Lützel. Die Siegen-Wittgensteiner Naturschutzverbände sind gegen die Ansiedlung einer Recylinganlage am Lützelbach.

Naturschutzbund (Nabu) und Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sind gegen die Ausweisung eines Gewerbegebietes Lützeler Heide. Das geht aus einem Schreiben hervor, das die Umweltverbände an die Fraktionsvorsitzenden des Hilchenbacher Rates gerichtet haben.

Der Infrastrukturausschuss soll in seiner Sitzung am Mittwoch, 17. März, das Startsignal für einen neuen Bebauungsplan geben, der ein fünf Hektar großes Gewerbegebiet südlich der Bahnlinie ermöglicht und das über die Eisenstraße erschlossen werden soll. Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Die Firma AST aus Erndtebrück, die im vorigen Jahr auf dem ehemaligen Gelände einer Spedition einen Standort in Lützel bezogen hat, will dort eine Kunststoff-Recyclinganlage errichten. Das Unternehmen stellt Kunststoffkanister, -fässer und -flaschen her. Außer dem Hauptsitz in Erndtebrück, seit 1977, hat die Firma Standorte in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und Polen. In Erndtebrück, im Wittgensteiner Gewerbegebiet Jägersgrund bei Schameder, sehen die Naturschutzverbände den geeigneteren Standort für das Unternehmen, zumal der Regionalplan eine Erweiterung dieses interkommunalen Gewerbegebietes vorsehe.

Die Naturschutzverbände

Die Naturschutzverbände weisen darauf hin, dass der neue Regionalplan die Gewerbefläche in Lützel nicht mehr vorsieht und die Bereiche zum Schutz der Natur ausgeweitet werden sollen. Das Vorhaben stehe der Absicht der Regionalplanung entgegen, „größere Entwicklungen hauptsächlich in den Allgemeinen Siedlungsbereichen zu konzentrieren, um einer weiteren Zersiedlung entgegen zu wirken“.

Durch die Nähe zum FFH-Gebiet Rothaarkamm und Wiesentäler und zum geschützten Biotoptyp im Bereich Herrenwiese müssten Immissionsauswirkungen wie Stoffeinträge, Lärm, Lichtverschmutzung in einer Verträglichkeitsuntersuchung zwingend geprüft werden. Im Bereich Herrenwiese sei ein Schutzziel im Regionalplan definiert: „Erhaltung von artenreichem Feuchtgrünland und ehemaligen Teichen als Lebensraum und Rückzugsgebiet biotopspezifischer Tiere und Pflanzen am Siedlungsrand von Lützel und als Ergänzungsfläche zum östlich anschließenden Biotopkomplex.“

Bereits 1984 hat der Naturschutzbund ein Grundstück im Lützelbachtal gepachtet und für weitere insgesamt 2,1 Hektar langfristige, zuletzt 2012 verlängerte Gestattungsverträge mit der Stadt abgeschlossen. 1987 hat der Verband ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück selbst gekauft. In fast vier Jahrzehnten hat sich das Feuchtgebiet Lützel mit seinen um die 50 neu geschaffenen Tümpel und Teichen und dem dort vorhandenen Niedermoor zum Lebensraum für Schmetterlinge und Libellen, Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten und Teichmolch sowie für Wiesenbrütervögel entwickelt. Die Fläche ist nach EU-Recht als Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Gebiet geschützt.

Der noch bestehende Freiraum an der Eisenstraße habe eine große landschaftsbildnerische Bedeutung, da das Gebiet nach Westen bis zum Rothaarkammabfall, südlich des Bahneinschnittes und östlich talwärts bis zum einmündenden Edertal weitgehend frei von großen technisch geprägten Strukturen sei, heißt es in dem gemeinsamen Brief von Nabu und BUND. „Gewerbehallen und Freilager, möglicherweise noch mit sichtbaren Halden von Kunststoffabfällen am Beginn der von vielen Erholungssuchenden beliebten Naturerlebnisregion Rothaarkamm wirken touristisch nicht sehr anziehend.“ Auch der vorbeiführende Rothaarsteig würde negativ beeinflusst. Um die Flächen planeben zu bekommen, würden östlich große Hangaufschüttungen nötig.

Die Agrarflächen würden von einem landwirtschaftlichen Betrieb extensiv als Magerwiesen genutzt. „Soll der Umstieg von industrieller auf biologische Landwirtschaft gelingen, werden zukünftig eher mehr als weniger Landwirtschaftsflächen benötigt.“ Die beplanten Flächen dort seien auch ein sehr beliebter Rastplatz für Zugvögel. „Wir empfehlen daher den Stadtverordneten, diesen qualitativ hochwertigen Naturraum als Chance für die zukünftige Entwicklung Hilchenbachs zu betrachten.“

Die Grünen

Am Wochenende haben sich – wie bereits berichtet – auch die Hilchenbacher Grünen gemeldet und gefordert, die Entscheidung über einen Bebauungsplan noch nicht zu fällen. „Uns Grünen liegt es fern, die Gewerbeentwicklung in unserer Stadt zu blockieren, im Gegenteil: Mit großem Nachdruck weisen wir auf den Bedarf an Gewerbeflächen hin und haben dafür unter anderem das alte Hammerwerk Vorlaender ins Gespräch gebracht“, schreibt Stadtverbandsvorsitzender Dr. Peter Neuhaus. „Auch die Ansiedlung weiteren Gewerbes oder seiner Ausweitung auf der Lützel stehen wir nicht prinzipiell ablehnend, sondern derzeit ergebnisoffen gegenüber.“ Die Einwohner von Lützel hätten Anspruch darauf, „vorab zu jedweder politischen Festlegung über das Vorhaben informiert zu werden, Fragen und Anliegen hierzu vorzubringen und Vorschläge und Voten aus Sicht des Dorfes in die Beratung einzuspeisen“.

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