Siegen. Parkplatz für Parkplatz entlang der HTS, abendliche Treffpunkte für zahlreiche Autofahrer in Siegen, kontrolliert die Polizei am Wochenende Autos
Mit einem Großaufgebot geht die Polizei am Wochenende insbesondere gegen Lärmbelästigung durch Autofahrer an den großen Siegener Parkplätzen entlang der HTS vor. Allein am Freitagabend, 26. Februar wurden knapp 200 Fahrzeuge kontrolliert, im Einsatz waren laut Behördenangaben starke Kräfte der Kreispolizeibehörde unterstützt von NRW-Bereitschaftspolizei und Ordnungsamt.
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Neben der Einhaltung der Nachtruhe vor dem Hintergrund zahlreicher Anwohnerbeschwerden sind die Einhaltung der Corona-Schutzregeln und unzulässige technische Modifikationen an den Fahrzeugen Schwerpunkt. Seit Wochen zeigt die Polizei verstärkt an Freitag- und Samstagabenden Präsenz an den szenetypischen Treffpunkten: Auf den großen Parkplätzen entlang der HTS versammeln sich zu später Stunde dutzende Fahrzeuge. Lärm und Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung stören Anwohner erheblich. Die Polizei sperrt nach und nach, bis spät in die Nacht, alle Parkplätze.
Jedes Auto auf dem Parkplatz unter der HTS wird kontrolliert
Los geht es am Freitagabend unter der HTS an der Stahlwerkstraße. Laut polizeilicher Aufklärung stehen gegen 21.30 dort um die 50 bis 60 Autos, Menschen stehen zusammen, reden, hören Musik. Die Bereitschaftspolizei fährt vor, riegelt den Platz ab bzw. schafft eine Engstelle – jedes Auto, das auf oder vom Platz will, wird kontrolliert. Für eingehende technische Untersuchungen jedes Fahrzeugs ist keine Zeit, die Bereitschaftspolizei ist aber geschult – sie führen Woche für Woche ähnliche Einsätze in NRW durch, sagt Meik Scholze von der Polizeipressestelle. Sie wissen, worauf zu achten ist, ob sich eine eingehendere Untersuchung lohnt.
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Zudem beschäftigt die Kreispolizeibehörde seit einiger Zeit einen gelernten Kfz-Meister, der die Autos auf technische Veränderungen untersucht.
In Siegen trifft sich derzeit eine „erlebnisorientierte“ Klientel
Auf der Geisweider Straße dröhnen die Motoren, die Nachricht von der Großkontrolle macht blitzschnell die Runde, über jede Kontrolle wird in den entsprechenden Social-Media-Gruppen informiert. Mit quietschenden Reifen schleudert ein Sportwagen um die Kurve und prescht Richtung Weidenau, ein Mädchen ruft aus dem Seitenfenster: „Dreht um, hier stehen sie!“ Die, die noch zum Treffpunkt wollten, als die Polizei die Kontrollstelle einrichteten, machen das sie wegkommen.
Die Polizei arbeitet die Fahrzeuge in aller Ruhe ab, ein paar Kandidaten werden am Ende wegen technischer Verstöße stillgelegt. Hier handle es sich überwiegend nicht um Tuner oder Poser, die sich wegen ihrer Autos treffen. „Zur Zeit ist das eher Erlebnisklientel“, sagt Meik Scholze – mangels Alternativen im Lockdown treffen sich Einige derzeit halt auf öffentlichen Parkplätzen. Wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden sei, solange man die Nachtruhe ab 22 Uhr und die Corona-Regeln einhalte und alle technischen Veränderungen am Fahrzeug eingetragen seien. Aus solchen Treffen, erklärt Scholze, entstehen aber immer wieder auch spontane Rennen auf der meist vierspurigen Hauptverkehrsachse entlang der HTS – hier kontrolliert die Polizei ebenfalls verstärkt mit mobilen Laser-Teams, die häufiger den Standort wechseln.
