Siegen-Wittgenstein. Bei der Planung für das neue Kindergartenjahr kann der Kreis Siegen-Wittgenstein erstmals auf Neubauten verzichten
Erstmals seit vielen Jahren muss für das neue Kindergartenjahr ab August dieses Jahres nichts über das bisher Geplante hinaus neu gebaut werden. „Für alle Kinder sind Plätze vorhanden“, teilt der Kreis Siegen-Wittgenstein mit. Lediglich in Hilchenbach, Netphen und Neunkirchen plant das Kreisjugendamt die Einrichtung von drei zusätzlichen Großtagespflegestellen.
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Den neuen Bedarfsplan für die Kindertagesbetreuung wird der Jugendhilfeausschuss am Dienstag, 2. März, beraten. „Wir kommen aus einer langen Phase, in der wir sehr viele Kindergärten um-, an- oder neu gebaut haben“, sagt Landrat Andreas Müller. Vor sieben Jahren gab es 114 Kindertageseinrichtungen im Bereich des Kreisjugendamtes, zu dem alle Kommunen im Kreisgebiet außer der Stadt Siegen zählen, heute sind es 132. Die Zahl der Betreuungsplätze durch Tagesmütter und -väter ist im gleichen Zeitraum von 185 auf 464 gestiegen. „Im Moment sieht es so aus, dass wir im neuen Kindergartenjahr, aber auch in den beiden Folgejahren so gut wie keine weiteren Neubaumaßnahmen benötigen.“
Während die Zahl der Kinder im Alter zwischen drei Jahren und sechs Jahren seit dem letzten Kindergartenjahr noch einmal um 4,4 Prozent steigt, geht die Zahl der U-3-Kinder erstmals leicht um 0,2 Prozent zurück. „Im Zusammenhang mit Corona wurde ab und an in den Medien von einem erneuten Geburtenanstieg berichtet“, heißt es im Bedarfsplan, „die aktuellen Zahlen, die dem Jugendamt vorliegen,bestätigen diese Entwicklung bisher noch nicht.“
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Insgesamt hält das Kreisjugendamt im kommenden Kindergartenjahr 6796 Betreuungsplätze vor, vor Vor zehn Jahren, im Kindergartenjahr 2011/12 waren es 5324. „Das zeigt, welche enormen Anstrengungen wir als Kreis Siegen-Wittgenstein in den vergangenen Jahren unternommen haben“, betont Landrat Andreas Müller.
Versorgungsquoten
Im kommenden Kindergartenjahr stehen für 5295 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, die in den zehn Städten und Gemeinden, für die das Kreisjugendamt zuständig ist, leben, 5299 Betreuungsplätze zur Verfügung. Das entspricht einer Quote von 100,1 Prozent.
Für Kinder unter drei Jahren gibt es 1497 Plätze in Kindertageseinrichtungen sowie 464 in der Kindertagespflege – also insgesamt 1961 Plätze. Damit beträgt die Versorgungsquote bei den ein- bis unter dreijährigen Kindern 69 Prozent. In den vergangenen beiden Jahren wurden für 67 Prozent der Kinder unter drei Jahren Betreuungsangebote nachgefragt, 2017 war noch mit 63 Prozent kalkuliert worden. Zur Tagespflege zählt auch das Angebot von 13 Großtagespflegestellen mit jeweils bis zu neun Plätzen, für die Kita-Träger Personal fest angestellt haben, sowie zehn Großtagespflegestellen, für die sich private Pflegepersonen zusammengeschlossen haben.
Betreuungsumfang
Bei den Stundenbuchungen entscheiden sich jeweils rund 45 Prozent der U3-Eltern für 45 Stunden und 45 Prozent für 35 Stunden. Zehn Prozent buchen 25 Wochenstunden.
Bei den Ü3-Eltern ist die Nachfrage nach 45 Stunden mit 47 Prozent noch etwas höher, die 25-Wochenstunden-Buchungen fallen mit 7,7 Prozent etwas niedriger aus.
