Siegen. Für die leerstehenden Ladenlokale im Krönchen-Center in Segen gibt es eine weitere Idee: die Kinder- und Jugendabteilung der Stadtbibliothek.

CDU und SPD schlagen eine „Kultur-Markthalle“ mit Veranstaltungsfläche und Markt-, Essens- und Getränkeständen vor, Volt hat eine andere Idee: Die leerstehenden Ladenflächen im Krönchen-Center, wo sich zuletzt ein Drogeriemarkt und ein Textildiscounter befanden, sollen für die Stadtbibliothek genutzt werden, heißt es in dem Antrag zu den Haushaltsberatungen am Mittwoch, 14. April. Die könnte die Kinder- und Jugendabteilung, die im Obergeschoss mit wenig Platz auskommen muss, dorthin auslagern.

„Die Chance, die sich jetzt mit den leerstehenden Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss des Krönchen-Centers bietet, um den Bereich qualitativ aufzuwerten, Kaufkraft in die Oberstadt zu ziehen und die Oberstadt zu beleben, sollte genutzt werden“, heißt es im Antrag von CDU und SPD.

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Datenschutz spricht gegen Leseausweis

Bereits im Kulturausschuss hatte Volt den Zugang für Kinder und Jugendliche zur Stadtbibliothek zum Thema gemacht und beantragt, jedem Siegener Kind zur Einschulung einen Bibliotheksausweis und ein Erstlesebuch zu überreichen. Durch die Überreichung des – für Kinder ohnehin kostenlosen – Bibliotheksausweises werde ein „niedrigschwelliges Angebot zur kulturellen Teilhabe“ gemacht, heißt es in dem Antrag. Gerade von den Familien, die vom Bildungswesen schwer erreicht würden, gehe selten die Initiative aus. Eine erste Hürde, die Beantragung eines Bibliotheksausweises, werde so aus dem Weg geräumt.

Die Verwaltung hatte darauf hingewiesen, dass Schulanfängern seit 2007 ein Gutschein für einen „Schnupperausweis“ zur Verfügung gestellt werde, mit dem sich eine erwachsene Person für ein halbes Jahr anmelden kann – Kinder selbst bekommen keinen Ausweis ohne Unterschrift der Eltern, gegen das Aushändigen aktivierter Leseausweise sprächen Bestimmungen des Datenschutzes. Statt ein Erstlesebuch zu verschenken, so der Vorschlag der Verwaltung, solle Geld besser in die Erweiterung des Medienbestandes der Bibliothek investiert werden – „weil wir mit unserem Angebot aus circa 15.000 Titeln Kinder- und Jugendliteratur zum Lesen animieren möchten und nicht mit der Übergabe eines Buches“. Schulanfänger, die sich in der Bibliothek anmelden, bekommen zur Begrüßung und als Einführung eine eigens für Bibliotheken entwickelte Sonderausgabe eines Pixi-Buches überreicht.

Streaming inbegriffen

Um Musik streamen zu können, bietet die Stadtbibliothek den Freegal Music Service an. Bibliotheksnutzer können jeden Monat eine ausgewählte Anzahl von mp3-Tracks kostenlos herunterladen und zudem drei Stunden täglich streamen. Das Angebot ist im Jahresbeitrag enthalten. Der Freegal Music Service erlaubt den Zugriff auf eine Sammlung von über 15 Millionen Songs, Musikvideos und Hörbüchern .

Gegen weiteres Buchgeschenk

Der Kulturausschuss lehnte sowohl den Antrag von Volt als auch einen Antrag der Grünen ab, Kindern zur Einschulung einen Bibliotheksgutschein zu überreichen. Erik Dietrich (Volt) warb für den „kleinen Schritt, der viel erreichen könnte“. Womöglich könne das Geld für Erstlesebücher auch von Sponsoren bereitgestellt werden. Bärbel Gelling (Grüne) sprach sich dafür aus, „Kinder so früh wie möglich ans Lesen heranzuführen“. Das müsse aber nicht unbedingt am ersten Schultag geschehen. „Da würde das vollkommen untergehen.“ Sibylle Schwarz (SPD) fand den vorgeschlagenen Zeitpunkt auch nicht gut: „Im ersten Schulhalbjahr ist das noch nicht furchtbar fruchtbar.“

Kindern Zugang zur Bibliothek ebnen

Traute Fries (SPD) verwies auf den Förderverein der Bibliothek: „Treten Sie bei, dann können Sie viel für die Jugend tun.“ Erik Dietrich (Volt) legte nach: Nach dem Besuch der Grundschule könne ein Drittel der Schüler nicht lesen, ein Fünftel müsse sogar zu den „funktionellen Analphabeten“ gerechnet werden. Sibylle Schwarz (SPD) stellte fest, dass „Leseförderung Aufgabe der Schule“ sei. Schulen hätten auch Bibliotheken. An weiteren ehrenamtlichen Lesehelfern, so ihre Anregung, hätten Grundschulen „immer Bedarf“.

Es sei „deutlich ausreichend“, was die Stadtbibliothek anbiete, fand Isabelle Eberling (CDU). Bärbel Gelling (Grüne) stellte klar: Erster Schritt müsse es sein, Kindern überhaupt den Zugang zur Bibliothek zu ebnen. Wolfgang Koenen (FDP) blieb, was die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Angebote angeht, skeptisch: „Eltern in sozial schwachen Familien werden das wieder nicht nutzen. Dort sind die Kinder, die im 4. Schuljahr nicht lesen können.“

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