Netphen. Die Grünen machen einen Vorschlag, die Grundschul-Probleme im oberen Johannland zu lösen. Für Netphen hat die CDU eine Idee.

Nach den schwierigen Verhandlungen über die Verteilung von Lernanfängern auf die Grundschulen in Hainchen und Deuz machen nun die Grünen den Aufschlag zu einer dauerhaften Regelung: Deuz und Hainchen sollen „perspektivisch“ einen Grundschulverbund bilden. Das gibt der Schulleitung die Freiheit, Kinder auf gleichmäßig große Klassen zu verteilen – so wie im Dreisbachtal mit den Standorten Dreis-Tiefenbach und Eckmannshausen und Netphen mit Nieder- und Obernetphen auch.

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Der erste Schritt

In einem ersten Schritt soll die Zügigkeit der Johannlandschule in Hainchen auf eine Klasse pro Jahrgang begrenzt werden. Eltern zukünftiger Schulanfänger, für die Hainchen nicht die nächstgelegene Grundschule ist, sollen frühzeitig vor Beginn der Anmeldefrist zum Schuljahr 2022/23 informiert werden, „dass ihre Kinder zukünftig kein Recht auf Aufnahme an der Johannland-Grundschule haben“. Damit gemeint sind ausdrücklich Kinder aus Salchendorf und Helgersdorf, wie aus dem Antrag der Grünen hervorgeht. Mit dieser Regelung soll offenbar die Zeit überbrückt werden, bis im Stadtgebiet wieder eine Schulleitungsstelle frei wird, auf die die sich die Leitungskraft bewerben kann, deren Position in Deuz/Johannland gestrichen wird.

Ehemalige Tagesklinik für den offenen Ganztag

Der offene Ganztag an den beiden Standorten der Grundschule Netphen soll im Gebäude der ehemaligen Tagesklinik an der Talstraße zusammengeführt werden. Das beantragt die CDU-Fraktion. Dies könne eine Interimslösung sein, bis ein Neu- oder Erweiterungsbau für die Grundschule steht.

Die Grundschule werde in folgenden Schuljahren zeitweise vier Eingangsklassen bilden müssen, hinzu komme der neu eingeführte Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2025. Auf den daraus entstehenden Platzbedarf weist die CDU hin.

Der Schulausschuss hatte zuletzt beschlossen, einen Neubau für die Sekundarschule neben dem Gymnasium auf der Haardt zu prüfen. Dann würde das Gebäude auf dem Kreuzberg für die Grundschule frei.

Das ehemalige Gebäude der Tagesklinik, die nach Dreis-Tiefenbach umgezogen ist, hat die Stadt gekauft, um es zusammen mit der Post abzureißen und so Platz für einen Discountmarkt zu schaffen. Bis dahin könnten neben dem Grundschul-Ganztag die Musikschule,Volkshochschule, Vereine und auch der Netphener Tisch einziehen, regt die CDU an.

Die Vorgeschichte

In den letzten Jahren hatte es in diesem Teil des Stadtgebietes immer wieder Probleme mit den Klassenbildungen an den Grundschulen gegeben. Diese wurden auch durch die Schließung der katholischen Grundschule Salchendorf, die Kinder aus dem gesamten Stadtgebiet aufnahm, vor nunmehr sieben Jahren nicht gelöst. Weil die Schülerzahlen für vier Eingangsklassen – je zwei in Deuz und Hainchen – nicht ausreichen, schlägt das Pendel mal für den einen, mal den anderen Standort aus.

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Das Schuljahr 2021/22

Aktuell hat Hainchen keine Not mehr, eine Klasse zu füllen; im Gegenteil: Zum bevorstehenden neuen Schuljahr hätten sogar zwei Eingangsklassen gebildet werden können. Weil die zweite Klasse aber in Deuz eingerichtet werden sollte, wo das Platzangebot größer und auch der offene Ganztag eingerichtet ist, wurden am Ende Eltern bewegt, ihre Anmeldung zu überdenken. Vor allen Kinder, für die der Weg nach Deuz kürzer wäre als nach Hainchen, sollten besser in Deuz angemeldet werden. Der Schulausschuss beschloss dann allerdings im März einstimmig, dass an beiden Schulen zwei Eingangsklassen gebildet werden.

Konsequenzen

Die „kommunale Klassenrichtzahl“ für Netphen (Schülerzahl: 23) betrug zum maßgeblichen Stichtag 9,0. Gebildet werden nun aber insgesamt zehn 1. Klassen, „ohne dass das Personal für eine zehnte Klasse zur Verfügung steht“, wie Grünen-Fraktionschefin und Schulausschussvorsitzende Silvia Glomski klarstellt, die darin ein Ergebnis „nachdrücklicher Intervention der Erziehungsberechtigten, insbesondere aus Salchendorf“, sieht. „Damit nehmen wir pädagogische und organisatorische Engpässe in Kauf, die letztendlich zum Nachteil aller Netphener Grundschulkinder und ihres Anspruches auf die gesetzmäßig vorgesehene Versorgung mit Lehrpersonal führen. Dies kann auch nicht im Sinn der Erziehungsberechtigten sein.“ Der Schulausschuss sei sich einig gewesen, „dass sich dies nicht wiederholen soll und hier politisch und verwaltungsseitig zügig ein klarer Schnitt erfolgen muss“.

Es sei „ausdrücklich zu begrüßen, dass man sich seitens der Politik der grundsätzlichen, diesbezüglichen Problematik der Grundschulen Deuz und Johannland annimmt“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung zum Antrag der Grünen. Damit werde eine Empfehlung aus dem Schulentwicklungsplan umgesetzt.

Reaktion

Die CDU-Fraktion ist für die Bildung eines Grundschulverbundes Deuz/Johannland zu einem noch nicht festgelegten Zeitpunkt. Die Zeit bis dahin soll genutzt werden, um die betroffenen Eltern der nächsten Jahrgänge zu informieren, fordert Fraktionschef Sebastian Zimmermann: „Aufgrund der derzeit geführten Diskussionen und den Erfahrungen der Johannländer mit Schuldiskussionen in den vergangenen Jahren muss die fundierte Aufklärung hier an erster Stelle stehen.“ Den Antrag der Grünen, bis dahin die Haincher Johannlandschule auf eine Klasse je Jahrgang zu begrenzen, lehnt die CDU ab. Das sei „kein gangbarer Weg“, meint stellvertretende Bürgermeisterin Dr. Sandra Groos.

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