Siegen. Click & Meet ist keine Lösung. Die Händler in der Siegener City-Galerie fürchten den nächsten Lockdown. CDU-Abgeordnete machen sich ein Bild.

Anne Becker hat Angst. „Es geht um unsere Arbeitsplätze“, sagt die Leiterin der Engbers-Filiale in der Siegener City-Galerie. Wenn der Laden infolge eines weiteren Lockdowns am Ende noch schließen müsse, „wo sollen wir denn hin?“ Die Frau gehört zu den wenigen, die sich am Samstagvormittag in Gegenwart von Politik und Medien äußern möchte. Die CDU-Bundes. und Landtagsabgeordneten Volkmar Klein, Jens Kamieth und Anke Fuchs-Dreisbach sind zu Gast.

Auch interessant

Die Einzelhändler

Anne Becker: An normalen Samstagen „sind wir zu drei Leuten hier“. Jetzt ist sie allein und das Interesse ist übersichtlich. Immerhin haben sich zwei Kunden für den Vormittag angemeldet. Ein Ehepaar. Für den Mann hat Anne Becker bereits ein komplettes Ensemble zurechtgelegt. Das sei die positive Seite der Situation. Wenn Kunden kämen, würden sie nicht nur ein Teil kaufen. Andererseits ist Anne Becker vom „Click and Meet“ nicht sonderlich begeistert. In der ersten Woche sei einiges an Anmeldungen gekommen. Danach kehrte aber auch wieder Ruhe ein. Sie hat auch n den Tagen der geschlossenen Türen Kontakt zu ihren Stammkunden gehalten, am Telefon beraten und zum Teil mit diesen gemeinsam aus dem Online-Shop des Unternehmens bestellt: „Dann konnte ich den Umsatz über die Siegener Filiale laufen lassen, das hat ganz gut geklappt.“

Roman Zaharov und seine Frau Sofia Sarigianni haben gut zu tun. Jeden Tag mindestens neun Termine bei „mobilcom-debitel“, dazu Laufkundschaft und Beratungen am Telefon. Service und Verkauf liefen bestens, gerade ältere Menschen hätten viel Bedarf an Unterstützung und Dienstleistungen, etwa am Übertragen von Daten auf das neue Mobiltelefon. Wenn die Kinder nicht in der Nähe seien, würde da gern der Expertenrat eingeholt.

Tarik Hamami, der „Uhrenprofi“, sagt, es könnte es deutlich besser laufen. Die Hilfsgelder kämen verspätet, Uhren verkaufe er gar nicht. Ein Webangebot habe er nicht. Aktuell laufe alles über den Service. Aber auch da müssten die Kunden erst einmal wieder den Weg zu ihm finden.

Domenico Forciniti, Betreiber von „Pizza Mi“ im Erdgeschoss, verkauft lange nicht mehr so viel Pizza wie zu den Zeiten vor der Pandemie. Er öffne vornehmlich deshalb, um Präsenz zu zeigen und seinen Vertrag mit dem Center zu erfüllen, sagt er. Nach vielen Jahren am Standort sollten die Kunden sehen, dass er noch da sei.

Wünsche

Centermanager Wladimir Senkewitsch wünscht sich den Einsatz der Luca-App, um Kontakte und Infektionsketten einfacher nachzuhalten.

Das Durcheinander an Informationen sei ein Problem. Er habe alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt, „wir waren hier eigentlich nur Telefonzentrale“.

Der Centermanager

Centermanager Wladimir Senkewitsch hat Mühe gehabt, viele Mieter zu finden, die so offen über ihre Probleme sprechen. Die Lage werde immer schwerer, obwohl sämtliche Sicherheitsvorschriften im Haus eingehalten würden. „Wir sind kein Ort der Ansteckung.“ In diesem Jahr werden kaum die gesamten Mieteinnahmen verbucht werden können. Derzeit gebe es sechs Leerstände, die bedingt, aber auch mit Corona zu tun hätten. Auch das Parkhaus sei überwiegend nur zu einem Viertel ausgelastet.

Die Abgeordneten

„Die Infektionszahlen steigen“, sagt Bundestagsabgeordneter Volkmar Klein. Die Lage erfordere Prioritäten. Vor allem die Industrie sei nun einmal wichtig, um für jene Steuereinnahmen zu sorgen, von denen am Ende auch die Corona-Hilfen bezahlt würden. Daher müsse eben an anderen Orten versucht werden, die Kontakte zu reduzieren.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.