Siegerland. Die Alternative Lebensräume GmbH fragt in ihren Einrichtungen zur Kinderbetreuung das Stimmungsbild in der Pandemie ab. Nicht alles ist negativ
Corona-Pandemie und Lockdown bedeuten in der Kinderbetreuung zusätzliche Herausforderungen – es gibt aber auch positive Entwicklungen in dieser besonderen Situation. Zu diesem Schluss kommt eine Befragung der Alternative Lebensräume GmbH in ihren 14 KiTS-Standorten für Kinder unter 3 Jahren sowie den fünf Kitas und und dem Waldkindergarten zum zweiten Lockdown.
„Die Kinder, die ihren Alltag (fast) wie gewohnt in der Kita verbringen können, erleben diese Zeit als etwas Besonderes“, heißt es dazu in einer Mitteilung. „Gerade die angehenden Schulkinder profitieren von der hohen Aufmerksamkeit und der intensiven Betreuung, die sie auf die Schule vorbereitet“, wird Ines Fietze von der Kita Hannes zitiert. Ihre Kollegin Kathleen Schlabach von der Kita Kasimir berichtet ebenfalls von positiven Erfahrungen: „Die Kinder genießen es augenscheinlich, hier zu sein, können mit einem Teil ihrer Freundinnen und Freunde spielen und die ansonsten eher schwierige Zeit dabei ausblenden. Sie profitieren von der geringeren Gruppenstärke.“ Ein Großteil der Eltern regele Alltag und Arbeitsleben nämlich mit dem Kind zuhause und gebe es nur in die Betreuung, wenn es gar nicht anders gehe.
Angebote im Siegerland auch zu Hause
In den KiTS-Standorten und Kitas sind die Anzahl der Kinder und die Stundenzahl ihrer Betreuung schwankend, wie den Ausführungen zu entnehmen ist. Im Schnitt sind die Einrichtungen mit rund der halben Gruppenstärke besetzt, was sich auf den Personalschlüssel auswirkt, da jetzt weniger Personen in den Gruppen sind. „Die Kolleginnen und Kollegen, die nicht in der Gruppe arbeiten, befassen sich mit konzeptionellen, administrativen und kreativen Aufgaben“, schreibt die Alternative Lebensräume GmbH. Es werde dokumentiert, Portfolio-Arbeit geleistet und Kontakt zu den Familien aufrechterhalten, deren Kinder nicht in der Einrichtung sind.
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„Wir haben auch schon ein Video gedreht, oder stellen Fotos in unsere App ein, damit die Kinder zuhause ein wenig teilhaben können“, heißt es in der Mitteilung von Alf weiter. Und, so Ines Fietze: „Wir stellen regelmäßig eine Mitmachbox zusammen, wo die Kinder Entdeckeraufgaben bekommen, zuletzt war es etwas zum Thema Wasser und Eis. Bei den Bastelvorschlägen achten wir darauf, dass haushaltsübliche Dinge zur Verwendung kommen. Zudem haben wir einen Ausleihservice, so dass sich die Familien Spiele, Bücher oder Puzzle aus der Kita nach Hause holen können.“
Eigene App für den Austausch mit den Siegerländer Eltern
Insgesamt sei rückgemeldet worden, „dass die Eltern überwiegend sehr viel Verständnis für die Situation in den Einrichtungen haben“. Bei KiTS-Alcher Mäuse äußerte ein Vater im Homeoffice: „Die Bindung zu meinem Kind hat sich im Homeoffice verstärkt.“ Viele Familien, die ihre sozialen Kontakte stark eingeschränkt haben, haben nochmal bemerkt, wie wichtig ihnen Familie und Freunde sind. Was auch gesagt werden muss, heißt es aus einem KiTS-Standort: „Manche Eltern, vor allen Dingen alleinerziehende, kommen mit der Dauer des Lockdowns an ihre Grenzen.“ Kathleen Schlabach: „Den Kindern zuhause fehlen die gewohnten Strukturen und die sozialen Kontakte.“
Kontakt halten
Einige Eltern basteln mit ihren zuhause betreuten Kindern Gegenstände für die Kita und halten auch so die Verbindung.
„Wir haben ganz tolle Gruppen-Türschilder in unserem Design erhalten, die uns eine Familie hergestellt und geschenkt hat“, gibt Kathleen Schlabach von der Kita Kasmir ein Beispiel. Und dank einer beachtlichen Stoffspende und geschickten Näherinnen „haben wir jetzt prima Stoffservietten für alle Kinder“.
„Anhand der Beispiele in den Standorten kann man resümieren, dass die Kinder in der Betreuung durch gewohnte Abläufe recht entspannt sind“, zieht die Alternative Lebensräume GmbH Bilanz. Geschäftsführerin Sonja Becker betont, dass alles getan werde, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der herausfordernden Zeit zu unterstützen: „Im Dialog finden wir immer eine Möglichkeit, zu einem guten Ergebnis zu kommen. Wo es geht, können Mitarbeitende im Homeoffice tätig sein. In anderen Fällen werden Arbeitsbereiche so getrennt, dass die, die nicht in der Gruppe tätig sind, einen abgetrennten Bereich nutzen können.“ Die Wege seien kurz, jede Einrichtung habe über eine App mit Chat eine Plattform für den Austausch untereinander und mit den Eltern. Für Letztere seien zudem auf der Website immer aktuelle Informationen verfügbar.
Mehr Team-Building in der Corona-Zeit
Die Erfahrungen im Lockdown betrachtend – bei allen Sorgen und Einschränkungen – kommt Ines Fietze auch zu folgendem Schluss: „Wir nutzen die Zeit und wollen das Positive daraus mitnehmen. Ob in den Gruppen-Teams oder im Homeoffice-Team, wir sind alle sehr produktiv, empfinden es schon als herausfordernde Zeit, wissen aber zugleich, dass es uns im Team noch recht gut damit geht, denn wir haben Arbeit.“ Das Team-Building, das im gewohnten Alltag oft nachrangig behandelt werde, weil die Zeit den Kindern und Familien gehört, „kann aktuell mehr gepflegt werden“.
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