Siegen. Der Siegener Arzt Dr. Florian Becher und sein Team verimpft im Café Naschwerk von Markus Podzimek Biontech an spontan Impfwillige. Große Resonanz

Darf’s noch eine Impfung dazu sein? Das Café Naschwerk verband am Freitag das Angenehme mit dem Nützlichen: Wer sich vor Ort impfen ließ, bekam ein Eis dazu. Gratis. Dr. Florian Becher von der Gemeinschaftspraxis Becher & Klock in Geisweid hatte die Aktion mit seinem Freund und Nachbarn Markus Podzimek, Inhaber des Naschwerk, initiiert.

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Podzimek war von der Idee sehr angetan: „Das Naschwerk ist sehr zentral, da kann jeder vorbeikommen, vielleicht auch ein paar Spontanbesucher. Hier erreichen wir die Leute, denn sie sind ja sowieso schon hier.“ In den Impfzentren brauche es Termine und Unterlagen, „vielleicht hat das einige Leute abgeschreckt. Bei uns geht das Impfen ganz schnell, ohne komplizierte Vorbuchung und Formulare. Man muss einfach nur mit Personalausweis und, wenn vorhanden, dem Impfpass vorbeikommen“.

Hohe Impfquote im Interesse der Gastronomie in Siegen-Wittgenstein

Für Podzimek ist die Impfaktion auch eine Frage gesellschaftlichen Engagements – und durchaus im Interesse der Gastrobranche. „Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass wieder Normalität einkehren kann. Die Impfung ist ein wichtiger Schritt dorthin; auch, um einen erneuten Lockdown im Winter zu verhindern“, betont er. Das Naschwerk sei bekannt in der Region, man genieße viel Vertrauen, wolle daher mit gutem Beispiel vorangehen.

Vor der Naschwerk-Lounge bildete sich eine Schlage von Impfwilligen.
Vor der Naschwerk-Lounge bildete sich eine Schlage von Impfwilligen. © Clara Wanning

Für die Impfaktion wurde die Lounge des Naschwerks, im unteren Teil des Sieg-Carrés gelegen, zur Mini-Praxis umgewandelt: Zwischen Impfdosen, Spritzen, Pflastern, Desinfektionsmittel und Notfallkits wurden die Impflinge von den Beschäftigten der Gemeinschaftspraxis betreut. Das Interesse war groß. Die ersten Interessenten waren schon morgens da, lange bevor das Impfen um 13 startete. Auch in den sozialen Netzwerken hatte die Aktion die Runde gemacht.

Der Ablauf: Routiniert und zügig. Dr. Becher nahm Anmeldungen und Versicherungsdaten entgegen, seine Praxis übermittelt die Zahl der Geimpften ans Robert-Koch-Institut. Fabian Schmidt, ebenfalls Arzt der Praxis, überprüfte die Aufklärungsbögen, trug Nachweise in Impfausweise ein oder stellte bei Bedarf neue aus. Die Impfungen selbst führten Vivien Wasielewski und Heike Jung durch, Arzthelferin und Krankenschwester. Das eingespielte Team engagierte sich außerhalb der Praxiszeiten, „wir machen das in unserer Freizeit“, erzählt Fabian Schmidt. In der Praxis werde geimpft, seit das möglich ist, sagt er, „die Aktion ist auch für uns ein neues Erlebnis“.

Impfbereitschaft in Siegen-Wittgenstein auch unter jungen Menschen hoch

„Wir versuchen einfach, so viele Leute wie möglich zu impfen“, sagt Arzthelferin Wasielewski. „Vor allem viele junge Leute möchten sich impfen lassen, hatten aber bisher wenig Gelegenheit dazu.“ In der Praxis kämen laufend Anrufe Impfwilliger, die Bereitschaft sei nach wie vor hoch. Auch Heike Jung ist positiv überrascht von der Resonanz: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut läuft, dass so viele da sind“.

 Krankenschwester Heike Jung impft an diesem Tag im Akkord. 
 Krankenschwester Heike Jung impft an diesem Tag im Akkord.  © Clara Wanning

Auch die Teilnehmenden sind insgesamt angetan, Nutzen und Einfachheit der Aktion seien sehr positiv zu sehen. Eine Schülerin betont, sich nun besser geschützt zu fühlen, wenn es zurück in die Klassen gehe. Zudem könne sie sich nun im Urlaub mit Freunden treffen. Vor allem jüngere Leute würden profitieren, finden zwei Männer in der Schlange: Das Impfen biete ja nicht nur Schutz für einen selbst, sondern auch für andere.

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