Siegen. Eine Kunstaktion eskaliert: Unter Begleitung von Streicherklängen wird am Siegufer eine Silberweide „geopfert“.

Es sollte eine „Kunstaktion“ sein: Am Freitagabend gegen 19.30 Uhr wurde der Stamm einer 15 Jahre alten Silberweide, die an den neuen Ufern der Sieg gepflanzt worden war, in einer Höhe von einem Meter mit einer Kettensäge abgesägt. Die „Antuung“ – so der Titel des „Happenings“ – wurde von Streichermusik begleitet. Der Baum wurde anschließend in die Sieg geworfen.

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Stadtführung mit „Konvulsionen und Ausbrüchen“

Angemeldet hatten die Veranstalter eine Stadtführung, die am Schleifmühlchen mit etwa 20 Teilnehmern begann. Die Aktion wurde von einem Anwohner gefilmt, so dass auch die Verantwortlichen ermittelt werden konnten: eine 24-jährige Frau und ein 29-jähriger Mann. Die Siegener Kunststudentin Lena Hugger und der Künstler Hagen Keller hatte eine „feierlich-andächtige Wanderung mit Streichern des Deutschen Sinfonieorchesters“ angekündigt.: „Wir müssen auf abrupte Konvulsionen und Ausbrüche vorbereitet sein.“

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Nach Aussagen eines Landschafts- und Gartnermeisters kann die Aktion die Verantwortlichen über 10.000 Euro kosten. Denn die hölzernen Sitzflächen müssen in dem Bereich entfernt werden, ebenso große Teile der Treppenanlage abgebaut. Anschließend muss das Wurzelwerk der rund 15 Jahre alten Silberweide mit einem Bagger ausgebaggert werden, um anschließend eine neue Silberweide einzupflanzen.

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In einem Flugblatt wird die Motivation der Veranstaltung erklärt: Corona-Pandemie und Hochwasserkatastrophe zeigten, dass der Mensch sich nicht länger als der Natur übergeordnetes Wesen begreifen dürfe. „Der Baumstumpf ist auch eine klaffende Wunde in allen Menschen“, heißt es. Jetzt werde einer der Bäume geopfert, „die wir uns in die Architekturentwürfe unserer neuen Städte gezeichnet haben, um unser Gewissen auf dem Weg zur Arbeit ein wenig ruhig zu stellen.“

Die Polizei deutet dieses Bekenntnis als politische Aussage, sie hat den Staatsschutz eingeschaltet. Siegens Bürgermeister Steffen Mues hat im Namen der Stadt Siegen Anzeige erstattet. Mues auf Facebook: „Schlimm, was für Idioten es gibt.“

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