Ferndorf. Die Ferndorfer Zitzenbach hat es in die „111 Orte“ und auf die Konzertbühne geschafft. Seit zehn Jahren gibt es einen Förderverein
Man geht durch den Wald – und auf einmal öffnet sich das Tal: Das Naturfreibad in der Zitzenbach ist zwar längst kein Geheimtipp mehr. Aber ein besonderer Ort: „Ein identitätsstiftender Ort für alle – ohne Ansehen der Person, des Einkommens oder der Herkunft“, sagt Anne Spies, Vorsitzende des Fördervereins Naturfreibad Zitzenbach, der vor zehn Jahren gegründet worden ist.
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Kult: Eine eigene Komposition
Die Zitzenbach hat es in das Ranking der „111 Orte in Siegen-Wittgenstein, die man gesehen haben muss“, geschafft: „Gut versteckt und immer offen“, so wird es dort beschrieben. Und besungen wird es auch: Einfach begeistert – wie in dem Lied, das eine 81-jährige Badbesucherin im Herbst 2015 gereimt hat: „Hinein in das herrliche frische Nass, wir freuen uns wie Kinder und haben viel Spaß.“ Und prominent, wie von dem Ferndorfer Komponisten und Pianisten Volker Bertelmann („Hauschka“), der dem Freibad in seinem 2008 erschienenen Ferndorf-Zyklus ein eigenes Instrumentalstück gewidmet hat. „Ein Kultbad“, sagt Anne Spies.
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Die letzten zehn Jahre: Engagierter Förderverein
Im April 2011 initiierten Elfrun Bernshausen und der in diesem Jahr verstorbene Helmut Nölling die Vereinsgründung mit dem Ziel, das Freibad finanziell, materiell und ideell zu unterstützen – in der Stadt gab es gerade eine Diskussion, sich von den Naturfreibädern zu trennen: Die Gemeindeprüfungsanstalt fand, dass Kreuztal sich neben dem Warmwasserfreibad in Buschhütten nicht auch noch die damals noch vier Naturfreibäder in Krombach, Eichen, Ferndorf und Kredenbach leisten müsse. Gründungsvorsitzende war Anne Spies, die dieses Amt nach wie ausfüllt. Elfrun Bernhausen: „Ohne diesen unermüdlichen Einsatz wäre der Verein lange nicht so erfolgreich gewesen, deshalb danken wir Anne Spies neben den vielen anderen engagierten Mitstreitern besonders.“
Mitstreiter gesucht
Im und rund um das seit 1927 bestehende Naturfreibad gibt es immer genug zu tun. Insofern freut sich der Verein über neue Mitglieder oder auch Spenden. „Menschen, die dieses Bad, diesen wunderbaren Ort schätzen und lieben, können so zu seinem Erhalt beitragen“, ermuntert Anne Spies zum Mitmachen. Kontakt über foerderverein-zitzenbach@t-online.de.
In enger Kooperation mit der Stadt Kreuztal wurde so einiges bewegt, um das Naturfreibad nicht nur zu erhalten, sondern immer attraktiver zu gestalten. So wurden das Schwimmmeisterhäuschen saniert sowie Strom- und Telefonkabel vom Loher Weg bis zum Freibad verlegt. Für die kleinen und großen Besucher wurden eine Rutsche installiert, das Außengelände mit Bänken sowie Sonnenschirmen ausgestattet und Spiel- und Sportgeräte zum Ausleihen beschafft. Auch in die Technik wurde investiert: So wurden die Rasengitter am Damm neu befestigt, das Durchschreitebecken neu gestaltet und zuletzt auf Initiative und Kosten des Vereins eine elektronische Steuerung für die Wasserzufuhr eingebaut.
Den meisten Besuchern sind die jährlichen Mittsommernachtsfeste mit Unterhaltungsprogramm für Jung und Alt auf dem illuminierten Freibadgelände in guter Erinnerung. „Diese werden in der Nach-Corona-Zeit sicher wieder stattfinden“, betont Anne Spies.
Manche gehen ganzjährig in Ferndorf baden
Jährlich säubert die Stadt Kreuztal das Schwimmbecken und hält während der Sommerzeit geregelte Öffnungszeiten mit geschultem Personal vor. In dieser Zeit wird die Zahl der Besucherinnen und Besucher registriert. 2020 war das Bad in der Zitzenbach offiziell an 65 Tagen geöffnet, 4126 Besucher wurden gezählt. In guten Sommern vor der Pandemie ist mehr los: 2018 zum Beispiel registrierte die Stadt an 92 Öffnungstagen 8129 Badegäste.
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Elfrun Bernshausen: „Wir freuen uns über die Zusage der Stadt Kreuztal, bei Absinken des Wasserstandes auch in diesem Jahr notwendiges Frischwasser zuzuführen, um die hygienischen und sicherheitsrelevanten Vorgaben der städtischen Freibäder zu erfüllen.“
Auch außerhalb der Öffnungszeiten nutzen Schwimmbegeisterte das Naturfreibad, im Frühjahr und bis in den Herbst hinein, wenn das Wasser allenfalls noch frische 16 Grad Temperatur hat, manche sogar ganzjährig – wenn es nicht zugefroren ist: Dann aber ist die Eisfläche willkommenes Ziel fürs Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen.
Die Anfänge: Einsatz für den Reichsarbeitsdienst
1920 regte Rektor Robert Flender an, in Ferndorf etwas für die „Körperertüchtigung der Jugend“ zu tun. 1924 beschloss der Gemeinderat, den Weiher im Zitzenbachtal von Arbeitslosen aus- und umbauen zu lassen. 1927 wurde der Badeweiher schließlich fertig: Der freiwillige Arbeitsdienst hatte aus seiner Baubude eine Umkleidehütte gemacht, hölzerne Treppen ins Wasser gebaut und mit drei Holzpfählen einen Nichtschwimmerbereich abgetrennt, in den ein paar Zementplatten gelegt wurden.
Beim Ausbau der B 508 in den 1960er Jahren blieben Bordsteine übrig: Die wurden zur Uferbefestigung verwendet. 1966 wurde der Rand des Nichtschwimmerteils betoniert, die Liegewiese geebnet und ein Bademeisterhäuschen mit Umkleide und Toilette errichtet. Die DLRG eröffnete eine Jugendschwimmschule.
Seit der kommunalen Neugliederung 1969 ist das Freibad in der Regie der Stadt Kreuztal, die 2004 die Dammkrone und die Einfassung des Nichtschwimmerbereichs sowie das Sprungbrett erneuern ließ.
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