Siegen-Wittgenstein. Nach dem ersten Lockdown ist ein Drittel der Fahrgäste weggeblieben. Immer noch viele Zugausfälle gibt es auf der Siegstrecke von und nach Köln.

Die Züge im Bahn-Nahverkehr sind pünktlicher geworden – aber nicht, weil die Bedingungen auf der Schiene sich verbessert hätten. Sondern wegen Corona: Weil insgesamt weniger Züge fuhren, führte das zu einer „Entspannung der Streckenauslastung“, wie es im jetzt vorgelegten NRW-Qualitätsbericht heißt. „Dies führte zu einem generellen Abbau von Verspätungsrisiken sowie einer Verringerung von Verspätungsübertragungen auf andere Linien.“ Durch ein geringeres Fahrgastaufkommen wurden „Fahrzeitpuffer“ eingefahren, weil an den Stationen weniger Fahrgäste ein- und ausstiegen.

Vor der Pandemie waren 31 Prozent der Fahrgäste täglich mit der Bahn unterwegs, nach Juni 2020 nur noch 20 Prozent. Ein Drittel der – ehemaligen – Fahrgäste bleibt ganz weg.

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Das Gesamtbild

In Sachen Pünktlichkeit bekommen die Linien im Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) durchweg gute Noten. Nur der RE 16 auf der Ruhr-Sieg-Strecke nach Hagen und der RE 9 auf der Siegstrecke nach Köln werden mit 80 bis 89 Prozent Pünktlichkeit, also weniger als vier Minuten Verspätung, als „mittel“ eingestuft. Rothaarbahn, Hellertalbahn, Ruhr-Sieg-Bahn und Sieg-Dill-Bahn bekommen hohe Pünktlichkeit bescheinigt.

Bei den Zugausfällen sieht das Bild anders aus: Hohe Zuverlässigkeit mit höchstens 0,75 Prozent Ausfall wird allein dem Main-Sieg-Express bescheinigt. Dagegen fahren – auf der Sieg-Strecke – die Westerwald-Sieg-Bahn und der Rhein-Sieg-Express mit als niedrig eingestufter Zuverlässigkeit, was Ausfälle von mehr als 1,5 Prozent der Verbindungen bedeutet. Die anderen Linien liegen dazwischen mit Ausfällen zwischen 0,75 und 1,5 Prozent.

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Bei der Beurteilung der Stationsqualität spielen „Funktionalität“ (also zum Beispiel Fahrplaninformationen), Sauberkeit und Graffiti die Hauptrolle. Von den 279 Stationen in Westfalen-Lippe wurden 206 als „akzeptabel“ eingestuft. Im ZWS-Gebiet sind dies fast alle Stationen bis auf Niederschelden-Nord, Eiserfeld, Siegen-Geisweid und Kreuztal, die lediglich als „noch akzeptabel“ bewertet wurden. Der Hauptbahnhof Siegen wurde wegen der Baustellensituation ausgeklammert.

Als einzige reguläre Langsamfahrstelle im ZWS-Gebiet bleibt ein 200 Meter langes Stück der Rothaarbahn in Ferndorf auf der Liste. Dort hat das Eisenbahnbundesamt Tempo 40 statt der regulären 60 km/h angeordnet, weil die Sicht am Bahnübergang Aherhammer eingeschränkt ist. Die Stadt ist mit einer Schließung des Bahnübergangs nicht einverstanden, die Anlage muss daher neu geplant werden.

Drei Bahnunternehmen

Die DB Regio ist in Siegen nur noch mit dem Rhein-Sieg-Express vertreten. Dort steht die Neuausschreibung bevor, der Verkehrsvertrag läuft 2025 aus.

Die meisten Linien im ZWS-Gebiet betreibt die Hessische Landesbahn. Ihr Vertrag für die Westerwald-Sieg-, die Sieg-Dill-, die Rothaar-, die Hellertalbahn und den Biggesee-Express läuft bis 2030. Nur der Main-Sieg-Express wird bereits Ende 2025 neu vergeben.

Erster privater Bahnbetreiber auf Siegerländer Schienen war die Abellio. Sie hat die beiden Linien ins Ruhrgebiet bis Ende 2034 unter Vertrag.

Die Linien

Die Regionalexpress-Linien auf der Sieg- und der Ruhr-Sieg-Strecke schaffen nur befriedigende „gelbe“ Noten.

RE 9 Siegen-Köln-Aachen: 85,7 Prozent waren pünktlich, kamen also mit weniger als vier Minuten Verspätung an. Für den Rhein-Sieg-Express ist das ein Bestwert innerhalb der letzten fünf Jahre. 2,5 Prozent der Züge fielen aus oder fuhren nur auf einer verkürzten Strecke. Das ist die schlechteste Zuverlässigkeitsnote im Bereich des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS).

RE 16 Siegen-Hagen-Essen: 87,7 Prozent der Züge des Ruhr-Sieg-Express waren pünktlich. 2019 waren es nur 84,9, davor nur 82,9 Prozent. Im grünen Bereich über 90 Prozent war die Linie zuletzt 2016.

RE 99 Siegen-Gießen-Frankfurt: Der Main-Sieg-Express ist mit 90,4 Prozent Pünktlichkeit der einzige Regionalexpress im guten, grünen Bereich.

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Bis auf die RB 90 schneiden alle Regionalbahnen mit einer guten Pünktlichkeitsnote ab. Ausfallquoten von 1,5 Prozent und mehr haben allerdings die RB 90 (1,6 Prozent) und die RB 93 (1,5 Prozent).

RB 90 Siegen-Au: 88,8 Prozent – bis dahin war die Westerwald-Sieg-Regionalbahn immer über den 90 Prozent.

RB 91 Siegen-Hagen: Die Ruhr-Sieg-Bahn bleibt mit 92,0 Prozent eine der pünktlichsten Regionalbahnverbindungen im Bereich des Zweckverbandes Westfalen-Süd (ZWS).

RB 93: Betzdorf-Siegen-Bad Berleburg: Zum ersten Mal schafft die verspätungsanfällige Rothaarbahn eine Pünktlichkeit von 90 Prozent. 2016 waren es nur 77,3 Prozent; damals hatte also fast jeder vierte Zug mehr als vier Minuten Verspätung.

RB 95 Siegen-Dillenburg: Auf ihrer kurzen Strecke ist die Sieg-Dill-Bahn zu 96,3 Prozent pünktlich.

RB 96 Betzdorf-Dillenburg: Die Hellertalbahn erreicht 99,3 Prozent.

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