Hilchenbach. Der Stadtverband Hilchenbach der Grünen möchte das Thema „Gewerbegebiet Lützeler Heide“ im März noch nicht in politischen Gremien diskutieren.

Der Stadtverband der Grünen bittet Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis in einem offenen Brief, den Punkt „Gewerbegebiet Lützeler Heide“ von den Tagesordnungen des Infrastrukturausschusses am Mittwoch, 17. März, sowie des Rates am 24. März zu nehmen, um vorab in Politik und Öffentlichkeit intensiver in das „sehr komplexe Thema“ einsteigen zu können. Es geht um den Vorschlag der Verwaltung, einen Bebauungsplan für das betreffende Areal aufzustellen, um dort eine circa fünf Hektor große Gewerbefläche zu schaffen, so die Grünen. Dieses Vorhaben werde mit der Erweiterungsabsicht eines bestehenden Unternehmens zum Recycling von Kunststoffbehältern begründet.

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„Die Umwandlung der derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche in ein Gewerbegebiet wäre mit erheblichen Auswirkungen für den Ortsteil Lützel verbunden und stellt ohne Zweifel eine weitreichende Zukunftsentscheidung dar“, begründet Grünen-Sprecher Dr. Peter Neuhaus in dem Schreiben. „Insofern ist jegliche Planung an dieser Stelle mit großer Um- und Weitsicht zu betreiben. ,Schnellschüsse’ verbieten sich.“

Hilchenbach: Grüne sehen weitreichende Folgen eines Gewerbegebiets Lützeler Heide

Die Attraktivität Lützels für den naturnahen Tourismus sei ebenso zu bedenken „wie die zu erwartende Beeinträchtigung des Landschaftsbildes am Rothaarkamm, die Belange des Arten- und Klimaschutzes sowie die Erfordernisse des einzig in Lützel verbliebenen landwirtschaftlichen Betriebs, der die Flächen derzeit als Weideland und zur Futtergewinnung für 70 Mutterkühe nutzt“. Auch eine Zunahme an Güterverkehr „im jetzt schon stark belasteten Ortskern Lützels“ sei nicht auszuschließen, zumal sich das Stammwerk des erweiterungswilligen Unternehmens – dessen Erweiterungsabsicht der Grund für die Gewerbegebiet-Idee sei – in Erndtebrück befinde.

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Zu bedenken sei darüber hinaus, „dass Hilchenbach zwar ein Mangel an verfügbaren Industrie- und Gewerbeflächen zugeschrieben wird, zugleich aber nicht zu übersehen ist, dass in unserem Stadtgebiet eine ganze Reihe von Industriebrachen (Hammerwerk, Sieper-Werke, Loos, Hilma) auf ihre Reaktivierung warten bzw. Gewerbeflächen strukturell untergenutzt sind und in naher Zukunft auf eine Anschlussverwendung angewiesen sein könnten“, fährt Peter Neuhaus fort. „Eine gründliche Sondierung dieser Flächen wäre vor jeder Neuversiegelung unbedingt wünschenswert und steht der Klimakommune Hilchenbach gut an.“

Keine generelle Ablehnung für Gewerbeentwicklung in Hilchenbach

Bisher, heißt es in dem offenen Brief weiter, lägen außerdem „keinerlei vertiefte Informationen über die Planungsabsichten des Unternehmens“ vor. Darüber unterrichte auch die Verwaltung zur Sitzung des Infrastrukturausschusses nicht. Peter Neuhaus nennt insbesondere Aspekte wie mögliche Geländeeingriffe, optische Veränderungen in der Ortschaft, Betriebszeiten, Lieferverkehr oder Lärm- und Lichtemissionen. „Es gibt gewiss weitere Fragen, die im Vorfeld einer sachgemäßen Beratung zu klären sind.“

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„Uns Grünen liegt es fern, die Gewerbeentwicklung in unserer Stadt zu blockieren, im Gegenteil: Mit großem Nachdruck weisen wir auf den Bedarf an Gewerbeflächen hin und haben dafür u.a. das Alte Hammerwerk Vorlaender ins Gespräch gebracht“, schreibt der Stadtverbandssprecher. „Auch der Ansiedlung weiteren Gewerbes oder seiner Ausweitung auf der Lützel stehen wir nicht prinzipiell ablehnend, sondern derzeit ergebnisoffen gegenüber.“ Weitreichende Entscheidungen aber „bedürfen größtmöglicher Transparenz, müssen dem Informationsbedürfnis der unmittelbar betroffenen Bürger*innen und der politischen Entscheidungsträger*innen gerecht werden und Gesprächs- und Beteiligungsformen ermöglichen, auch wenn dies in Pandemiezeiten zweifellos eine besondere Herausforderung an die Verwaltung darstellt.“

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