Wilnsdorf. Nach Hilchenbach und Bad Berleburg schafft Wilnsdorf die Zertifizierung.
Die Gemeinde Wilnsdorf ist in den Kreis der europäischen Klimaschutzkommunen aufgerückt. Nach Hilchenbach, Bad Berleburg und dem Kreis Siegen-Wittgenstein hat die Gemeinde nun erstmals den Zertifizierungsprozess bestanden. Der Rat hat jetzt auch das energiepolitische Arbeitsprogramm für die Gemeinde beschlossen, mit dem in fünf Jahren die Rezertifizierung angestrebt werden soll.
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Das ist geschafft
Ein Radverkehrskonzept steht, die Umsetzung läuft jetzt an.
In Verbindung mit der Leader-Region 3-Länder-Eck wurde eine Potenzialstudie für die Errichtung einer Wasserstofftankstelle erarbeitet.
Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung sollen dabei unterstützt werden, für den Weg zur Arbeit das Fahrrad zu nutzen – das ist ein Ergebnis der Erhebung zur Einführung eines Jobtickets: Das hätte sich mangels Nachfrage nicht gerechnet.
Negativ ausgegangen sind Überlegungen zur Abwärmenutzung: Die Unternehmen haben keine Abwärme übrig, die sie nicht schon selbst nutzen. Abwärme aus Abwasser hätte am Augraben für das Schulzentrum genutzt werden können – das hat sich durch ein Blockheizkraftwerk erledigt. Für den Betrieb eines Blockheizkraftwerks wird das Klärgas der Kläranlage Weißtal genutzt.
Europäische Klimaschutzkommunen
Hilchenbach ist seit 2009 beim European Energy Award dabei und wurde 2010, 2015 und 2020 als Europäische Energie- und Klimaschutzkommune zertifiziert, zuletzt mit 59,6 Prozent Erfolgsquote – ab 75 Prozent gibt es das Zertifkat in Gold.
Bad Berleburg ist dem Programm 2014 beigetreten und wurde 2016 mit 60 Prozent Erfolgsquote zertifiziert.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist seit 2016 dabei. 2020 gab es das Zertifikat mit 55 Prozent Erfolgsquote.
Wilnsdorf, seit 2017 im Programm, wurde 2021 mit 55 Prozent Erfolgsquote zertifiziert.
Neunkirchen ist seit 2012 im Programm, hat aber bisher noch nicht die für eine Zertifizierung erforderliche Erfolgsquote von 50 Prozent erreicht. Das soll nun mit dem soeben abgeschlossenen Mobilitätskonzept gelingen.
Das steht an
Festgelegt werden sollen „Prioritätsgebiete“, in denen vor allem erneuerbare Energien genutzt werden. Dafür will die Gemeinde in diesem und im nächsten Jahr 100.000 Euro Planungskosten aufwenden. Erneuerbare Energie sollen auch bei der Strom- und Wärmeversorgung kommunaler Gebäude eine größere Rolle spielen.
Die Gemeinde will weitere Vorrangzonen für Windenergie – „für jeweils drei weitere Windkraftanlagen“ – prüfen. Aktuell läuft die Planung für die Gernsbacher/Tiefenrother Höhe und die Erweiterung des Windparks auf der Kalteiche. Unter den erneuerbaren Energien hat die Windkraft in Wilnsdorf das größte Potenzial – das weiß die Gemeinde aus einer Studie. Darüber hinaus sollen Photovoltaikanlagen errichtet werden.
Prüfen will die Gemeinde die Unterstützung von Carsharing, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Stellplätzen, sowie von Rufbussystemen und Anrufsammeltaxen neben dem bereits gestarteten Bürgerbus.
Unternehmen sollen weiter die Möglichkeit bekommen, an Ökoprofit-Projekten teilzunehmen, Azubis sollen „Energiescouts“ werden können.
Öffentlichkeitsarbeit spielt in mehreren Einzelpunkten eine Rolle: Dazu gehören Bürgerbeteiligung an Windenergieplanungen, ein Umwelttelefon bei der Gemeindeverwaltung, die Bereitstellung von Energieinformationen und Rechnern (zum Beispiel CO2-Rechner) auf der Homepage der Gemeinde sowie Vorträge zu Klima- und Energiethemen. Einbezogen werden sollen auch Kitas, Schulen und Jugendtreffs.
Das sagt die Politik
Der Maßnahmenkatalog schließt mit Gesamtkosten von knapp 3,8 Millionen Euro ab. Darin enthalten sind allerdings auch Investitionen in die Niederschlagswasserbeseitigung zur Entlastung der Klärwerke durch Umstellung der Kanalisation (600.000 Euro), die Verwirklichung des Radwegekonzepts (1 Million Euro), die Renaturierung von Gewässern als Maßnahme zur „Klimafolgenanpassung“ (1,1 Millionen Euro) und die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED (500.000 Euro).
Jenseits dieser Investitionen biete das Arbeitsprogramm „eigentlich nichts Greifbares“, meinte Matthias Lohmann (Grüne). Das Konzept beschränke sich auf „Absichtserklärungen“. Und das, was bisher geleistet wurde, sei „recht übersichtlich“: „Wir stellen den ganzen European-Energy-Award-Prozess in Frage.“ Bürgermeister Hannes Gieseler widersprach: „Ein bisschen was“ sei in der Vergangenheit schon passiert: zum Beispiel Investitionen in den Fuhrpark und in die Photovoltaik-Technik. Der Rat beschloss das Arbeitsprogramm mit großer Mehrheit gegen die Stimme der AfD.
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