Kredenbach. In Kredenbach impfen die Hausärzte gegen Corona. Der Impfstoff reicht zunächst nur für einen Nachmittag, die Mediziner hoffen auf Nachschub
„Die Menschen sind hocherfreut und alle erschienen“, sagt Dr. Katja Massong. Gerade hat sie dem letzten Patienten des Tages eine Dosis des begehrten Corona-Impfstoffes verpasst. „Für viele ist das ein Gefühl wie Weihnachten“, beschreibt die Ärztin die Stimmung am ersten Impftag in der Hausarztpraxis im ehemaligen Kredenbacher Krankenhaus. Einziger Dämpfer: Es kam nicht so viel Impfstoff an, wie zugesagt war.
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Impfzentrum in Kredenbach
72 Impfdosen des Vakzins von Biontech/Pfizer wurden am Dienstag an das Team der Familydocs in Kreuztal geliefert. Die sind nun allesamt in den Armen der Patienten, berichtet Dr. Charles Adarkwah, der mit seiner Kollegin das Impfen übernommen hat. Das Team der Familydocs besteht aus sieben Ärzten und mehreren Praxen in Kreuztal, Krombach, Fellinghausen und Kredenbach. Gemessen daran hätte es noch mehr Impfstoff geben sollen. „Wir hatten mit mehr gerechnet“, sagt Charles Adarkwah, mehr war auch zugesagt. Derzeit gebe es jedoch allerorts Lieferengpässe.
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Die Familydocs nutzen ihre Praxisstruktur, um ein separates Impfzentrum zu betreiben. Kranke und gesunde Patienten sollen sich nicht begegnen, erklärt Adarkwah. Deshalb wird nur in Kredenbach geimpft, während dieser Zeit aber eben auch nur das. An diesem Mittwochnachmittag ist das Team damit schneller fertig, als gedacht, auf über 100 Impfungen waren Ärzte und Assistenten eingestellt. Wenn genug Impfstoff da wäre, wären auch 200 Impfungen an einem Nachmittag möglich, 400 am ganzen Tag, erklärt Adarkwah. Und wenn es noch mehr Impfstoff gibt, „dann impfen wir auch abends oder am Wochenende“, sagt der Mediziner, „der Impfstoff gehört in die Arme, und nicht in den Kühlschrank.“ Jeder Patient trifft vor der Impfung einen Arzt, um über Ängste und Fragen zu sprechen, betont Adarkwah.
350 Kreuztaler Patienten melden sich am ersten Tag
„Ich finde es schade, dass wir als Hausärzte erst so spät in diese Impfaktion eingebunden worden sind“, sagt Charles Adarkwah. Die Grippeimpfungen stemmen die Hausärzte jedes Jahr, neben den anderen Aufgaben. Außerdem kennen sie ihre Patienten – und umgekehrt. Sätze wie „Ich fahre nicht nach Eiserfeld“ habe er mehrfach gehört. Umso euphorischer waren die Patienten, als endlich der Impfstart in den Hausarztpraxen angekündigt wurde. Über die eigene Website und soziale Medien machten die Familydocs darauf aufmerksam und innerhalb des ersten Tages trugen sich etwa 350 Patienten auf die Warteliste ein. Der große Andrang sei kein Problem, im Grunde sei das Impfen eben Tagesgeschäft und die Praxis darauf vorbereitet – „was uns fehlt, ist der Impfstoff“, sagt Charles Adarkwah, „Ich bin mir sicher, dass die Hausarztpraxen nicht der Flaschenhals sein werden.“
Zweitimpfung unterwegs
Bisher ist für die Hausarztpraxen nur der Impfstoff von Pfizer/Biontech vorgesehen, AstraZenca sei aber im Gespräch, sagt Charles Adarkwah.
Klaus Mertens, ebenfalls Mitglied der Familydocs, war mit einem mobilen Impfteam unterwegs und impfte die Gäste der Tagespflege in Buschhütten zum zweiten Mal.
Patienten der Prioritätengruppen 1 und 2 kommen für die Impfungen bei den Hausärzten in Frage. Wer wann drankommt, können die Mediziner selbst entscheiden. Das sei eine schwierige Sache, gibt Adarkwah zu. Andererseits zahle sich auch hier wieder aus, dass er seine Patienten genau kenne und wisse, wer das Vakzin dringend benötigt. Manche müssten aber auch ein Nein hören, zumindest vorerst, die allermeisten hätten Verständnis dafür.
Mit Überstunden gegen die Corona-Pandemie
„Wir bereiten uns darauf vor, dass in den nächsten Wochen die Zahl der zur Verfügung stehenden Impfdosen steigen wird“, erklärt Katja Massong. Am Donnerstag erfahren die Familydocs, wie viel Impfstoff sie für die kommende Woche bekommen. Danach besteht für die Patienten die Möglichkeit, sich für einen Termin am Mittwoch in Kredenbach anzumelden. „Wir haben heute gesehen, dass es gut klappt“, sagt Charles Adarkwah, „bei uns wird nichts liegen bleiben – alles, was wir zugeteilt bekommen, muss umgehend verimpft werden.“
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Verpflichtet, die Corona-Impfungen durchzuführen, wären die Hausärzte nicht. „Es wäre absurd, wenn wir es nicht machen würden“, findet Charles Adarkwah. Viele Patienten seien beunruhigt und sehnten die Impfung herbei, um gemeinsam die Pandemie zu überwinden. Dazu wollen auch die Familydocs ihren Beitrag leisten. Trotz der guten Infrastruktur bedeute das allerdings schon Mehrarbeit. „Alle machen Überstunden“, sagt Charles Adarkwah und bedankt sich bei dem gesamten Team, ohne das der reibungslose Ablauf nicht möglich wäre.
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