Die Autofahrer ziehen weiter – von Geisweid nach Weidenau, Obi-Parkplatz
Eine Verdrängungs- und Zermürbungsstrategie setzt ein. Die Polizei hat den Treffpunkt gesperrt, also zieht ein Teil der Gruppe weiter – zum Obi-Parkplatz, wo schon einige Fahrzeuge standen. Das gleiche Spiel: Einsatzfahrzeuge engen alle Zufahrten ein, wer raus will, wird kontrolliert. Auch hier finden sich bei einigen Hinweise auf unzulässige technische Manipulation, sie werden herausgezogen, ein Teil des Rests hat offenbar Lust an der Provokation.
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Ein Hupkonzert setzt ein, „genau das meinen wir“, sagt ein Polizist. „Das passiert auch, wenn wir nicht da sind.“ Immer wieder sind jaulende Motoren von der Straße zu hören, die Fahrer machten sich nicht klar oder nähmen bewusst in Kauf, wie lärmintensiv ihre Fahrzeuge und ihre Fahrweise sei, sagt der Mann.
Bewusste Provokationen gegen Polizei – und weiter zur Siegerlandhalle
Einige legen sich bewusst mit den Beamten an, „ey, kontrollier mich mal“, rufen sie und bauen sich großspurig vor der Polizei auf. Die bleiben cool, fotografieren jedes Fahrzeug, schauen in die Autos, wie viele Personen drin sitzen, fordert die Insassen auf, sich an die Regeln zu halten, verteilen dazu Handzettel. Irgendwann ist auch der Obi-Parkplatz leer. Das Ordnungsamt hat vorgesorgt und schweres Absperrmaterial bereitgestellt. Flatterband, natürlich, hilft kaum.
Für einige geht das Katz- und Maus-Spiel weiter. Im Pulk fährt eine Gruppe PS-starker Wagen, davon einige mit überörtlichen Kennzeichen, Richtung Siegerlandhalle. Vor der Grünen Ampel zu lange warten, dann lossprinten bis zur nächsten Ampel. Auf dem Parkplatz neben der Siegerlandhalle warten die ersten, vermutlich wohl wissend, dass die Polizei gleich da sein wird. Dann werden sie auch hier vertrieben und suchen sich den nächsten Parkplatz. Bis sie irgendwann keine Lust mehr haben. Eine Art Nervenkitzel am Wochenende.
Keine organisierte Raserszene in Siegen – Polizei will sich Überblick verschaffen
„Eine richtige Raserszene gibt es in Siegen nicht“, erklärt Meik Scholze, Polizeipressestelle. Die Fotos, angefertigt nach §15 Polizeigesetz, dienen nicht nur als Handhabe, wenn jemand darauf hingewiesen wurde, sich an Beschwerdeschwerpunkten an die Regeln zu halten, sondern auch um zu wissen, „mit wem wir es überhaupt zu tun haben“, erklärt Scholze. Wer auf dem einen Parkplatz gegen die Regeln verstoßen hat und bei der nächsten Kontrolle auf dem nächsten Parkplatz wenig später wieder unangenehm auffällt - dann hat die Polizei eine bessere Handhabe.
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In den vergangenen Wochen habe man die Bemühungen intensiviert, Kontakte aufzubauen und auf die Bedürfnisse der Anwohner hinzuweisen. Treffpunkte sind vor allem der Parkplatz unter der HTS an der Stahlwerkstraße, Obi-Parkplatz, Bismarckplatz, Parkplatz Siegerlandhalle und vereinzelt auch der Parkplatz des Real-Markts. Sie alle wurden am Wochenende sukzessive geräumt und gesperrt. Es wurden diverse Anzeigen geschrieben und Verwarnungsgelder erhoben wegen Rasens, technischen Veränderungen, Fahren ohne Führerschein und Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung.
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