Siegen. Wer sagt eigentlich, dass der Einzelhandel vor Ort gegen die Online-Riesen verliert? Wie MapAds aus Siegen die lokalen Geschäfte unterstützen:

Online kann man fast alles bestellen. Gegen die Produktvielfalt im Netz kann der Einzelhandel vor Ort nicht bestehen – oder? Doch, sagen Marius Ruhrmann und Daniel Schütz, Geschäftsführer des Startup-Unternehmens „MapAds“: Die kleinen Geschäfte haben Beratungskompetenz. Aber ihre Produkte sind oft nicht gut sichtbar im Netz. MapAds will das ändern: Mit gezieltem, standortbasierten Online-Marketing. Lokale Händler sollen bei Kunden vor Ort im Netz sichtbar werden; den Menschen soll angezeigt werden, was es alles in ihrer Stadt zu kaufen gibt.

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Angefangen haben die Geschäftsführer Marius Ruhrmann und Daniel Schütz im Gründerbüro der Universität Siegen, das sie auch in den „Summit“ auf der Martinshardt vermittelte – dank Kooperation mit der Uni gibt es dort den „Accelerator“, wo das IT-Unternehmen ifm Nachwuchsunternehmen aus dem Hochschulumfeld unter die Arme greift. Derzeit zieht MapAds in die Siegener Innenstadt um.

MapAds sieht Digitalisierungsbedarf im Einzelhandel – sichtbarer werden

Daniel Schütz ist Wirtschaftsingenieur mit Gründererfahrung, arbeitete in Finnland, Luxemburg, im Silicon Valley. Marius Ruhrmann hat bei Viega gelernt, bis zum Master Wirtschaftsinformatik studiert und als Entwickler und IT-Berater gearbeitet. Beide wollten schon länger ein Unternehmen gründen, sich selbstständig machen, ihr eigenes Ding durchziehen. „Ich bin als Arbeitnehmer aufgewachsen und im Berufsleben entwickelte sich dann die Idee mit der Selbstständigkeit“, sagt Ruhrmann. Mit Daniel Schütz traf er jemanden, der die gleiche Vision hatte.

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MapAds sieht Digitalisierungs-Bedarf im lokalen Einzelhandel. Die Konkurrenz ist nicht mehr das Geschäft nebenan oder in der Nachbarstadt, sondern Online. „Wir möchten den Einzelhändlern ein Werkzeug an die Hand geben, im Netz präsent sein zu können“, sagt Ruhrmann. Die Produkte sollen sichtbar werden. Entscheidend ist dabei Nähe – wer etwa in Siegen online eine Armbanduhr sucht, dem sollen Modelle der Siegerländer Händlerschaft angezeigt werden – denn die hat, im Unterschied zum Onlinehandel, die Beratungskompetenz. Längst ist Werbung individualisiert, wer einmal nach Uhren gesucht hat, der bekommt entsprechende Werbevideos, -banner und -postings angezeigt.

Vision: Siegener Kundschaft findet online Geschäfte aus Siegen

Daniel Schütz hatte im Netz nach Hanteln gesucht, wollte lokal kaufen, fand aber nichts zur lokalen Verfügbarkeit. Er dachte sich: Es muss doch möglich sein, das Inventar der Händler vor Ort digital abzubilden. „Wir sind beide Konsumenten“, sagt Marius Ruhrmann, ihnen liegt etwas an den Innenstädten, die wesentlich geprägt werden von ihrer Händlerschaft. Das soll so bleiben. „Wir wollen die Leute zurück in die Stadt bringen.“

Händler müssen nur ihre Produkte digitalisieren – MapAds übernimmt die Online-Vermarktung.
Händler müssen nur ihre Produkte digitalisieren – MapAds übernimmt die Online-Vermarktung. © MapAds

Bleiben wir beim Uhren-Beispiel. Wer Armbanduhr googelt, bekommt Treffer der großen Online-Händler. MapAds sorgt dafür, dass Siegener Kunden Händler aus Siegen finden – und Hagener Kunden Produkte aus Hagen. Und auch nur dort. „Es nützt ja nichts, wenn ein Siegener Juwelier in München auftaucht“, sagt Marius Ruhrmann. Das Kaufen bleibt vor Ort – Ma­p­Ads wird zum digitalen Schaufenster, was einzelne Händler so kaum leisten könnten.

Einmal digitalisieren – den Rest erledigt die Software

Ein Geschäft, das mit MapAds zusammenarbeitet, muss nicht sein gesamtes Inventar digitalisieren. Manche haben 20 Produkte im Angebot, manche 100. Sie behalten die Kontrolle, MapAds bietet Möglichkeiten. Das Startup bringt die Produkte dorthin, wo die Nutzer ohnehin sind: Facebook, Instagram, Youtube, Nachrichtenseiten. MapAds schaltet gezielt standortbezogene Werbung, übernimmt die Betreuung der Social-Media-Kanäle. Die Händler müssen einfach nur die Produkte, die sie haben, digitalisieren (siehe Infobox).

Nur Smartphone nötig

Von einem Produkt werden Fotos, Barcode-Scan, Name, Beschreibung, Preis benötigt – das alles kann der Händler mit dem Smartphone erledigen – den Rest übernimmt MapAds. „Wir bieten das Rundum-Sorglos-Paket“, sagt der Co-Geschäftsführer grinsend.

Die MapAds-Software wisse besser als jeder Social-Media-Experte, wann ein Beitrag am besten gepostet wird, wann die meisten Nutzer online sind.

Weitere Infomationen auch auf mapads.net.

Ein Inhaber wusste gar nicht, dass er via Youtube 700 Nutzer erreicht hatte, erzählt Marius Ruhrmann. Schon dass ihr Facebook-Auftritt betreut werde, sei für viele eine riesige Entlastung. Wenn Bekannte oder Kunden sie dann auf innovative, individualisierte Videos ansprechen, sei die Begeisterung groß. „Wir sind kein Webshop“, betont der Geschäftsführer, auch wenn der, falls vorhanden, eingebunden werden kann. „Jeder Händler bekommt ein Ladenschaufenster bei uns, Beratung und Service.“ MapAds lenkt die Aufmerksamkeit zur Händlerschaft, „die Kunden sollen am Ende in den Laden kommen und beraten werden.“

Kooperation mit Online-Gigant Google für MapAds

MapAds ist einer von bundesweit nur zwei Anbietern, mit denen der Google-Konzern sein „Local Inventory“ ausrollt. Alle kümmern sich um die Großen – aber keiner kümmert sich um die Kleinen, sagt Daniel Schütz. Dabei liegt hier Potenzial. Das hat der Internetriese erkannt. Und um an die Händler vor Ort zu kommen, das neue Werkzeug bekannt zu machen, braucht er MapAds. „Wir geben den kleinen Händlern in ihrem Einzugsgebiet die gleiche Sichtbarkeit wie den großen“, sagt Schütz. Und die sind um die Ecke. „Man kann hingehen und die Uhr anprobieren“, erklärt Marius Ruhrmann.

So sieht ein digitales Schaufenster bei Mapads aus.
So sieht ein digitales Schaufenster bei Mapads aus. © MapAds

MapAds ist in Siegen gestartet, hat das Geschäftsmodell eng abgestimmt mit der hiesigen Händlerschaft entwickelt. „Jetzt wollen wir unser Produkt groß machen“, sagt Marius Ruhrmann. MapAds soll mittel- bis langfristig national ausgerollt werden, „die Software funktioniert überall.“

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