Siegen. Bezirksschülervertretung Siegen-Wittgenstein: Bürokratie bremst Digitalisierung des Unterrichts. Schüler wollen mehr mitreden.

Schülervertretungen von acht Schulen in Siegen-Wittgenstein haben sich zum Thema Digitalisierung ausgetauscht. „Die Ergebnisse waren leider sehr unerfreulich“, sagt Bezirksschülersprecher Jost Hoffmann. „Nur die wenigsten Schulen haben technische Ausstattung, geschweige denn digitale Konzepte.“Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Zu komplizierte Antragsverfahren für Digitalpakt

Die Erfahrungen aus den Schülervertretungen zeigten, dass es bereits an der technischen Ausstattung der Schulen häufig scheitere. Kaum Schulen setzten flächendeckend Tablets oder Fernseher ein. „Die Realität ist leider immer noch Kreidetafel und Papierheft statt Fernseher und Tablet“, sagt Jost Hoffmann. Hier sehe die Bezirksschülervertretung (BSV) vor allem ein Problem in der Bürokratie. Schulen hätten nicht die Kapazitäten, lange, komplizierte Anträge zu stellen, weder personell noch zeitlich. Es brauche dringend großangelegten Bürokratieabbau auf allen Ebenen, um Gelder, zum Beispiel aus dem Digitalpakt, leichter zur Verfügung zu stellen.

Die schlechte Ausstattung der Schulen schade auch dem Distanzlernen. „Viele Lehrer verschicken einfach nur Aufgaben, statt wirklichen digitalen Unterricht zu planen“, stellt Leopold Schlüter, BSV-Vorstand, fest. Ohnehin sei zu beobachten, dass Motivation und Engagement der Lehrer im Distanzunterricht und der Gestaltung von digitalem Unterricht ausschlaggebend seien. Dennoch beschleunige Corona die Digitalisierung. „Vieles geht noch zu langsam voran, aber immerhin geht es voran“, so Leopold Schlüter.

Für digitale Schülervertretungen

Im Austausch sei deutlich geworden, dass es für die Schülerinnen und Schüler es kaum Möglichkeiten gebe, sich in die Digitalisierung ihrer Schulen einzubringen. „Die Strukturen der Schülervertretungen sind an vielen Schulen immer noch zu schwach“, sagt Jost Hoffmann. „Wir brauchen nicht nur digitale Schulen, sondern auch digitale Schülervertretungen.“ Nach Ansicht der BSV müsste die Digitalisierung transparenter gestaltet werden. „Schülerinnen und Schüler müssen ihre Ideen einbringen können, nur so können wir Schulen angemessen digitalisieren“, findet Hoffmann.

Die BSV Siegen-Wittgenstein werde sich weiter für eine schnelle, aber auch verantwortungsvolle Digitalisierung einsetzen. „Dieser Prozess kann nicht von Jetzt auf Gleich geschehen, das ist klar. Jedoch haben wir viel verpasst, diese Versäumnisse gilt es aber jetzt endlich aufzuholen.“

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