Siegen/Limburg. Limburg an der Lahn wurde deutschlandweit wegen Geldverschwendung für den neuen Bischofssitz bekannt. Zu bieten hat die Stadt aber weit mehr.

Limburg hat vieles zu bieten: Fachwerkhäuser, schöne Plätze, die schiffbare Lahn, einen farbenfrohen Dom und neuerdings auch ein besonderes Museum mit Beispielen ungezügelten Protzes.

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Der Dom ist für die Stadt Limburg mindestens so wichtig wie der Kölner Dom für die Stadt am Rhein. Schon von weitem fällt er ins Auge und das nicht nur wegen seiner Farbenfreude. Dass ausgerechnet der Dom und sein Umfeld ab 2008 für einige Jahre ins Gerede kamen, lag vor allem an dem neuen Kirchenfürsten von Limburg.

Limburg: Der verschwenderische Bischofssitz ist heute ein Musuem

Franz Kamphaus war 25 Jahre lang als Bischof eine prägende Persönlichkeit Limburgs, geradlinig, bescheiden, ein Mann klarer Worte. Wenn er predigte, machte er das oft nicht von der Kanzel aus, sondern ging zu den Leuten in die Bankreihen und sprach frei. Als Privatwagen fuhr er einen VW-Käfer. Sein Nachfolger im Bischofsamt, Franz-Josef Tebartz van Elst, erwies sich als das genaue Gegenteil: Eine rheinische Frohnatur mit dem Hang zur Geldverschwendung. Nicht seines eigenen, sondern das seiner Kirche.

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31 Millionen offiziell, man munkelt, es sei noch deutlich mehr gewesen, ließ er sich für die Aufhübschung seines Dienst- und Wohnsitzes genehmigen, davon mehr als 6 Millionen für seine geräumige Dienstwohnung. Die war bischöflich ausgestattet mit Sauna und einer freistehenden Badewanne. Und auch das Zierfischbecken war kein Schnäppchen und schlug mit 213.000 Euro zu Buche. Ein Dienstwagen der Oberklasse kam hinzu. Und Dienstflüge? Natürlich in der Business Class. Man gönnt sich ja sonst nichts. Letztendlich war Tebartz van Elsts teures Limburger Gastspiel schon nach sechs Jahren beendet. Die bundesweite Berichterstattung und die Empörung der kirchlichen Basis fegten ihn hinweg. Da ihn keiner haben wollte, nahm der Vatikan ihn. Dort bekleidet der Protz-Bischof inzwischen im päpstlichen Rat das wichtige „Amt zur Förderung der Neuevangelisierung“ und bezieht aus Kirchensteuergeldern eine angemessene finanzielle Entschädigung: 5500 Euro als Pension und 3000 Euro für seine Tätigkeit in Rom. Ein wahrer Doppelverdiener.

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Doch genug des Spottens: Dem Bischof emeritus verdankt Limburg sein interessantestes Museum. Denn man kann den Protz-Tempel von Tebartz besichtigen: Den Konferenzraum, die 120 wertvollen Gemälde, darunter ein Portrait seiner selbst. Und natürlich die berühmteste freistehende Badewanne der Welt, direkt neben der Sauna mit Regenwalddusche. Es lohnt sich also, nach einer Besichtigung des beeindruckenden Doms und seiner Außenanlagen, dessen Buntheit das Auge fasziniert, und nach einem Besuch der Ruhestätte verstorbener kirchlicher Würdenträger nebenan noch zum Domplatz zu gehen und diesem Monument des menschlichen Verschwendungswahns einen Besuch abzustatten.

Limburgs Altstadt: Fachwerk, Gassen und viele italienische Restaurants

Enge Gassen, schöne Fachwerkhäuser, kleine, manchmal versteckte Plätze, aber auch manche architektonische Geschmacklosigkeit prägen das Stadtbild Limburgs. Als Garnierung kommen kleine, aber feine Läden hinzu, in denen mal edle Seifen und feines Geschirr oder auch Köstlichkeiten aus Schokolade oder exklusive Mode präsentiert werden. Schön vor allem der Fischmarkt mit dem historischen Rathaus und wenige Schritte weiter das Café Will, das älteste Caféhaus der Stadt.

Tipps

Die Lahn vom Schiff aus: Die „Wappen von Limburg“ fährt am Mittwoch und am Freitag zur schönsten und längsten Tour von Limburg über Diez nach Balduinstein und wieder zurück (Abfahrt 13.20, Ankunft 17.30), an anderen Tagen auch kleinere Strecken.Im historischen Rathaus am Fischmarkt 21 werden bis Anfang September Schwarz-Weiß-Fotos unter dem Titel „Mitternachtsspaziergang“ präsentiert.Den besten Blick auf den Dom hat man von der Mitte der alten Lahnbrücke aus, die von 1315 bis 1354 erbaut und nach der Kriegszerstörung 1946/47 wieder aufgebaut wurde.

Fast versteckt, aber gemütlich: der Dr. Schirmacher-Platz, dem Stadtplaner Limburgs gewidmet, der sich für die Erhaltung der Altstadt große Verdienste erworben hat. Der zentrale Kornmarkt jedoch präsentiert – sagen wir es mal freundlich – besseren Durchschnitt. Parkplätze vor einer großen Bankfiliale und ein Maklerbüro edler Immobilien im ehemaligen „Goldenen Hirschen“ stören das Gesamtbild der Altstadt nachhaltig.

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Eins jedoch ist unvergleichlich: Eine Italiener-Dichte, die an Napoli erinnert. Auf deren Tischen in den Gassen dominieren Prosecco oder Aperol-Spritz mit Pizzen oder Pasta. Eine Bussi-Bussi-Kultur wie im sonnigen Süden, aber mitten in Limburg. Wobei festzuhalten ist: Viele „Italiener“ werden inzwischen von Gastronomen aus anderen südlichen Ländern betrieben. Und: Die beste italienische Küche kann man genießen, wo man sie gar nicht vermutet: Im Garten von „Fellini“ in der Frankenstraße, eine Oase eingerahmt von Zweckbauten aus Beton. Aber: Was auf den Teller und ins Weinglas kommt, ist großartig.

Von Limburg nur einen Katzensprung weit weg: Der Rosengarten Hadamar

Die berückende Blumenpracht im Rosengarten Hadamar
Die berückende Blumenpracht im Rosengarten Hadamar © Unbekannt | Wolfgang Leipold

Man kann den Besuch Limburgs mit einem Abstecher nach Hadamar kombinieren. Was der „Verein der Rosenfreunde Hadamar“ seit 1995 in der Nähe des Friedhofs oberhalb der Stadt entwickelt hat, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Man muss hinfahren und eintauchen in eine Welt voller Blumen, Blüten, Beete, Bögen, Büsche.

Der liebevoll gepflegte Garten ist ganzjährig geöffnet und bietet neben Rosen je nach Jahreszeit die Gewächse der Saison: Beim Besuch Ende Juni Rittersporn, der jeden Gartenfreund vor Neid erblassen lässt. Ein kleines Manko sei angemerkt: Der Rosengarten ist nicht leicht zu finden und müsste eine bessere Beschilderung bekommen. Tipp: Ins Navi die Straße „Auf dem Herzenberg“ eingeben.

Die 70 Kilometer von Siegen nach Limburg sind in gut einer Stunde zu schaffen. Aber Vorsicht: Entlang der Strecke befinden sich gut getarnte Blitzer modernster Bauart.

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