Siegen. Es geht ihr um Chancengleichheit von Frauen, Queers und Männern. Deshalb bringt eine 22-jährige Studentin aus Siegen ihr eigenes Magazin heraus.

Sie nennt sich „Kneipenrevolutionärin“, queer, feministisch – auf Instagram heißt sie „nixrosalilapink“. Ihr 40-seitiges „Mantis Magazine“ erscheint vierteljährlich im DIN-A5-Format – mit einer Auflage von 500 Exemplaren. Für die Siegener Studentin Eva Obier ist es „ein eigener Raum, den man immer dabei hat“. In ihm finden verschiedene Themen Platz, wie Artikel über sexuelle Gewalt, Trans-Feindlichkeit oder patriarchale Strukturen im Gesundheitssystem. Ihr Anliegen: „Genau die Sachen zu schreiben, die sonst ungesagt bleiben.“

Bildungsarbeit neben dem Studium an der Uni Siegen

Neben ihrem Studium der Literaturwissenschaft und der Kunstgeschichte arbeitet Eve Obier als studentisches Vorstandsmitglied am Zentrum für Gender Studies der Uni Siegen. Sie findet neben ihren Unikursen aber auch noch die Zeit, sich in politischen Gruppen zu engagieren, Vorträge zu halten, zum Beispiel an der Volkshochschule oder im Café des VEB – über Themen wie „Queerness“ oder feministische Kunst. Vergangenes Jahr hielt sie eine Rede auf dem Siegener „Pride“ – zu dem, trotz ausgefallenem „Christopher Street Day“, Menschen auf die Straße gingen. Darin ging es um die Geschichte queerer Akzeptanz.

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Ein Punkt ist der 22-Jährigen grundsätzlich wichtig: „Feminismus muss intersektional sein.“ Was sie damit meine? Ein Zug an der Zigarette, dann zitiert sie eine Textstelle aus ihrem feministischen Magazin. Das Wort Intersektionalität werde benutzt, wenn man gleichzeitig aus verschiedenen Gründen diskriminiert werde, zum Beispiel sowohl unter Rassismus als auch unter Sexismus leide. „Ich als weiße, queere Frau erlebe andere Diskriminierung als beispielsweise Frauen, die zusätzlich noch wegen ihrer Hautfarbe ausgegrenzt werden.“

Siegener Studentin plädiert fürs Hinterfragen von Privilegien

Weg vom „bürgerlichen“ Feminismus wolle sie – von einem reinen „Alice-Schwarzer-Feminismus“. Am liebsten wäre ihr, wenn man im Plural von verschiedenen „Feminismen“ sprechen würde – zu denen auch eine „kritische Männlichkeitsforschung“ gehöre. „Männer sollten ihre Privilegien hinterfragen, aber sollten sich auch nicht immer gezwungen fühlen, ständig stark sein zu müssen.“ Unter dem Patriarchat litten schlussendlich auch sie.

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Eve Obier bezeichnet ihren Feminismus zwar als kämpferisch, aber meilenweit entfernt von Männerhass – obwohl man auf diesen Gedanken erst hätte kommen können. Immerhin hat das Insekt, das dem Magazin den Namen leiht, eine eiskalte Eigenschaft: Die Gottesanbeterin (mantis religiosa) beißt ihren Liebhabern nach dem Geschlechtsakt nämlich den Kopf ab.

Persönliches Erlebnis als Grund für Siegener Magazin-Titel

Tatsächlich sei das auch der anekdotische Hintergrund für den Magazin-Titel „Mantis“. Bei einem „superschlimmen Date“, dass Eve Obier einmal gehabt hat, sei sie mit dem Klischee konfrontiert worden, „Feministinnen seien wie Gottesanbeterinnen“. Als sie im Jahr 2018 ihr Magazin gründete, musste sie daran denken.

Gut vernetzt durch ihren feministischen Aktivismus – sowohl on- als auch offline – bekam sie viel Unterstützung: Alle Cover-Illustrationen, die meisten Bilder und viele Texte stammen von ihr. Es finden sich aber auch europaweite Gastbeiträge, darunter aus Norwegen und Holland – dann in englischer Sprache. „Oft ist das ja sehr restriktiv, wer wo veröffentlichen darf – ich freue mich über jeden eingereichten Text.“

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Wegen der Corona-Pandemie fehle ihr vor allem der persönliche Kontakt zu Leserinnen und Lesern, auf Konzerten oder Lesungen. Auch das Auslegen der Magazine in Bars und Clubs falle weg. Trotzdem habe sie bislang bei ihrem selbstfinanzierten Magazin „bei keiner Ausgabe draufzahlen müssen“ – was an ihrer Internetpräsenz und an Bezuschussungen unter anderem durch autonome Referate der Universität Siegen liege. Auch in Zukunft will Eve Obier in der Bildungsarbeit bleiben. Sie ist der Überzeugung: „Gesellschaftlicher Wandel funktioniert nur, wenn alle mitmachen.“

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