Insgesamt beobachtet das Jugendamt einen „langsamen, aber stetigen Trend“ hin zu den 45-Wochenstunden-Buchungen zu erkennen. Darüber hinaus gibt es Tagespflege-Betreuung, die in Randzeiten zusätzlich zur Kita sowie auch für Schulkinder in Anspruch genommen wird. Hortgruppen für Schulkinder gibt es in der Kita Sternenzelt in Büschergrund und in der Villa Schübel in Kreuztal.
Der Blick in die Kommunen
Burbach: In Wahlbach wird ein Kita-Neubau geplant; die Einrichtung ist 2019 in einem Provisorium gestartet. Ausgebaut wurde das Angebot in Holzhausen.
Freudenberg: Begonnen haben die Bauarbeiten für Kita-Neubauten in Büschergrund und Lindenberg. In Lindenberg am Lederbach entsteht der Neubau für die AWO-Kita Grubengraben in Dirlenbach. Weiterer Bedarf könnte entstehen, wenn das in Oberfischbach geplante Neubaugebiet erschlossen wird.
Hilchenbach: In Allenbach am Stift-Keppel-Weg steht der Baubeginn für die neue Kita Hannes (bisher: Hilchenbach, Bruchstraße) bevor. In Dahlbruch und Hilchenbach seien die Kinderzahlen „noch deutlicher gestiegen sind als im letzten Jahr prognostiziert“. Gedeckt wird der Bedarf, der auch durch die Absage der Waldkita-Gründung vergrößert worden ist, auch durch Überbelegungen. In den nächsten beiden Kindergartenjahren gingen die Kinderzahlen aber „wieder deutlich zurück“. Für Helberhausen wird zunächst nur eine Großtagespflegestelle vorgesehen, aus der später eine Kita werden kann. Das Jugendamt will im Mai und Juni prüfen, ob der Bedarf doch noch steigt und dann die Planung anpassen.
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Kreuztal: Bereits als Übergangslösungen gestartet sind die ALF-Kita Löwenzahn in Eichen und die AWO-Kita Buschhütten; für sie werden Neubauten errichtet. Im Blick sind Kredenbach und Ferndorf. Dort steigt die Zahl der Kinder über drei Jahren. Sollten dort auch vermehrt Angebote für unter Dreijährige nachgefragt werden, sieht das Jugendamt zusätzlichen Bedarf ab dem Kita-Jahr 2022/23.
Netphen: In Dreis-Tiefenbach und Netphen sind die Kinderzahlen stärker als erwartet gestiegen, eigentlich würde eine Gruppe mehr gebraucht. Gelöst wird der Engpass durch Überbelegungen, außerdem wird eine Großtagespflegestelle neu eingerichtet. In Deuz entsteht auf dem Sterndill der Neubau der DRK-Kita Wunderland (bisher in Containern am Freibad). Unbekannte Größe ist die Auswirkung der Neubaugebiete in Deuz. Schon jetzt werde für 2023/24 Bedarf für eine halbe Gruppe mehr gesehen.
Neunkirchen: In Salchendorf ist eine zweigruppige Dependance der dort bereits bestehenden DRK-Kita geplant, die Anfang 2022 an den Start gehen soll. Mehr Platzreserven auf dem Grundstück gibt es dort dann allerdings nicht. Dann kann die Kita in Altenseelbach „unter Umständen“ – so das Jugendamt - auf vier Gruppen zurückgebaut werden. Bei Bedarf könnte Altenseelbach auch ausgebaut werden, um über dreijährige Kinder aus Salchendorf aufzunehmen.
Wilnsdorf: Der Neubau der Kita Höhwäldchen hat bereits begonnen. Weiteren Bedarf gebe es in den nächsten zwei Jahren nicht, die Kinderzahlen seien „relativ stabil“.
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