Weidenau. Der Betriebsrat kritisiert die angekündigte Schließung von Benteler Automobiltechnik in Weidenau in scharfen Worten – menschlich wie fachlich.

Die angekündigte Schließung von Benteler Automobiltechnik in Weidenau hat den Betriebsrat der Benteler Automobiltechnik und Benteler Laser Application in mehrerlei Hinsicht massiv irritiert.

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Einerseits seien Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall „von den Entscheidungen des Managements aus der Zentrale in Paderborn und Salzburg bei der Arbeitnehmerveranstaltung am 1. Juli … entsetzt und überrollt worden“, wie es in einer Mitteilung heißt. Und andererseits: „Die Art und Weise mit welcher unfassbaren Dreistigkeit, emotionaler Lustlosigkeit und unbeschreiblicher Kaltschnäuzigkeit sich Arbeitgebervertreter den circa 150 anwesenden Mitarbeitern mit der Nachricht ihrer zukünftigen Arbeitslosigkeit präsentierten, um sie dann in Urlaub zu schicken, ist selbst eingefleischten Gewerkschaftssekretären und erfahrenen Betriebsräten noch nicht entgegengebracht worden. Respektloser geht’s nicht mehr.“

Siegen: Belegschaft von Benteler Automobiltechnik in Weidenau war zu Opfern bereit

Das Vertrauen, das die 270 Mitarbeiter am Standort Weidenau „wiederholt über die letzten vier Jahre ins Unternehmen mit Verschiebung von Lohn und Tarifzusatzleistungen, Sozialleistungen, Stundenkonten, Kurzarbeit und vielen Opfern im sozialen Bereich in Familie und Vereinen durch angepasste Schichtarbeit eingebracht haben, wird mit einem leidenschaftslosen: ,Wir müssen das Werk Weidenau 2022 schließen’ gebrochen“. Dass Märkte, Preise oder Absatzfragen sich verändern, „dies geschieht Mitbewerbern auch“, schreibt der Betriebsrat. Leider sei es „dem Management in den letzten Jahren oder Jahrzehnten nicht gelungen, Benteler auf den richtigen Kurs zu führen“.

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Ohne Vorwarnung, ohne Gespräche über Konzepte, ohne Vorschläge oder Anhörung des Betriebsrats seien Entscheidungen getroffen worden, „die 270 Existenzen vernichten“. Es sei, „entgegen der Pressemitteilung der Benteler Automobiltechnik nicht richtig, dass es bereits Gespräche mit den Betriebsräten gegeben hat“ – vor Ort in Weidenau zumindest nicht. Der Betriebsrat moniert zudem, dass seine Mitglieder in den entsprechenden Gremien seit Jahren von Führungskräften „ignoriert und als dumme Menschen abgetan“ würden.

Benteler: Werk in Siegen-Weidenau wird geschlossen – in Brasilien eines eröffnet

Ende 2020 sei noch verkündet worden, dass Banken das Geld für die Rettung von Benteler bereitstellten und dass keine Standorte geschlossen würden. Am Tage der Verkündung zur Schließung des Werkes Weidenau sei in Brasilien ein neues Werk eröffnet worden – das sei „paradox“: „Wir haben kein Problem, dass wir in Siegen zu viele Beschäftigte haben, wir haben ein Problem, dass uns zu wenig Arbeit an Bord geholt wird beziehungsweise an andere Standorte verlagert wird, um uns klein zu rechnen“, betont der Betriebsrat.

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