Netphen. Der Stadtentwicklungsausschuss stimmt den Plänen der Verwaltung für das neue Grundstück der Feuerwache zu. Die Kritik an der Entstehung bleibt.
Das Feuerwehrgerätehaus Oberes Siegtal für die fusionierenden Löschgruppen Grissenbach und Nenkersdorf wird an der Sieg-Lahn-Straße (L 719), die die beiden Ortschaften verbindet, gebaut. Den entsprechenden Plänen der Verwaltung stimmte der Stadtentwicklungsausschuss einstimmig zu – nicht jedoch ohne die Vorgeschichte noch einmal zu kritisieren.
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Lärmschutz und Kommunikationsprobleme in Netphen
Bereits im Juni 2018 hatte der Rat die Fusion der beiden Löschgruppen sowie den Neubau des Gerätehauses beschlossen. Ursprünglich war der Platz des alten Nenkersdorfer Dreschschuppens als Standort für das Feuerwehrgerätehaus vorgesehen. Das im Sommer 2020 vorgelegte Immissionsschutzgutachten offenbarte allerdings, dass Kriterien der Technischen Anleitung Lärm nicht erfüllt werden konnten. Aufgrund der räumlichen Nähe zum Wohngebiet in der Hellerstraße hätte eine zwölf Meter lange und vier Meter hohe Lärmschutzwand errichtet werden müssen. Selbst mit dieser Wand wäre ein Übungsbetrieb nach 20 Uhr aber nicht möglich gewesen. Für die Feuerwehrleute ein Ausschlusskriterium, vor allem weil die ehrenamtlichen Feuerwehrleute ihren Dienst in ihrer Freizeit leisten.
Die Kommunalpolitiker hatten das Vorgehen der Verwaltung, insbesondere die späte Mitteilung der durch das Gutachten offenbarten Probleme, scharf kritisiert. Diese hatte schließlich den Plan eines „Flächentauschs“ zur Lösung präsentiert und als neuen Bauort für das Feuerwehrgerätehaus ein Grundstück am Ortseingang von Nenkersdorf ins Auge gefasst. Dieses liegt etwa auf gleicher Höhe wie der ursprünglich vorgesehene Standort auf der gegenüberliegenden Uferseite der Sieg.
Verwaltung in Netphen will frühzeitige Klarheit
Diese Wahl sei im Rahmen einer detaillierten Alternativen-Prüfung aller möglichen Standorte getroffen worden, teilt die Verwaltung mit. Es erfülle alle feuerwehrrechtlichen und immissionsschutzrechtlichen Voraussetzungen. Die Ortsteile Grissenbach und Nenkersdorf sind beide für die ausrückenden Einsatzkräfte gut zu erreichen. Über einen bereits vorhandenen Wirtschaftsweg soll das Feuerwehrgerätehaus an die L 719 angebunden werden. Das Grundstück grenzt im Osten direkt an die Sieg, die bebaubare Fläche befindet sich in festgesetztem Überschwemmungsgebiet.
Das Bauvorhaben wurde bereits mit der Oberen Wasserbehörde der Bezirksregierung Arnsberg und mit der Unteren Wasserbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein abgesprochen. Eine landschaftspflegerische Ersteinschätzung wurde ebenfalls bereits erstellt, naturschutzrechtliche Bedenken gibt es nicht. Auch in puncto Lärmschutz gibt es keine Einwände, das soll jedoch durch ein detailliertes Gutachten endgültig geklärt werden – Frühzeitig, damit nicht dasselbe noch einmal passiere, versicherte Baudezernent Rainer Schild.
Netphens Bürgermeister: „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“
Es sei erfreulich, dass die Vorlage nun so auf dem Tisch liege, sagte Rüdiger Bradtka (CDU). Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei die 10 gut bedeute, sei die Stimmung in der Bevölkerung und bei den Feuerwehrangehörigen auf jeden Fall unter 5, deshalb sei es wichtig, nun eine Entscheidung präsentieren zu können. Trotzdem blieben noch einige Fragezeichen offen, zum Beispiel warum die Zufahrt über den Wirtschaftsweg erfolgen solle. Außerdem vermisse er in der Vorlage die Aussage, dass das Vorhaben nun mit hoher Priorität umgesetzt werden soll. „Löschen Sie den Skandal Gerätehaus Nenkersdorf, der seit 2007 schwelt“, forderte er die Verwaltung auf.
„Wir müssen nach vorne schauen“, sagte Annette Scholl (SPD). Ihre Fraktion sei froh, dass ein Grundstück gefunden wurde. Sie habe bereits Kontakt zu der Grissenbacher Feuerwehr gehabt und auch dort sei man in erster Linie froh, dass es jetzt weitergeht. Besorgniserregend sei jedoch, dass die konkrete Planung noch nicht weiter fortgeschritten sei. „So schnell wie möglich“ müsse der Bau nun umgesetzt werden, die Ausschussmitglieder müssten dabei außerdem auf dem Laufenden gehalten werden.
„Wir sind auch sehr froh“, sagte Bürgermeister Paul Wagener und wies die Vorwürfe, dass die Angelegenheit schon seit insgesamt 14 Jahren ein Problem sei, mit Hinweis auf den erst 2018 erstellten Brandschutzbedarfsplan zurück. Die Verwaltung habe immer in enger Abstimmung mit der Feuerwehr gehandelt. Es sei schwierig und gleichzeitig wichtig gewesen, einen Konsens zu finden. Mit viel Überzeugungsarbeit und dank der Wehrführer und des Kreisbrandmeisters sei das schließlich gelungen. „Gründlichkeit vor Schnelligkeit bringt das bessere Ergebnis“, stellte Wagener fest.
Ampel und Lärmschutzwand in Nenkersdorf?
Der Standort sei gut, der Wirtschaftsweg als Zufahrt aber suboptimal, sagte Corie Hahn (CDU) und fragte, ob der Drescherverein nun wieder den Dreschschuppen nutzen würde. „Soweit sind wir ehrlich gesagt noch nicht“, sagte Rainer Schild. Die Nutzung des Dreschschuppens müsse noch geklärt werden, Hahns Vorschlag würde dabei eine Rolle spielen. Der nächste Schritt sei, mit etwas Feinschliff die detaillierten Pläne für das Gebäude zu erstellen. Ob auch an dem neuen Standort der Bau einer Lärmschutzwand nötig sein würde, fragte Hahn weiter. Auch das könne er noch nicht sagen, antwortete Schild.
Ignaz Vitt (UWG) wollte wissen, ob eine Ampelanlage eingerichtet werden müsse, um die Ausfahrt der Feuerwehr zu regeln. „Ich gehe nicht davon aus“, sagte Rainer Schild. Anders als in Netphen sei die Gegenfahrbahn nicht betroffen, wenn die Einsatzkräfte ausrücken. Einhundertprozentig ausschließen könne er aber auch das nach aktuellem Stand noch nicht.
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