Freudenberg. Die Buchhandlung Bücher Flender in Freudenberg schließt zum 27. März. Die Corona-Pandemie ist nicht der einzige Grund dafür.

Die Bücherregale sind teilweise schon leergeräumt. Hinter dem Tresen steht Tillmann Flender hinter einer Plexiglasscheibe: Corona, Lockdown – Bücher gibt es nur noch in seinem Onlineshop zu kaufen. Sein Telefon klingelt häufig, Bestellungen kommen immer noch rein.

Auch interessant

Ihm gehört die Buchhandlung Bücher Flender am Fuße des Alten Fleckens in Freudenberg. 19 Jahre bot er hier Bücher für Jung und Alt an und richtete zahlreiche Veranstaltungen aus – jetzt ist damit Schluss. Er schließt sein Geschäft zum 27. März.

Buchhandlung in Freudenberg hat viele Veranstaltungen begleitet

Die Buchhandlung Bücher Flender stand nicht nur immer mit Beratung und dem Verkauf von Büchern parat, sondern bot auch immer wieder Aktionen und Veranstaltungen an: „Ich erinnere mich gerne an die jährliche Aktion ‘Ich schenk’ dir eine Geschichte’ zum Welttag des Buches. Es haben immer viele Schulklassen an der Aktion teilgenommen und Bücher hier in der Buchhandlung erhalten. Sie mussten bei mir ein Quiz ausfüllen. Das hat Spaß gemacht“, erinnert sich Tilmann Flender.

Auch interessant

Es gab auch verschiedene Malaktionen in Kooperation mit Kindergärten – die Kinder haben Bilder zu einem bestimmten Bilderbuch gemalt. Die Ergebnisse stellte Tillmann Flender gerne in seinen Schaufenstern aus. Aber nicht nur für die Jüngeren bot der Buchhändler viele bunte Aktionen an, auch die Erwachsenen kamen nicht zu kurz: „Wir haben viele Lesungen veranstaltet. Dann kamen auch mal Autoren von weiter weg. Ich kann mich noch gut an Christine Drews erinnern. Sie kam für die Lesung einer ihrer Münsterland-Krimis aus Köln zu uns.“ Frauenkreise, Büchertische, Lesenachmittage und eine vielseitige Kooperation mit der Stadtbibliothek standen außerdem regelmäßig an. Das alles fällt im Lockdown natürlich komplett weg.

Lesen in Corona-Zeiten

„Lesen entspannt, man träumt sich in eine andere Welt hinein. Ich habe schon von einigen Kunden gehört, dass sie in der Lockdown-Zeit wieder vermehrt angefangen haben zu lesen“, sagt Tillmann Flender.

„Longseller“ (Dauerbrenner, Red.) und ältere Bücher wie Harry Potter würden im Moment gut laufen. Es kämen zwar Corona-bedingt weniger neue Bücher heraus. „Es gibt keine explizite Lockdown-Lektüre. Im Moment läuft die Biografie von Barack Obama gut, ebenfalls Krimis und Ernährungs-Tipps.“

Ganz aktuell ist zum Beispiel der neue Ostfriesenkrimi von Klaus-Peter Wolf erschienen.

Freudenberger Buchhandlung schließt nicht ausschließlich wegen Corona

Der Buchhändler wird seine langjährigen Stammkunden vermissen: „Es tut mir wirklich um jeden leid, den ich jetzt nicht mehr regelmäßig sehen werde.“ Die Aufgabe seiner Buchhandlung sei nicht wegen nachlassender Kundenfrequenz erfolgt, es würden immer neue Leute zu ihm kommen und der Kundenkreis hätte sich immer weiter entwickelt. Es seien die sich stetig wandelnden Rahmenbedingungen, „brancheninterne Hintergründe“, zuletzt sei die Corona-Pandemie noch das „i-Tüpfelchen“ gewesen, erläutert Tillmann Flender.

Auch interessant

„Bis vor einigen Jahren war ausschließlich der Buchhandel dafür zuständig, die Produkte der Verlage zu vermarkten. Mittlerweile machen das die großen Verlagshäuser über Internetseiten auch selber.“ Hinzu würden große Onlineshops wie Amazon kommen. Er betont, dass er ohne Lockdown seinen Kunden eine Anlieferung innerhalb eines Tages anbieten würde: „Bei der kleinen Buchhandlung um die Ecke steht der Service ganz oben. Buchhandlungen erbringen Dienstleistungen“, sagt er lächelnd.

Freudenberger Buchhändler wird Stammkunden vermissen

Die großen Ketten Thalia und Mayersche haben sich zusammengeschlossen – umso größer das Unternehmen, desto besser sind die Einkaufskonditionen. So ein Zusammenschluss mache es den kleinen Buchhandlungen nicht einfacher. Außerdem würden die Zustellungsgebühren jährlich erhöht werden und die gesamten Logistikkosten müssen von den Buchhändlern übernommen werden. Hinzu kommt die Corona-Pandemie: Tillmann Flender hat zwar einen Onlineshop, aber natürlich fallen auch hier die Laufkundschaft und das Schmökern im Laden weg. Im ersten Lockdown bot er eine Bücherlieferung an, mittlerweile ist er auf das „Click&Collect“-System umgeschwenkt. Die Veranstaltungen fielen aber komplett weg, sagt der Buchhändler.

Auch interessant


Viele Freudenberger würden auf ihn zukommen und sagen, wie traurig sie sind, dass er schließt: „Da kann noch so viel Einsatz und Zuspruch erfolgen, die äußeren Einflüsse und Bedingungen kann man eben nicht dauerhaft beeinflussen.“ Tillmann Flender will in Freudenberg bleiben, er ist hier geboren und stark verwurzelt. Er will in Zukunft gerne weiterhin etwas mit Büchern, Kultur und Medien machen – was genau, wird sich noch zeigen. Er hofft, dass in Freudenberg weiterhin viel gelesen und gestöbert wird. Auch ohne Bücher Flender.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.