Siegen. Wolfgang Suttner, Vorsitzender des Deutschen Kunstrats aus Siegen, bezeichnet Aktion zur Silberweiden-Fällung als „vollkommenen Blödsinn“.
Der Schaden, der bei der im Rahmen einer „Kunstaktion“ vorgenommenen Fällung einer Silberweide entstanden ist, wird inzwischen auf mehr als 20.000 Euro geschätzt. Mit einem schweren Kran müssten die geteilten Holzstufen entfernt und anschließend wieder eingesetzt werden. Betroffen sei auch die Elektroinstallation, sagt Bürgermeister Steffen Mues. „Der große Baum hat einen recht hohen Wert und es ist nicht auszuschließen, dass auch Betonstufen zu entfernen sind, was möglicherweise zu einem noch höheren Schaden führen könnte.“
Keinen Reim machen kann sich der Bürgermeister auf die passive Rolle des Publikums. Womöglich seien viele „Teil der Aktion“ gewesen. „Spätestens als das Flatterband um den Bereich angebracht worden ist, sah es halbwegs offiziell aus. Vielleicht war die Aktion aber auch einfach nur so dreist und außergewöhnlich, dass mit sowas einfach niemand gerechnet hat.“
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Wolfgang Suttner: „Projekt ist danebengegangen“
„Künstler sind verpflichtet, Aktionen zu machen, die Klarheit haben und von den Menschen verstanden werden können.“ Sagt Wolfgang Suttner, Vorsitzender des Deutschen Kunstrats, nach wie vor stellvertretender Vorsitzender des Siegener Kunstvereins und pensionierter Kreiskulturreferent. Sein Urteil über die von Lena Hugger so genannte „Antuung“ ist vernichtend. „Hier versucht eine Künstlerin, sich selbst zu vermarkten. Das ist das Allerschlimmste.“ Performances oder Happenings dürften provozieren, aber niemals zerstören. Die Baumfällung damit zu begründen, Klimaschutzpolitik zu fordern, sei „vollkommener Blödsinn“: Das Bewusstsein dafür sei längst vorhanden.
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Mit ihrer Aktion habe die Künstlerin „überhaupt nichts erreicht“, sie habe sich lediglich den Zorn des Publikums zugezogen. Ein etwa angestrebter Erkenntnisgewinn werde so nicht erzielt, „deswegen ist das Projekt danebengegangen“. Auch das vorgetragene „verquaste Manifest“ mit seiner mythisch-religiös überhöhten Wortwahl („erlösen“, „opfern“) ändere daran nichts: „Jedem, der mit Sprache umgeht, dreht sich der Magen um.“ Lena Hugger missbrauche die in der Verfassung geschützte Freiheit der Kunst und provoziere Angriffe auf dieses Verfassungsgebot.
Vor 35 Jahren: Röhren in der Sieg
Wolfgang Suttner hat eigene Erfahrungen mit Provokationen: 35 Jahre ist „durchgehend geöffnet“ her, eine Aktion des damals von ihm geleiteten Kunstvereins: Da bekam die Bedürfnisanstalt am Obergraben ein Krönchen, zwischen Henner und Frieder wurde die Nachbildung einer Telefonzelle gestellt, auf der Kölner Straße waren auf einmal mit Plastikautos beklebte Zebrastreifen. Und aus der Sieg, damals noch unter einer Parkpalette versteckt, ragten fünf Alu-Röhren hervor – ein Jahr lang machte der Fluss so auf sich aufmerksam. Auch damals seien die Aufregung in der Stadt und der Unmut der Politik groß gewesen. „Da musste ich beim Bürgermeister antanzen.“ Aber die Botschaft sei verständlich gewesen: Die Siegplatte wurde abgerissen, die neuen Ufer entstanden.
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Den Vergleich mit anderen Kunstaktionen, die prominent geworden sind, findet Wolfgang Suttner erst recht nicht angemessen: In Kassel habe Jospeh Beuys zwar tatsächlich Parkplätze zerstört und sich die Wut mancher Verkehrsteilnehmer eingehandelt. An ihre Stelle habe er aber 7000 Eichen gepflanzt. Über diese „Stadtverwaldung“ sei die Documenta-Stadt heute „heilfroh“.
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