Hilchenbach. Die Stadt Hilchenbach denkt an den schlimmsten Container-Standorten über Videoüberwachung nach, um die Kennzeichen der Müll-Sünder zu erfassen.

So gut wie alle Wertstoffdepots im Stadtgebiet sind problematisch: Zu voll, zu dreckig, illegal abgeladener Unrat. Der Baubetriebshof sei permanent mit Kontrollen und Aufräumarbeiten beschäftigt, berichtete Leiter Till Söhler im Infrastrukturausschuss. Das soll sich ändern, der Baubetriebshof hat ein Konzept zur Umgestaltung erarbeitet.

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„Es gibt unglaubliche Engpässe bei den Containern im Stadtgebiet“, meinte Oliver Schneider (CDU), er sei jüngst lange umhergefahren um ein Depot zu finden, das nicht überfüllt oder zugänglich sei. „Seit Jahren ein leidiges Thema“, pflichtete Martin Born (fraktionslos) bei – zumal niemand die Container in der Nähe des eigenen Grundstücks stehen haben wolle.

Die Leute in Hilchenbach „versuchen alles, um ihren Müll loszuwerden“

Das Problem, meinte Schneider, seien dabei nicht die Container – sondern die Menge des Abfalls. „Die Leute versuchen alles, ihren Müll loszuwerden“ – große Umverpackungen aus Karton oder Styropor passten in keine Hausmülltonne, aber irgendwo müsse das halt hin. Bequemlichkeit sei dabei nicht die Ursache, „das irgendwo abzuladen ist ja auch mit Arbeit verbunden“. Ein Umdenken müsse einsetzen, in Wilnsdorf etwa dürfe man gelbe Säcke mit Umverpackungen neben die Tonnen stellen. Und die Zeitfenster für die Abgabe von Elektroschrott in Hilchenbach seien eher knapp. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Leute ihren Müll abgeben können.“

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Das Grundproblem ist das Verhalten der Menschen“, fand Ausschussvorsitzender Michael Stötzel (SPD). Einen „Anti-Müll-Pakt“ forderte Ulrich Bensberg (UWG), „wir müssen das Vertrauen wiederherstellen in die Entsorgungs- und Recycling-Politik.“ Jedes Jahr produziere die Gesellschaft mehr Abfall statt weniger, „ich bin erschüttert, dass so wenig Müll-Moral herrscht.“ Die große Politik habe das Thema nie wirklich ernst genommen „und wir haben vor Ort die Last damit“.

Das Wertstoffdepot in Hilchenbach-Helberhausen soll aufgelöst werden

Helberhausen: „Der Platz ist im Eimer“, stellte Torsten Klotz (CDU) fest. Ohne Gummistiefel oder Allradfahrzeug erreiche man die Container gar nicht erst. Die CDU beantragte, den Platz aufzubessern (was im Rahmen eines IKEK-Projekts schon einmal angedacht war aber bisher nicht umgesetzt wurde) und ein Verbot auszusprechen, den Platz als Lagerfläche etwa für Baumaterialien zu nutzen. Der Bauhof schlägt vor, das Wertstoffdepot hier aufzulösen – der nächste Standort ist nur wenig weiter am Freibad in Hilchenbach. Seine Leute würden dort regelmäßig schottern, aber wegen der schweren Lkw drücke sich der Schlamm immer wieder durch, „die fahren unsere Versuche, den Platz wiederherzustellen, regelmäßig zu Klump“, sagte Till Söhler. Die meisten kämen ohnehin mit dem Auto – die paar Meter weiter zum Freibad „sind jedem zuzumuten.“ Die CDU habe eine Umfrage im Ort gestartet, sagte Torsten Klotz: Die sei zwar noch nicht abgeschlossen, die Tendenz neige derzeit dazu, dass die Bevölkerung den alten Platz gerne behalten wolle.

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Freibad Hilchenbach: Für die „Zusammenlegung“ mit Helberhausen sei der alte Containerstandort nicht ausreichend, die Fläche soll daher getauscht werden mit einer Fläche im Bereich der Buswende, wo vier befestigte Parkplätze für den Minigolfplatz vorhanden sind.

Der Containerstandort Herrenwiese mitten in Hilchenbach einer der schlimmsten

Herrenwiese (Rewe/Dollar Hugo): Wildes Müllabladen, überfüllte Container sind – wie an allen Standorten aber hier besonders – an der Tagesordnung, „mit einer der schlimmsten Plätze“, sagt Till Söhler, seine Leute hätten jetzt erst 15 Abfallsäcke eingesammelt. Ein Strahler mit Bewegungssensor wirke als Abschreckung leider nicht, häufigere Kontrollen auch nicht. „Wir fangen morgens da an und wenig später steht da wieder alles voll, den Leuten ist das dermaßen egal.“ Es handle sich um einzelne – die aber das Stadtbild empfindlich störten. Eine Kameraüberwachung, die auch Autokennzeichen erfasst, sei angezeigt, denn es würden teils auch Straftaten begangen, wenn Kanister mit potenziell gefährlichen Flüssigkeiten dort abgestellt werden – direkt nebenan fließt die Ferndorf. Auch ein Wind- und Sichtschutz soll angebracht werden.

Gegenmaßnahmen

Der Baubetriebshof will den Leerungsturnus der Wertstoffdepots zu steigern. Zudem werde man prüfen, Schilder aufzustellen: Mit Hinweisen auf nächstgelegene Containerstandorte sowie möglicherweise auch mit Hinweisen auf mögliche Strafen, schlug Peter Gebhardt (FDP) vor.

Ein Zusatzvertrag mit dem Entsorgungsunternehmen gehöre auf den Prüfstand, meinte Till Söhler: Das zeige kaum Effekte, „ob das Geld wirklich bezahlt werden soll...“

Hilchenbacher Straße: Auch hier viel wilder Müll, die Asphaltfläche soll vergrößert und mit Kantensteinen eingefasst werden, die Container stehen aktuell auf der Wiese. Gleiches gilt für die Depots in der Siedlung Hilchenbach, die Wilhelm-Münker-Straße und die Talsperrenstraße: „Da werden wir der Sache gar nicht mehr Herr“, sagte Söhler, weil durch Wind und Tiere den Unrat weit in den nahen Wald gerate.

Lidl-Kunden laden in großem Stil Verpackungen am nahen Container ab

Eine Kamera-Attrappe habe die Situation an der Alten Landstraße gebessert, „15 Euro investiert für halb so viel Müll ist nicht schlecht“, so Söhler, gleiches gelte für den Hof-Stöcken-Weg.

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An der Dürerstraße sei die Lage „katastrophal“, weil Lidl-Kunden dort sperrige Umverpackungen direkt abladen würden, „das kann man da ständig beobachten“. Zwei Tage nach der Leerung sei das Depot nicht mehr anfahrbar: „Müll zieht weiteren Müll an, da findet man alles, ich zähle das lieber nicht auf...“ Auch hier wäre eine Kameraüberwachung wünschenswert, wenn der Datenschutz es zulasse, zudem wolle man versuchen, Lidl zu verpflichten, einen Papiercontainer aufzustellen. Grundsätzlich könne Verpackungsmüll dort abgegeben werden, wo ein Gerät gekauft worden sei, merkte Baudezernent Michael Kleber an.

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