Freudenberg. Pflegeeinrichtung neuen Typs auf dem Friedenshort-Gelände in Freudenberg. Das Konzept: Stationäre Hausgemeinschaften, auch für Demenzkranke.

Mit einem Pflegeheim der nächsten Generation erweitert der Friedenshort seine Kapazitäten am Standort um ein Vielfaches. 80 zusätzliche Pflegeplätze schaffen für die Stadt Freudenberg Abhilfe – der Mangel ist in den vergangenen Jahren immer deutlicher geworden.

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Im Freudenberger Stadtgebiet gibt es eine deutliche Unterversorgung an Pflegeplätzen , sagt Bürgermeisterin Nicole Reschke. Das Vorhaben des Friedenshorts sei eine große Bereicherung für die Stadt und darüber hinaus – denn viele Freudenberger müssten derzeit in den umliegenden Kommunen, auch über die Landesgrenzen hinaus, nach einem Pflegeplatz suchen. Bis 2022 hat die Pflegebedarfsplanung des Kreises einen Bedarf von 80 Plätzen für Freudenberg ermittelt, der Friedenshort bewarb sich erfolgreich im Interessenbekundungsverfahren.

Das Konzept: Wohnen und Pflege am Wald in Freudenberg – nicht nur für Senioren

„Wir haben in den vergangenen Jahren vermehrt Anfragen bekommen, ob wir ältere Menschen aufnehmen können“, sagt Sr. Christina Killies, Oberin der Diakonissen-Schwesternschaft. In der kleinen Einrichtung habe man aber keinen Platz. Zur Zeit verfügt der Friedenshort am Standort in Freudenberg über zehn Plätze im Senioren-Service-Wohnen in kleinen Wohnungen für Ehepaare mit Pflegebedarf sowie 15 Plätze für die Diakonissen.

Ambitionierter Zeitplan

Die Freudenberger Kommunalpolitik begrüßt das Vorhaben mit breiter Mehrheit.

Der Bauplatz wird laut Planung bis Ende Februar 2021 vorbereitet (es müssen einige Bäume gefällt werden, Ersatzpflanzungen sind vorgesehen), der Bauantrag soll bis Ende März eingereicht werden, im Spätsommer 2021 soll Baustartsein. Geplante Fertigstellung: Ende 2022 .

Knapp 11 Millionen Euro hat der Friedenshort für das Projekt veranschlagt. Für die Einrichtungen werden voraussichtlich 70 bis 90 zusätzliche Beschäftigte eingestellt.

„Wohnen und Pflege am Wald“ lautet der Arbeitstitel für die neue Einrichtung, die sich nicht ausschließlich an alte Menschen richtet, sondern auch eine „junge Pflege“ mit einschließt; Personen jünger als 65 Jahre, die durch eine schwere Erkrankung pflegebedürftig geworden sind. Im Kern des Konzepts steht die Wohngruppe als ein familiäres Angebot. „Wir haben den Ruf, dass der Friedenshort klein und gemütlich ist“, sagt Oberin Sr. Killies, „die Menschen glauben, dass sie sich bei uns wohlfühlen können.“ Dem soll die Konzeption der neuen Einrichtung Rechnung tragen.

80 Pflegeplätze verteilen sich auf 10er Wohngemeinschaften in vier Bereichen

Zentrale Frage bei der Planung sei gewesen: „In welcher Einrichtung möchte ich selbst einmal gepflegt werden“, sagt Götz-Tilman Hadem, Kaufmännischer Leiter im Friedenshort -Vorstand. Orientiert habe man sich am Modell der sogenannten 4. Generation der Pflegeheime , dessen Basis das Konzept der Hausgemeinschaft sei, die Privatheit und Gemeinschaftsleben gleichermaßen ermögliche.

Die neue Pflegeeinrichtung (Mitte) schließt sich an die Friedenshort-Bestandsbauten (links) an. Rechts sollen auf dem Sportplatz-Gelände nach Fertigstellung eine Tagespflege und eine Kita entstehen.
Die neue Pflegeeinrichtung (Mitte) schließt sich an die Friedenshort-Bestandsbauten (links) an. Rechts sollen auf dem Sportplatz-Gelände nach Fertigstellung eine Tagespflege und eine Kita entstehen. © Architekturbüro Halbach / Friedenshort Freudenberg

Die 80 neuen Pflegeplätze verteilen sich auf 10er-Wohngemeinschaften in vier Bereichen: eine WG für Kurzzeitpflege, eine für die junge Pflege, zwei für Demenzerkrankte und vier für die stationäre Altenhilfe. Ergänzt wird der Neubau (siehe unten) um einen Sinnesgarten, der den Bestand mit der neuen Einrichtung verbindet.

