Walpersdorf. Der Heimatverein Walpersdorf möchte mit Unterstützung des Kreises Siegen-Wittgenstein einen Stollen zu einem Quartier für Fledermäuse machen

17 Fledermausarten wurden im Kreis Siegen-Wittgenstein bisher entdeckt. Eine davon – die kleine Hufeisennase – gilt in der Region bereits wieder als ausgestorben und auch viele der anderen sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Der Heimatverein Walpersdorf möchte für die Flugakrobaten in einem alten Stolen ein sicheres Quartier schaffen.

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Im zweiten Weltkrieg wurde der Stollen in Walpersdorf angelegt. An der Wittgensteiner Straße, gegenüber der Einmündung Martinstraße, führt er zehn Meter in die Erde – von zwei Seiten. Geplant war wohl ein Zusammenschluss der beiden Eingänge, dazu kam es jedoch nie. Stattdessen wurde er wieder zugeschüttet, mit Erde und Schutt und allerlei Müll. Dazwischen steht mittlerweile eine Scheune mit einem Carport, das den einen der beiden Zugänge versperrt.

Stollen in Walpersdorf mit Haushaltsmüll und Glasflaschen gefüllt

Den anderen haben die Mitglieder des Heimatvereins Walpersdorf nun freigelegt – in Eigenregie. „Die Maschinerie ist vorhanden“, erklärt Johannes Meiswinkel, erster Vorsitzender des Vereins. Die Coronakrise sei der perfekte Zeitpunkt gewesen, da die meisten anderen Vereinsaktivitäten ruhen mussten. Trotzdem war es ein enormer Aufwand für die Vereinsmitglieder, den Stollen frei zu bekommen, und vor allem auch das zu entsorgen, was dabei zu Tage gefördert wurde.

Neben viel Haushaltsmüll waren vor allem viele Glasflaschen dabei, berichtet Frank Schmidt, Beisitzer des Heimatvereins. Das Material musste zunächst getrennt werden. Das Altglas entsorgten die Vereinsmitglieder, die sauber gelesene Erde konnten sie anschließend privat verwenden. Den restlichen Müll entsorgte die Stadt Netphen.

Fledermäuse sollen sich Höhle selbst herrichten

Die Idee, den Stollen als Heimat für Fledermäuse herzurichten, ist fast so alt wie der Heimatverein Walpersdorf selbst. Schon vor etwa 25 Jahren, kurz nach der Gründung, brachte der damalige Vorstand diesen Plan ins Spiel, zwischenzeitlich geriet er aber fast wieder in Vergessenheit. Johannes Meiswinkels Vater erzählte im jedoch davon und so nutzte der Verein die Pandemie, ihn endlich in die Tat umzusetzen.

Kreis übernimmt Finanzierung

Die Kosten für das Projekt übernimmt der Kreis. Etwa 1500 Euro wird die Maßnahme voraussichtlich kosten.

„Eine vergleichsweise kleine Summe für den Naturschutz“, sagt Johannes Meiswinkel, für den Verein jedoch viel Geld.

Um die Höhle für Fledermäuse zu einem attraktiven Quartier zu machen, fehlt nach der Freilegung des Stollens nun auch nur noch ein Eingang. Den Zugang zum Stollen für Unbefugte zu verschließen, ist sowieso notwendig, erklärt Frank Schmidt.

„Ein Gitter wäre zu hell“, sagt Schmidt. Um unerwünschte Besucher fernzuhalten und für angenehme Lichtverhältnisse für die Fledermäuse zu sorgen, muss eine massive Mauer aus Stahl oder Beton her. In die Tür kommt dann lediglich ein Schlitz, der für die Fledermäuse als Einflugschneise dient. Diese muss speziell hergestellt werden, ein festes Maß oder gar eine Lösung von der Stange gibt es nicht, wohl aber Beispiele von anderen Projekten. „Den Rest machen sich die Fledermäuse dann selbst“, ergänzt Johannes Meiswinkel. Der Stollen biete dafür allerbeste Voraussetzungen.

Fledermausschutz in Siegen-Wittgenstein

Dass sich die fliegenden Säugetiere in der Gegend niederlassen könnten, wissen die Walpersdorfer vom Kreis, genauer gesagt von der Biologischen Station und dem Kreisverband des Naturschutzbundes (NABU). Seit Anfang der 90er arbeiten diese im „Arbeitskreis Fledermausschutz im Kreis Siegen-Wittgenstein“ zusammen und legen dabei besonderen Wert auf die Quartiere.

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Und wenn erst einmal eine Fledermaus das neue Wohnparadies gefunden hat, locke sie voraussichtlich viele weitere aus der Region an, hofft Johannes Meiswinkel – „das spricht sich rum.“