Siegen. Sebastian Weber, 44, verheiratet, eine Tochter, ist Geschäftsführer des Siegener Unternehmens Datasec.

„2020 feiert Datasec 25-jähriges Jubiläum. Genauer gesagt: Wir hätten gern gefeiert. Mit Freunden und Weggefährten. Vor allem aber mit unseren Mitarbeitern. Erst haben wir die Jubiläumsfeier geschoben, dann mussten wir im Juni uns eingestehen, dass das nichts mehr werden wird. Wir hoffen auf das kommende Jahr und werden natürlich einen neuen Anlauf starten. So schnell geben wir nicht auf.

„Uns geht uns ging es durchgehend wirtschaftlich gut“

Durch die Zusammenarbeit mit einer externen Eventagentur und einem großen Veranstaltungsunternehmen für Bühnentechnik haben wir hautnah miterlebt, wie schwer das Lockdown -Jahr Unternehmen treffen kann. Gesunde Unternehmen, die im Februar noch nicht ahnen konnten, was da auf sie zurollt, stehen vor dem wirtschaftlichen Aus. Das macht betroffen. Unklar, ob es diese Unternehmen im kommenden Jahr noch geben wird. Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob die Politik diese Tragweite erkennt. Ich wünsche mir, dass diese Unternehmen die gleiche Unterstützung erhalten, wie Lufthansa, die Banken oder auch die Autoindustrie.

Uns geht und ging es durchgehend wirtschaftlich sehr gut und wir konnten weiterwachsen. Digitale Antworten sind gefragt. In Krisenzeiten vielleicht sogar noch etwas mehr als in normalen Jahren. Damit mich keiner falsch versteht: Natürlich geht es um die Gesundheitsfürsorge für unsere Gesellschaft. Und deswegen ist es richtig, Risiken zu minimieren. Aber am Ende muss man auch den Menschen helfen, die dadurch finanziell in Schieflage geraten oder vor dem Aus stehen. Und nur diesen! Wir müssen keinem Unternehmen durch Kurzarbeiterregelungen einen finanziellen Vorteil verschaffen, obwohl deren Auftragslage gut ist. Leider wird auch das gerade gelebt.

 Sebastian Weber ist Geschäftsführer des Siegener Unternehmens Datasec.
 Sebastian Weber ist Geschäftsführer des Siegener Unternehmens Datasec. © S. Hüttenhain

„Fehler dürfen in der Krise gemacht werden“

Auch Fehler dürfen in der Krise gemacht werden – auch eine Bundesregierung ist nicht unfehlbar. Muss sie auch nicht sein. Aber wenn Fehler bekannt sind, dann muss man sie auch schnell beheben. Wichtig sind die Lerneffekte, die wir jetzt daraus ziehen. Richtig sauer bin ich, dass man es in sechs Monaten zwischen den beiden Lockdowns nicht geschafft hat, eine einheitliche Datengrundlage zu schaffen. Föderalismus hin oder her. Und mir ist schleierhaft, warum es Gesundheitsämter gibt, die nicht in der Lage sind, tagesaktuell ihre Zahlen digital zur Verfügung zu stellen. Der aktuelle Lockdown wird immer im gleichen Atemzug mit Weihnachten genannt. Es ist mir nicht wichtig, dass wir Weihnachten „normal“ feiern können, was immer das heißt. Wichtig ist, dass die Intensivkapazitäten der Krankenhäuser während der Krisenmonate reichen werden. Wenn man dann nur mit der engsten Familie um die Weihnachtsgans sitzt, ist das halt so.

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Datasec ist ein Unternehmen für digitale Prozesse. Wir übernehmen dokumentenbasierte Abläufe für Kunden. Corona 2020 – das kann man jetzt schon sagen – hat Deutschland in digitalen Fragen deutlich aufholen lassen. Einige Forscher sprechen sogar davon, dass man in diesem Jahr mehr Fortschritte gemacht hat, als in den vergangenen zehn Jahren. Analog zum Sprichwort „Not macht erfinderisch“ muss es eigentlich heißen „Not macht digital“. 2020 zeigt: Es geht manchmal schneller als man glaubt. Die schlechte Erkenntnis ist aber: Es muss noch deutlich schneller werden. Unser Unternehmen hat mehr als 300 Beschäftigte. Für viele in den Bereichen Softwareentwicklung und Beratung war es problemlos möglich, von Zuhause zu arbeiten.

„Homeoffice ist nicht die Lösung für alle.“

Da wir aber auch Rechnungen und Dokumente unserer Kunden in sehr großem Umfang scannen und bearbeiten müssen, mussten auch im Unternehmen coronakonforme Arbeitsplätze mit viel Abstand eingerichtet werden. Ein Glück für uns: in der Nähe des Weidenauer Bahnhofs waren wir zum Beginn des Lockdowns gerade dabei, ein neues Scan-Zentrum einzurichten. Durch den Lockdown verschob sich die Fertigstellung. Wir konnten deshalb problemlos Arbeitsplätze hierhin auslagern, um Abstände einzuhalten und zwei voneinander getrennte Produktionsbereiche schaffen. So sicherten wir uns ab, dass wir auch im Falle einer Quarantäne arbeitsbereit bleiben konnten. Zu Beginn konnte uns keiner sagen, ob unser selbst erdachtes Hygienekonzept trägt. Mittlerweile haben sich unsere Sicherheitsvorkehrungen aber so gut bewährt, dass wir beim ersten direkten Corona -Fall im Betrieb im November niemanden in Quarantäne schicken musste. Dafür bin ich dankbar.

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Zum Thema Homeoffice : leider bedenken nicht alle Befürworter, dass Mitarbeiter nicht immer in großen Wohnungen leben. Von der Lebenswirklichkeit während Corona auf 60 m 2 mit zwei Kindern leben und arbeiten zu müssen, hört man selten. Aber die sind existent. Nicht selten wohnt man in den großen Großstädten als junger Berufstätiger in einer WG. 15m 2 -Zimmer plus gemeinsamer Wohnküche sind eher Normalzustand denn die Ausnahme. Will und kann man so über Monate gut und konzentriert arbeiten? Homeoffice mag eine Lösung in der Krise sein. Es ist aber nicht die Lösung auf Dauer und nicht die Lösung für alle. Ein Unternehmer stiehlt sich auch aus der Verantwortung, wenn er seinen Mitarbeitern keinen sicheren und ergonomischen Arbeitsplatz im Unternehmen bietet.

„Die Krise hätte auch was Gutes“

Vielleicht hilft die Corona -Krise auch mit, dass wieder mehr Menschen ihren Job bei uns vor Ort suchen. In einem Lockdown lässt es sich hier sicher besser leben als in den Ballungszentren. Die Wohnungen sind größer, Familie ist oft vor Ort und Wald und Natur puffern das Gefühl ab, „eingesperrt“ zu sein.

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Zudem ist die Wirtschaft bei uns in Südwestfalen eher robust. Familienunternehmen haben zudem auch eine andere Beziehung zu ihren Mitarbeitern. Vielleicht ist die aktuelle Pandemie ein Fingerzeig, seinen Arbeitsplatz abseits der Metropolen, vielleicht im Siegerland , zu suchen. Dann hätte die Krise auch etwas Gutes.“

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