Siegen-Wittgenstein. Die Konjunkturumfrage des Verbandes der Siegerländer Metallindustriellen zeigt die Folgen der Pandemie für die heimische Wirtschaft

Die Corona-Pandemie trifft auch die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein. Das geht aus der Konjunkturumfrage des Verbandes der Siegerländer Metallindustriellen hervor, die traditionell am Ende des Jahres durchgeführt wird. Die Mitgliedsunternehmen bewerteten ihre Lage deutlich schlechter als im Vorjahr. 2019 schätzten 85 Prozent die aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend ein, 2020 taten dies nur noch 61 Prozent.

Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsitzender des VdSM, ist dennoch zuversichtlich, dass sich die heimische Wirtschaft wieder erholen wird, wenn auch nicht so schnell. „Insgesamt meinen wir, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen und hoffen, dass es keine entgegenkommende Lokomotive ist“, so Dienenthal.

Exportgeschäft leidet unter Corona

Ein wichtiger Grund für die gehemmten Erwartungen der heimischen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie ist das Geschäft mit dem Ausland, das durch die Pandemie negativ beeinflusst wird. „Wir sind exportorientiert und können nicht zu unseren Kunden“, bringt Dienenthal das Problem auf den Punkt. Neben Corona sieht er auch in der politischen Situation in den USA und im Brexit negative Faktoren. Die Auswirkungen des Brexits auf die heimische Wirtschaft könne man noch nicht abschätzen, klar sei aber, dass er weder für Großbritannien noch für Europa vorteilhaft sei.

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Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer des VdSM, untermauert diese Beobachtung mit Zahlen. Alle Werte der Konjunkturumfrage seien hinter denen des Vorjahres zurückgeblieben, so Doublet, besonders deutlich werde der Trend ins Negative bei den Aufträgen im Ausland, einem besonders wichtigen Parameter für die heimische Wirtschaft. 2019 gaben nur 23 Prozent der Unternehmen an, dass die Auftragslage im Export schlecht ist, aktuell sagen das 56 Prozent. Nur noch ein Viertel der Befragten bewertet den Auftragseingang aus dem Ausland als befriedigend.

Arbeitsplätze in Siegen-Wittgenstein durch Kurzarbeit erhalten

Die Arbeitsplätze konnten in der Metall- und Elektroindustrie größtenteils gehalten werden, berichtet Doublet, die Kurzarbeit sei dabei ein entscheidendes Instrument. In den vergangenen sechs Monaten lag der Anteil der Kurzarbeit bereits bei 62 Prozent, in den kommenden sechs Monaten rechnen 65 Prozent der Unternehmen damit. 21 Prozent der Unternehmen planen Personalabbau, Neueinstellungen nur 9 Prozent. 77 Prozent möchten das Ausbildungsangebot weiterhin aufrechterhalten, 23 Prozent wollen das Angebot reduzieren. Mehr Ausbildungsplätze anzubieten plant derzeit kein einziges der befragten Unternehmen.

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„Die durch die Folgen der Pandemie bedingte negative Konjunkturentwicklung muss auch bei den laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie berücksichtigt werden“, fordert Doublet. Dass die IG Metall in dieser Situation Forderungen stelle, die zusätzliche Kostenbelastungen für die Unternehmen zur Folge hätten, sei nicht nachvollziehbar. Eine Umsetzung des geforderten Förderungsvolumens von vier Prozent „würde viele Arbeitsplätze kosten“, mahnt Dienenthal.

Corona beschleunigt Digitalisierung in Siegen-Wittgenstein

Die Pandemie habe als eine Art „Brandbeschleuniger“ für die Digitalisierung fungiert, sagt Jörg Dienenthal. Die Unternehmen seien bereits auf einem guten Weg gewesen und hätten im vergangenen Jahr noch viel dazugelernt. Der persönliche Kontakt sei für die Kundenakquise und für den familiären Umgang mit den Mitarbeitern in den Betrieben aber unerlässlich.

„Im Produktionsbereich gibt es kein Home-Office“, stellt Doublet klar. Rechtlich verpflichtende Regelungen in diesem Zusammenhang seien daher realitätsfern.

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