Hilchenbach. Das Hilchenbacher Arbeitsprogramm ist gerade lang: vom Hammerwerk bis zum Bahnhof, vom Kulturellen Marktplatz bis zum Gerberpark.

Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis arbeitet an einer Lösung für das Allenbacher Hammerwerk-Gelände und will dazu den Vertrag mit der landeseigenen „Bau.Land.Partner“ (früher: NRW-Flächenpool) nutzen, in den das Areal 2018 aufgenommen worden ist. Damit kann die Stadt für vier Jahre auf die Unterstützung der landeseigenen Gesellschaft zurückgreifen. „Die haben jetzt neue Möglichkeiten“, hat der Bürgermeister erfahren: Denkbar erscheint nun eine Altlastensanierung, ohne dass die Stadt vorher Eigentümerin der 2,6 Hektar großen Grundstücks an der B 508 wird – eines der großen Themen Hilchenbacher Stadtentwicklung.

Auch interessant

Hammerwerk

Im vorigen Jahr hatte mit Brian Born ein Hilchenbacher Bauunternehmer sein Interesse an der Immobilie angemeldet und das Gespräch mit der Eigentümerin des 2015 stillgelegten Betriebs, der Metalcam in Breno/Italien, aufgenommen. Für den von Born geplanten Industriepark würden dei Hallen stehen bleiben – im Rat gab es dagegen Stimmen für eine komplette Neubebauung. Das Problem: Wer das Grundstück kauft, wird auch Eigentümer der Altlast – und die Sanierung wird um so teurer, je mehr Boden bewegt wird. Etwa 1,3 Millionen Euro würde eine Sanierung kosten, wenn nur Teile der Hallen abgerissen werden. Ein Komplettabbruch würde einen Sanierungsaufwand von 3,5 Millionen Euro nach sich ziehen – so ein Gutachten, das der Stadt 2019 vorgelegt wurde.

„Dieses Risiko kann ich nicht eingehen“, sagt Kyrillos Kaioglidis – denn bei einem Weiterverkauf durch die Stadt kann erst einmal nur mit einem Erlös zu Marktpreisen gerechnet werden, geschätzt etwa 1,3 Millionen Euro. In der aktuellen Bodenrichtwertkarte wird für die belastete Noch-Industriebrache ein Richtwert von sogar nur 35 Euro ausgewiesen, das wären dann insgesamt gerade einmal 0,9 Millionen Euro. Anders sähe die Rechnung aus, wenn die Sanierungskosten mit Landesmitteln gefördert würden. Möglicherweise genügt es nun, wenn der Eigentümer eine Verkaufsabsicht äußert, um sich von der Altlast zu befreien – ohne den Verkauf bereits zu vollziehen.

Nachfolgerin

Vor seiner Wahl zum Bürgermeister war Kyrillos Kaioglidis Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Tourismus und Wirtschaftsförderung. Dieser künftige Fachdienst wird nun neu besetzt. Zwei Bewerberinnen werden sich am Mittwoch, 21. April, dem Hauptausschuss vorstellen.

Lützel

Jenseits des Hammerwerks und dem Grundstück der Hilma in der Schützenstraße, das nach dem Wegzug des Unternehmens möglicherweise im nächsten Jahr auf den Markt kommen könnte, leibt der Blick des Bürgermeisters auf die Lützeler Heide gerichtet, die unerwartete Priorität bekommt: Immerhin gebe es mir dem Standort der Firma AST ein dort angesiedeltes Unternehmen mit Erweiterungswünschen, die zumindest nach dem noch geltenden Regionalplan erfüllt werden könnten – im Entwurf des gerade veröffentlichten neuen Regionalplans taucht die Lützeler Heide nicht mehr als Gewerbegebiet auf. Auch deshalb nicht, weil Hilchenbach noch vor einem Jahr vorrangig die Vordere Insbach 2 betrachtete. Die Hanglage dort aber, so Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis, wird nicht so schnell bebaubar sein, abgesehen davon, dass es für die Insbach anders als für Lützel keinen konkreten Ansiedlungswunsch gibt. „Ich kann die Sorgen und Nöte verstehen“, sagt der Bürgermeister über die Lützeler Diskussion. Andererseits: Die Stadt müsse Möglichkeiten, Arbeitsplätze und womöglich sogar einen neuen Firmensitz in die Stadt zu holen. Innerhalb von zehn Jahren habe Hilchenbach mehr als 700 Arbeitsplätze verloren, der Rückgang von 13,3 Prozent werde kreisweit nur noch von Bad Laasphe übertroffen. „Die Zahlen sprechen für sich.“

Bahnhof

Ebenfalls seit 2018 im „Flächenpool“ ist der Bahnhof, den die Stadt inzwischen gekauft hat. Für ein Entwicklungskonzept, das die Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft (BEG) bezahlt, hat die Stadt inzwischen ein Planungsbüro gefunden. Während noch zu entscheiden ist, wie das Empfangsgebäude selbst künftig genutzt wird, sollen in Randbereichen frühzeitig Fakten geschaffen werden. Angehen werde die Stadt die barrierefreie Umgestaltung der Bushaltestelle, kündigt Kyrillos Kaioglidis an – parallel zum Zweckverband Personennahverkehr (ZWS), der dort eine Mobilstation mit Fahrradboxen, Ladestation und Fahrgastinformationssystem aufbaut. Frische Farbe auf die Fassade wird derweil der Baubetriebshof bringen – er ist vorerst in die Güterhalle eingezogen, um dort Material unterzubringen, für das am Mühlenweg der Platz nicht mehr reicht.

Auch interessant

Kultureller Marktplatz

Ende April, schätzt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis, wird die Bodenplatte für das neue Haus der Alltagskultur und die Mehrzweckhalle hergestellt; damit beginnt der Rohbau für den Kulturellen Marktplatz, nachdem die Abbrucharbeiten abgeschlossen sind. Fast alle Signale stehen nun auf Grün: Mit der Planung der technischen Gebäudeausstattung ist ein neues Ingenieurbüro beauftragt worden, und am inhaltlichen Konzept arbeitet die Münchner Kulturmanagerin Dr. Martina Taubenberger. Sie wird sich Ende April im Kulturausschuss vorstellen, Mitte des Jahres rechnet der Bürgermeister mit einem Ergebnis. Als Projektsteuerer bleibt Uwe Hübner (Bauwert Projekt Consult Siegen) an Bord, bis auch das Theater um Foyer und zweiten Saal erweitert ist. Zu seinem Auftrag – den übrigens der Bürgerverein mit Geld der Sparkasse bezahlt – gehört auch der Blick auf die Kosten. Sofern die noch beeinflussbar sind: Über die aktuelle Summe will der Bürgermeister noch nicht sprechen. Bei neun Millionen Euro bleibt es jedenfalls nicht, die Rede ist von 12,5 Millionen.

Gerberpark

Die Stadt Hilchenbach kann Fördermittel des Landes für eine Machbarkeitsstudie einsetzen, wie das Gerberpark-Einkaufszentrum mit seinen großflächigen Leerständen entwickelt und modernisiert werden kann: Aktuell sind noch 300 von 3500 Quadratmetern Verkaufsfläche vermietet. Die Cinthia Real Estate hat die Immobilie 2019 gekauft. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis hat in Monheim nachgefragt: Ob denn die Eigentümerin auch bereit sei, Vorschläge aus einem Konzept umzusetzen? Die Antwort steht aus.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.