Familiäre Strukturen schaffen

Angehörige sind Teil des Pflegekonzepts als stationäre Hausgemeinschaften und werden als Teil der „Wohngruppen-Großfamilie“ eingebunden. Das „ Friedenshort -Quartier“ soll auch Begegnung mit Menschen aus dem Umfeld begünstigen. „Der Friedenshort hat nie große Heime gehabt“, so die Leitende Theologin Pfarrerin Ute Riegas-Chaikowski – familiäre, überschaubare Strukturen, Geborgenheit seien ihm seit jeher eigen. Das stelle natürlich auch an das Personal andere Anforderungen als in „klassischen“ Pflegeeinrichtungen : Wenn die Bewohner in Hausgemeinschaften leben, finde die Pflege in deren privaten Bereich statt. Zum Beispiel wird jede Station über eigenes Hauswirtschaftspersonal verfügen – jede hat eine eigene Küche, in der das Essen zubereitet wird, auch zusammen mit den Bewohnern.

Das Haus selbst besteht aus drei tortenstückförmigen Trakten mit insgesamt 4000 m 2 Nutzfläche, die an der Nordseite verbunden sind. Die Flachdächer werden extensiv begrünt, Pultdächer sorgen für die Belichtung der oberen Etagen und verhindern eine Block-artige Wirkung des Komplexes. Besondere Bedeutung kommt gemäß Konzept dabei auch den so entstehenden grünen Innenhöfen oder Gemeinschaftsgärten zu, erläutert Architekt Philipp Halbach. „Das Wohnen steht im Vordergrund“, die Gärten schaffen eine Situation von Nachbarschaft, die die Menschen noch aus dem eigenen Zuhause kennen.

Garten speziell gestaltet für Demenzkranke in der neuen Pflegeeinrichtung

Jede der acht 10er Wohngruppen befindet sich auf je einer Etage eines „Tortenstücks“. Alle zehn Einzelzimmer sind barrierefrei, 40 Prozent vollkommen rollstuhlgerecht. Es gibt ausschließlich Einzelzimmer, einige können aber über Türen zu „Ehepartnerzimmern“ zusammengefasst werden. Sie gruppieren sich um einen Gemeinschaftsbereich mit Terrasse oder Balkon, verfügen über Gemeinschaftsküche und -räume und sollen sowohl das Leben in Gemeinschaft wie auch private Rückzugsmöglichkeiten ermöglichen – wie in einer WG eben. Die Stationszimmer und Funktionsräume sind direkt erreichbar, stehen aber baulich nicht im Fokus.

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Das Gebäude selbst orientiert sich an dem pflegerischen Konzept: Die Kurzzeitpflege hat beispielsweise eine höhere Besucherfrequenz als die vollstationäre Langzeitpflege und bekommt einen eigenen Eingang. Der Bereich für Demenzkranke befindet sich im Erdgeschoss, da diese Menschen häufig einen erhöhten Bewegungsdrang haben. Der zugehörige Garten ist dafür so gestaltet, dass „sie nicht verlorengehen“, sagt Architekt Philipp Halbach. Grundsätzlich sind die verschiedenen Bereiche so durchlässig angelegt, dass bei Bedarf in einen anderen Bereich gewechselt werden kann.

Die weiteren Pläne: Neue Kita und Tagespflege auf altem Sportplatz

Eine Tagespflege mit 25 Plätzen will der Friedenshort auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes gegenüber des Bethesda-Krankenhauses in Angriff nehmen, wenn die Pflegeeinrichtung fertiggestellt ist. Auch eine Kita und ein Café sind auf dem Areal angedacht.

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Zur Zeit befindet sich auf der Fläche eine AWO-Kita, zudem hat ein Wanderzirkus sein Corona- und Winterlager dort aufgeschlagen. Die Kita in Modulbauweise sei ein Provisorium, betont Bürgermeisterin Reschke, dafür habe der Friedenshort als Eigentümer den alten Sportplatz zur Verfügung gestellt. Die Kita soll demnächst in einen Neubau bei der Gesamtschule in Büschergrund umziehen.

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