiter in Wetzlar
Für Landrat Andreas Müller ist Wüst kein Unbekannter. Bis Anfang 2018 war er mehr als acht Jahre lang Sachgebietsleiter für „Soziale Dienste, Psychologische Beratung, Krisendienst“ in der Kreisverwaltung und damit unter anderem für den Regionalen Sozialen Dienst (RSD), Adoptionen, den Pflegekinderdienst und die Erziehungsberatung zuständig. Seit März 2018 leitet er das Jugendamt der Stadt Wetzlar.
„Ich freue mich sehr, dass Thomas Wüst zurück in die Kreisverwaltung kommt und künftig unsere zahlreichen, wichtigen Aufgaben im Sozial-, Jugend- und Familienbereich verantwortlich gestalten wird“, betont der Landrat: „Eines meiner zentralen politischen Anliegen ist es, möglichst allen Menschen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen. Ich weiß, dass Thomas Wüst das genauso sieht. Und deshalb bin ich überzeugt, dass er der richtige Mann an dieser Stelle ist und ich freue mich ganz außerordentlich auf die Zusammenarbeit“, so Müller.
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Der Landrat betont, dass Wüst die inhaltlichen Herausforderungen, vor denen die Region steht, noch aus seiner eigenen Arbeit im Jugendamt des Kreises sehr genau kennt. „Er ist bis heute beruflich und privat hervorragend in der Region vernetzt und kennt die wichtigen Akteure, etwa aus dem Bereich der freien Träger, persönlich. Gleiches gilt für die Kolleginnen und Kollegen im Jugend- oder Sozialamt des Kreises. Er ist ein absoluter Teamplayer und genießt große fachliche Wertschätzung“, unterstreicht Müller: „Das wird unter anderem auch daran deutlich, dass Thomas Wüst im Oktober 2018 in den geschäftsführenden Vorstand der ‚Bundesarbeitsgemeinschaft Allgemeiner Sozialer Dienste e.V.‘ mit Sitz in Münster gewählt wurde.“
Herausforderungen: Pflege, Teilhabe
Thomas Wüst selbst freut sich ebenfalls sehr auf die neue Aufgabe. Herausforderungen gibt es viele, macht er deutlich: Etwa im Bereich der ambulanten und stationären Pflege. „So hat das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurteil erst kürzlich entschieden, dass ausländische Fachkräfte – etwa osteuropäische Pflegekräfte – nicht mehr nur für die im jeweiligen Arbeitsvertrag festgelegte Stundenanzahl bezahlt werden dürfen, sondern für die gesamte Zeit, in der sie Dienst wie zum Beispiel Nachtbereitschaft leisten, entlohnt werden müssen. Das wird Konsequenzen haben, die wir aktuell überhaupt noch nicht abschätzen können. Es werden neue Modelle entwickelt werden müssen, die eine 24-Stunden-Versorgung sicherstellen“, erläutert Wüst.
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Auch das Bundesteilhabegesetz, das seit 2017 in mehreren Reformstufen in Kraft tritt, stellt die Akteure in diesem Bereich vor nie dagewesene Herausforderungen und kommt einem Paradigmenwechsel gleich. „Träger der Eingliederungshilfe, aber auch die Leistungserbringer müssen Strukturen und Prozesse anpassen. Der personenzentrierte Ansatz definiert zum Teil auch Verantwortlichkeiten neu. Das damit verbundene Ziel ist ein überaus wichtiges: Bei richtiger Umsetzung führt dies zu mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung“, sagt der künftige Dezernent. In diesem Kontext sieht er auch einen Teil der Reformen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes: „Kinder mit Behinderungen werden jetzt nicht mehr über ihre Beeinträchtigungen definiert, sondern zu allererst als Kind gesehen. Auch das ist ein längst überfälliger Blickwechsel, der Auswirkungen auf die Arbeit der zuständigen Behörden haben wird“, so Wüst.
Kommunale Verantwortungsgemeinschaften
Wichtig ist für den künftigen Jugend- und Sozialdezernenten, die Ortschaften, Städte und Gemeinden im Kreisgebiet mit ihren jeweiligen Besonderheiten individuell zu betrachten: „Die Bedürfnisse in Beddelhausen sind völlig andere als in Eiserfeld“, sagt Wüst: „Deshalb möchte ich Verantwortungsgemeinschaften vor Ort in den Sozialräumen und den Kommunen etablieren. Damit ist es möglich, sozial umsichtig zu agieren und passgenaue Lösungen und Angebote für die konkrete Situation vor Ort zu schaffen.“
Thomas Wüst ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er ist in Netphen geboren und lebt dort auch bis heute. Sein neues Amt wird er zum 1. Oktober antreten.
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