Hilchenbach. Im neuen Sozial- und Jugendausschuss hat die Hilchenbacher Jugend zwar kein Stimmrecht, aber eine Stimme.
„Be(You)tiful“, „Push yourself“, „Bitte deinen Senf dazu“, „Push on air“: Manche Namen der Projekte, die das Kinder- und Jugendbüro und der Jugendförderverein Push stemmen, haben klingende Namen. Bei anderen steht einfach drauf, was drin ist: Wochen gegen Rassismus, internationaler Mädchentreff… Die Fülle beeindruckt die Älteren in der Kommunalpolitik immer: „Ihr holt mehr raus, als rauszuholen ist, und das schon seit Jahrzehnten“, stellt Dr. Tim Bernshausen (SPD) fest, der Vorsitzende des Jugend- und Sozialausschusses, der gut sieben Monate nach Beginn der Wahlperiode zum ersten Mal zusammenkommen darf. Tomas Irle (CDU) nennt es „beachtlich, was wir in unserer kleinen Kommune hinbekommen“. Die Hilchenbacher Aktivität werde auch kreisweit beachtet, weiß Renate Becker (UWG). „Ohne Ehrenamt würde das nicht funktionieren“, sagt sie aber auch.
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Neue Stimmen
Erstmals mit am Beratungstisch sitzt Max Langenbeck als Vertreter des Jugendforums. Er und Mandana Krämer berichten über die Online-Kampagne gegen Rassismus, über das Planet-Push-Festival und über das Treffen mit Dr. Martina Taubenberger und ihrem Team, die das Konzept für den Kulturellen Marktplatz erarbeiten. „Wir hatten das Gefühl, dass uns zugehört wurde“, sagt Mandana Krämer – dass das nicht immer so war, spricht an dieser Stelle niemand aus.
Als Ausschussmitglied, wenngleich ohne Stimmrecht, darf Max Langenbeck nun auch da seine Meinung sagen, wo das Jugendforum früher nicht gefragt worden wäre. Und das tut er auch, nachdem der Ausschuss einstimmig dem Antrag der FDP-Fraktion gefolgt ist, eine gefällige Gestaltung der Stützmauer am Allenbacher Kreisel zu organisieren, die allerdings nicht der Stadt gehört. „Schon ansprechend, nicht so eine Art abstrakte Kunst“, präzisiert Renate Becker (UWG).
Freie Wand für Graffitis
Es geht um die dort schon entstandenen Graffitis. „Ich glaube nicht, dass man solche Subkulturen aufhalten kann“, sagt Max Langenbeck. Und: „Die Graffitiszene findet Auftragskunst ziemlich scheiße.“ Er unterstützt die Forderung von Sven Wengenroth (Linke), die „Freewall“ für Graffitis am Kulturellen Marktplatz wieder vorzusehen, so wie vorher auch am Jugendcafé No Limits. „Über eine zweite Wand würden wir uns auch freuen.“ Vorsitzender Dr. Tim Bernshausen (SPD) ist auf seiner Seite: „Menschen brauchen Raum, um sich auszudrücken.“
Am Mühlenweg wird noch gearbeitet
Der Dirt Bike Park am Mühlenweg soll noch vor den Sommerferien wieder eröffnet werden. Derzeit sind die Ehrenamtlichen dabei, die Erdhügel neu zu befestigen – solches gemeinsames Arbeiten war während des Lockdowns nicht möglich.
Zwei Hilchenbacher Dirt Biker haben sich selbstständig gemacht und sind professionelle Parcours-Bauer. Sebastian Ahlering und Marvin Schmitt, so erinnert Roman Mengel aus dem Kinder- und Jugendbüro, gehören zur ersten Generation des Parks, für dessen Anlage sie sich eingesetzt haben: „Vor zehn Jahren standen sie selbst vorm Rathaus.“
Das andere Thema überschreibt Max Langenbeck mit „Digitalisierung“: Dass Jugendforum regt an, Ratssitzungen zu streamen. „Das würde einiges an Bürgernähe bringen“, glaubt er. Mandana Krämer führt das Stichwort „Schwellenangst“ ein. Mancher Jugendliche, der zuvor vom städtischen Ordnungsdienst von der Gerichtswiese verwiesen wurde, werde Hemmungen haben, das Verwaltungsgebäude überhaupt zu betreten. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis berichtet, dass die Verwaltung darüber nachdenkt, erwähnt aber neben den Kosten auch ein rechtliches Problem: Alle abgebildeten oder gefilmten Personen müssen ausdrücklich ihr Einverständnis erklären. Das Streaming kommt, glaubt der Bürgermeister: „Wenn wir junge Leute für Kommunalpolitik begeistern wollen, geht es nur über diesen Weg.“
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Neue Lösungen
„Was besonders fehlt, ist Beteiligung“, sagt Heike Kühn, Pädagogin im Kinder- und Jugendbüro. Während der Lockdowns noch mehr als sonst. Um die 30 Livestreams hat das „JuZ on Air“ aus dem zum Studio umgestalteten Dahlbrucher Interims-Jugendzentrum Underground gesendet, dem Mädchentreff ebenso wie das Dirt (Bike) Park TV.. Der Umgang mit Medien wird Thema bleiben, demnächst auf dem Bauspielplatz. „Es ist wichtig, das Kinder und Jugendliche Medienkompetenz bekommen.
Nach „Bitte deinen Senf dazu“ geht es auch im neuen Projekt „Push Yourself“ um Beteiligung – diesmal mit einem Kultur-Schwerpunkt. Für zwei Jahre bekommen Neun- bis 18-Jährige Gelegenheit, sich auszuprobieren, und das auch jenseits der bekannten Orte – Musiker und bildende Künstler, Sprayer und Performer werden dazugeholt. Heike Kühn: „Wir hören, was gewünscht ist, und versuchen, was auf die Beine zu stellen.
Bereits begonnen hat „Be(You)tiful“. Mandana Krämer begleitet den Mädchentreff für Mädchen von 9 bis 16 – „um auch über andere Dinge zu sprechen und nicht nur zu basteln“. Der Weltmenstruationstag ist ein Anlass, „das ist kein Tabuthema mehr“, sagt Mandana Krämer. Der Pride Month ist ein anderer, „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sind ein wichtiger Punkt." Auf dem Programm stehen ein Workshop mit der Kreuztal-Hilchenbacher Tanzgruppe Unique, ein Fotoworkshop, Klettern und Bogenschießen bei den Rothaarscouts, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Bis Jahresende wird das Projekt vom Landschaftsverband gefördert.
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