Wilnsdorf. Das Corona-Jahr hat die kulturellen Einrichtungen in Wilnsdorf hart getroffen. Besonders die Kinder fehlen in Musikschule, Museum und Bibliothek

„Die große Sitzung des Dankes“ – so fasste Annemarie Bender (BfWuFDP) die Reaktionen aller Parteien im Kulturausschusses treffend zusammen, nachdem die Verantwortlichen der verschiedenen Institutionen in Wilnsdorf von ihrer Arbeit im Corona-Jahr berichtet hatten. Trotz tapferer Versuche, das kulturelle Angebot während der Pandemie am Leben zu halten, ist die Bilanz ernüchternd. Besonders der fehlende Nachwuchs macht den Einrichtungen zu schaffen.

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„Ich habe eine komplette Generation an Kindern verloren“, sagte Museumsleiterin Dr. Corinna Nauck. Aufgrund der Lehrpläne könnten die ausgefallenen Aktionen nicht nachgeholt werden. Als mittlerweile 8. schulischer Kooperationspartner wurde die Hauptschule Achenbach gewonnen, bisher konnte jedoch kein einziges Kind das Museum besuchen. „Es ist zum Heulen“, kommentierte Dr. Nauck.

Sex und Kannibalismus im Museum Wilnsdorf

Seit 24 Jahren ist sie im Museum tätig, seit Bestehen des Hauses sei 2020 das erste Jahr, in dem von einem Einbruch der kompletten Statistik bis auf ein Drittel berichtet werden müsse. Im Bereich Volkskunde wurden 2020 2745 Besucher gezählt (2019: 7356), im Bereich Kulturgeschichte 2789 (7270). Seit November warte die neue VR-Einrichtung des Museums auf Gäste. Immerhin können sie die Museumsbesucher auf zwei richtige „Burner“ im kommenden Jahr freuen: „Faszination Urzeit“ und „Kein Sex, kein Gold, kein Kannibalismus – 6.000 Jahre Bergbau im Siegerland“, eine Kooperation mit dem LWL, die nur in Wilnsdorf zu sehen sein wird.

Musikschule Wilnsdorf verliert 13 Prozent der Schüler

Die Bibliothek war 2020 nur 12 Wochen normal geöffnet. 26 Wochen war immerhin ein eingeschränkter Betrieb möglich, 8 Wochen lang wurden Bücherpakete gepackt, 6 Wochen war sie komplett geschlossen. Das Team der Bibliothek nutzte die Zeit, um das digitale Angebot zu verbessern. Die geplante Einführung eines neuen System verzögerte sich allerdings erneut. Insgesamt konstatierte auch Bibliotheksleiterin Ina Bange: „Ich habe einen Jahrgang verloren.“

Fehlender Jahrgang

Auch die Sportvereine haben Nachwuchssorgen, berichtete Reinhard Rübsamen, Vorsitzender des Gemeindesportverbands: „Es ist ein ganzer Jahrgang, der den Vereinen fehlt.“

Etwa 13 Prozent der Schüler hat die Musikschule Wilnsdorf eingebüßt, berichtete Leiterin Patricia Becker. Vor allem aber seien viele neue Schüler nicht gekommen, die sich sonst angemeldet hätten. Nach holprigem Start habe das Online-Angebot aber „viel besser geklappt, als ich das je für möglich gehalten hätte“. Auf Dauer könne diese Methode aber höchstens eine Ergänzung sein, das gemeinsame Singen und Tanzen fehle, die Lehrer könnten über Zoom außerdem nicht auf alle Details wie die Haltung, die Position der Finger und die Blickrichtung achten. Kleinkinder seien über den Online-Unterricht gar nicht zu erreichen. Es sei ein schwieriges Jahr gewesen, resümierte Becker, „ich bin trotzdem froh über alle Familien, die es mit uns bestritten haben“.

Zum ersten Mal seit 42 Jahren kein Theater in Wilnsdorf

„Die Gemeinde Wilnsdorf hat die vergangenen 42 Jahre immer eine Theaterspielzeit angeboten. Dann kam Corona“, sagte Michaela Diezemann, Leiterin des Fachdienstes Kultur. Lange habe man versucht, ein reduziertes Angebot zu organisieren, doch die Entwicklung der Pandemie und die immer neuen Regeln machten eine komplette Absage schließlich alternativlos.

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Nun stelle sich die Frage, wie das ganze System wieder hochgefahren werden könne, sagte Diezemann. Besonders kleine Anbieter hätten Probleme, überhaupt wieder auf die Beine zu kommen. „Was kann der Wilnsdorfer Weg sein?“, fragte Diezemann und kündigte an: „Wir werden uns nicht kampflos geschlagen geben, aber es wird schwierig.“