Siegen. Mahnwache gegen die Ausgangssperre zieht auf dem Marktplatz Siegen weniger Teilnehmer als angekündigt an – trotz Terminverschiebung nach vorne.

Angemeldet sollte die Mahnwache eigentlich für 21.05 Uhr werden, tatsächlich versammeln sich die Corona-Kritiker dann aber schon eine Stunde vorher auf dem Kornmarkt. 30 bis 35 waren angekündigt, tatsächlich sind es deutlich weniger, etwas mehr als ein Dutzend, die sich um Initiator Henning Zoz scharen. Sie hören zu, wie er den anwesenden Medienvertretern seine Sicht auf die Virus-Politik erklärt, applaudieren zwischendurch immer wieder und rufen auch zustimmend in den Kreis.

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Sprechen möchte dagegen keiner, obwohl Zoz immer wieder aufmunternd nach rechts und links schaut: „Ich werde langsam heiser.“ Er könne einfach besser reden, wird ihm abwehrend entgegengehalten. Er selbst trägt eine Darth Vader-Maske mit Mundschutz, der größte Teil der anderen ist auch maskiert. Einige wenige haben keine Bedeckung auf Mund und Nase. Gerade wegen der Fotos achtet Zoz sehr genau darauf. Die Abstände werden eingehalten.

Mahnwache in Siegen: Alle Teilnehmer haben Entscheid gegen die Ausgangssperre dabei

Vorher haben sie schon gemeinsam gesungen und wollen nun auf ihren Ärger über die Ausgangssperre aufmerksam machen. Alle Teilnehmer am Rathaus haben einen Entscheid in der Tasche, der ihnen als erfolgreiche Kläger den Ausgang auch nach 21 Uhr gestattet. „Eine Zweiklassengesellschaft“ sei das, kritisiert Henning Zoz, wenngleich gar nicht gesagt werden könne, wie lange denn noch. Weil sich ständig Regeln und Verordnungen änderten und keiner mehr wisse, wie er denn überhaupt reagieren solle.

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Für ihn selbst sei das eigentlich gar nicht wichtig, sagt der Mann, der in Siegen für die AfD Bürgermeister werden wollte: „Ich könnte mich in meinem Büro verbarrikadieren und würde von Corona gar nichts mitbekommen!“ Aber für seine fünf Kinder stehe er jetzt hier und fordere deren Rechte ein, fügt er an und bekommt sofort ein Echo. „Ich stehe für meine Tochter hier“, ruft ein Mann. „Ich stehe hier für alle Menschen und die Freiheit“, schließt eine Frau sich an. Es gibt Schelte für die Politik und die Polizei. Eine Dame hat die Großdemo in Berlin „den ganzen Tag im Netz“ verfolgt, beschwert sich über die Medien-Berichterstattung, die angeblichen Übergriffe der Demonstranten, während in Wirklichkeit die Gewalt von der Polizei ausgegangen sei – sagt sie.

Mahnwache gegen Ausgangssperre in Siegen: Eine Handvoll Teilnehmer bis nach 21 Uhr

Die kommt in Siegen erst nach 21 Uhr, davor ist nur ein Beobachter des Ordnungsamtes vor Ort. Allerdings ist Henning Zoz bemüht, in dieser Hinsicht gute Stimmung zu machen. Er sei gerade noch im Schmallenberger Hotel „Ebbinghof“ gewesen, das gegen viel Kritik geöffnet hat, habe seine Kinder dort auf dem Spielplatz spielen lassen. Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten dort gestanden, „die haben sich geschämt“, ist der Redner überzeugt, will mit seiner Aktion auch in Siegen ein Zeichen setzen, auch im Namen der deutschen Unternehmer, weil ja sonst niemand zuhöre und berichte.

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Er habe gefordert, die Ladenschlusszeiten freizugeben, „damit jeder einkaufen kann, wann er will“. So würden Menschenströme entzerrt, nicht durch Sperrfristen. Aber Männer wie er stünden gegen viel zu starke Kräfte, gegen Heerscharen von Juristen und Behörden, die sich an Papieren festklammerten.

Er ist dankbar, „dass überhaupt jemand gekommen ist“. „Es sind viel zu wenige hier“, ruft jemand. Aber viel mehr werden es eben nicht. Interessierte Passanten gibt es auch kaum. „Vielleicht ist alles schon nach 20 Minuten vorbei“, überlegt Zoz zu Beginn. Eine Handvoll der Teilnehmer hält aber bis nach 21 Uhr durch. Um den eigentlichen Sinn der Aktion zu unterstreichen.