Dahlbruch. Nach acht Monaten Pandemie-Pause laufen im Viktoria-Kino in Dahlbruch wieder Filme. Mit der ersten Woche ist Inhaber Jochen Manderbach zufrieden.

Einigen Filmfans wäre es egal gewesen, was Jochen Manderbach am ersten Abend nach acht Monaten Lockdown im Viktoria gezeigt hätte: Sie wären nach der langen Zeit des Verzichts auf jeden Fall gekommen, das hatten sie angekündigt. Zu sehen gab es dann am 1. Juli „Neues aus der Welt“, einen Western mit Tom Hanks. Der ist zwar eine Netflix-Produktion und bereits seit im Februar im Programm des Streamingdienstes. „Aber Western sind für die große Leinwand gemacht“, sagt Jochen Manderbach.

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Der Viktoria-Chef muss es wissen, er ist immerhin selbst Westernfan; und Cineast ist er sowieso. Noch im Mai ging er davon aus, den Betrieb erst wieder im September aufnehmen zu können. Doch mit sinkenden Inzidenzzahlen ging es schließlich schneller. Schon am 30. Juni startete er mit einer Schulvorstellung, „Gott, Du kannst ein Arsch sein!“ mit Til Schweiger und Heike Makatsch, zwei weitere Schulvorstellungen folgten am 1. Juli mit Christopher Nolans „Tenet“ und der deutschen Abenteuerkomödie „Catweazle“. Letztere – mit Otto Waalkes in der Rolle des kauzigen Hexenmeisters – eröffnete auch das Programm am Nachmittag. 32 Leute kamen. Klingt nicht viel für ein Kino mit 364 Plätzen, ist aber für einen Schultag unter der Woche völlig normal, wie Jochen Manderbach sagt: „Donnerstage sind kein Maßstab.“

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Seitdem haben rund 400 Besucherinnen und Besucher allein „Catweazle“ im Dahlbrucher Filmtheater gesehen, inklusive der rund 100 Jungen und Mädchen aus den Schulvorführungen kamen in Woche 1 nach dem Lockdown 658 Menschen. „Ich bin zufrieden“, sagt der Kino-Inhaber. „Catweazle“ habe er für den Neustart ausgewählt, weil der Familienfilm eine große Bandbreite abdecke – viele Erwachsene würden ihre Kinder begleiten, weil sie die Hauptfigur noch aus der britischen Serie aus den 1970ern kennen. Und um 20 Uhr am Abend gibt es die deutsche Komödie Es ist zu Deinem Besten“ und eben „Neues aus der Welt“.

Kino am Wochenende

Am Freitag, 9. Juli, läuft ab 16.30 Uhr „Catweazle“, ab 20 Uhr „Es ist zu Deinem Bestem“.

Samstag, 10., und Sonntag, 11. Juli: „Catweazle“ jeweils ab 15 und 17.30 Uhr; ab 20 Uhr „Es ist zu Deinem Besten“ (Samstag) und „Neues aus der Welt“ (Sonntag.

„Ich möchte den Juli nutzen, um nach acht Monaten langsam hochzufahren“, sagt Jochen Manderbach. Als „Nachspieler“ dauere es beim ihm etwas länger, bis die neuesten Filme zu sehen sind – zum Start werden die großen Produktionen in der Regel in den Cine- und Multiplexkinos gezeigt. Nun zeichnet sich das zigfach preisgekrönte Viktoria aber sowieso dadurch aus, dass es ein besonderes Programm bietet, dass die dort präsentierten Filme nach Kriterien ausgewählt sind, die über die reine Spekulation auf möglichst hohe Einspielergebnisse hinausgehen. Anders als manche Kolleginnen und Kollegen hat Jochen Manderbach deshalb auch kein Problem, mitunter Filme zu zeigen, die es bereits im Streaming oder schon auf DVD gibt – „wenn der Film auf der Leinwand Mehrwert hat“. Es gebe einfach Titel, „die kann man sich auf einem Fernsehbildschirm nicht angucken“.

Viktoria-Kino in Dahlbruch: Corona-Konzept garantiert die Mindestabstände

Corona sei für das Publikum in der ersten Woche nicht so sehr das Thema gewesen, sagt Jochen Manderbach. Der große Saal wird im Schachbrettmuster besetzt, Abstände können also gewahrt bleiben. Die Maskenpflicht am Platz fällt am Freitag, 9. Juli. Was in den kommenden Monaten – wie in jedem anderen Jahr auch – ein gewichtiger Faktor sein wird, ist das Wetter. Kinobetreiberinnen und -betreiber „freuen sich über einen verregneten Sommer“, hält Jochen Manderbach mit einem kurzen Lachen fest.

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Schwierig gestaltet sich der Blick in die Zukunft. Das Viktoria hat die Baustelle für den Kulturellen Marktplatz vor der Tür, vor allem aber auch das Problem, das alle anderen Betriebe ebenfalls haben: dass niemand weiß, wie sich die Pandemie entwickelt. Reihen wie „Kino ohne Altersbeschränkung“ oder „Frauenkino“ zu planen sei deshalb schwierig.

Pandemie und Lockdowns: Unsicherheit in der Filmbranche ist nach wie vor groß

Das gesamte Filmgeschäft sei verunsichert, sagt der Viktoria-Chef, „die Branche läuft zwar, aber unter Vorbehalt, mit Plan B und C“. Deutlich werde das am neuen James Bond, „Keine Zeit zu sterben“: Für die Werbeaufsteller im Foyer seien Aufkleber gekommen, um den bisherigen Starttermin zu verdecken – ohne aber einen neuen zu nennen. Vorgesehen sei der 30. September, aber sicher ist derzeit eben fast nichts. Und kein Studio wolle einen Multi-Millionen-Dollar-Blockbuster auf die Leinwände bringen, wenn das Risiko besteht, dass eine Woche später die Projektoren wieder aus bleiben.

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