Littfeld. In Littfeld streamt Andreas Schattinger virtuelle Konzerte mit wechselnden Künstlern. Neben der Musik steht das persönliche Gespräch im Fokus

„Ich bin so ein Typ, bei mir macht es ‘klick’ – und dann mache ich was“. Andreas Schattinger sitzt vor dem Klavier in seiner Piano Lounge in Littfeld . Seit einem halben Jahr empfängt er hier jeden Sonntagabend einen musikalischen Gast und streamt das Konzert. Dabei geht es ihm auch darum, unterschiedlichsten Musikern während der Corona krise eine Bühne zu bieten – und dass er und sein Publikum die Gäste von ihrer persönlichen Seite kennenlernen. „Ich bin übrigens Schatti“, stellt er klar.

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Kreuztaler bringt sich zahlreiche Instrumente selbst bei

Schon mit sechs Jahres entdeckte Andreas Schattinger seine Leidenschaft für die Musik. Zehn Jahre lernte er Orgel – „das war hip in den 80ern“, erinnert sich Schatti. Sechs Jahre lang nahm er Akkordeon-Unterricht. Daneben spielt er Gitarre, Bass, Schlagzeug und Mundharmonika. „Und noch ein bisschen mehr“, doch das seien die Instrumente, die er hauptsächlich einsetze, sagt Schatti. „Den Rest habe ich mir über die Jahre selbst beigebracht“, erklärt der 45-Jährige und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich scheine ein Händchen dafür zu haben“.

Über die Jahre spielte Schatti in verschiedenen Bands und trat auf vielen großen und kleinen Bühnen auf. Zuletzt vor allem mit den Formationen „Bail Out“ und „HÄ?“. 30 bis 50 Gigs hat er normalerweise im Jahr, schätzt Andreas Schattinger, „meine Frau wäre dankbar, wenn es nicht viel mehr werden.“ Daneben hat er schließlich auch noch einen Job: Seit fast 30 Jahren ist er Berufssoldat, die Musik ist sein Hobby.

Mit Streaming durch die Corona-Zeit

Andreas Schattinger wurde in Littfeld geboren und hat den Großteil seines Lebens im näheren Umfeld verbracht. Vor ein paar Jahren kaufte er sich mit seiner Frau ein Haus dort. Die Piano Lounge war ursprünglich das Zimmer seines Sohnes, der vor anderthalb Jahren auszog. „Ich brauchte ein Zimmer für meinen Flügel“, erinnert sich Schatti. Ursprünglich war der Raum als Rückzugsort, als „Chill-Out-Area“ gedacht, „wo ich für mich und meine Frau spielen kann.“

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„Und dann kam diese Corona -Zeit“, erinnert sich der Musiker. Kaum noch Auftritte, dafür starteten diverse Kulturschaffende Streaming-Projekte. „Da mischt du jetzt einfach mit“, dachte sich Andreas Schattinger – und entwickelte das Konzept für seine Piano-Lounge.

99,9 Prozent positives Feedback

„Aus meiner Sicht wäre es langweilig gewesen, alleine Piano zu spielen“, erklärt Schatti schmunzelnd. Deshalb holte er sich andere Musiker dazu. Das Motto: „Talk and Sound“. Neben den musikalischen Darbietungen sollte es auch Gespräche geben, damit die Zuschauer etwas über die Gäste zu erfahren.

„Hier steht der Spaß im Vordergrund. Es geht nicht darum, ein Top -Konzert rüberzubringen“, erklärt Andreas Schattinger. Technisch spielt sich alles auf Amateurebene ab, für die Übertragung nutzt der 45-Jährige „ein 08/15-Handy“.

Kommende Konzerte

Die Livestreams werden jeden Sonntag um 19 Uhr auf YouTube und Facebook übertragen und sind auch danach als Video verfügbar.

Am 29. November ist Sängerin Lavinia zu Gast, am Samstag, 5. Dezember gibt es eine Sonderausgabe mit Schlagzeuglehrer Andreas, der über die Auswirkungen der Pandemie auf Musikschulen spricht, am Nikolaustag gibt es eine Weihnachtsversion mit Sängerin Lorena.

Die Gäste bestimmen, wie das Konzert abläuft. Bei Bedarf begleitet Schatti sie auf dem Piano, sie können aber auch alleine spielen. In jedem Fall moderiert Schattinger den Stream, interviewt die Musiker, gibt auch die Fragen der Zuschauer weiter. Eine einzige gemeinsame Probe gibt es im Vorfeld. Voraussetzungen gibt es nicht, außer die Bereitschaft, sich in den sozialen Netzwerken zu präsentieren. „Das muss bewusst sein“, sagt Andreas Schattinger. Zu 99,9 Prozent seien alle Kommentare bisher allerdings positiv gewesen. Zwei negative habe es überhaupt erst gegeben, und dabei ging es um persönlichen Geschmack. Immerhin fast 700 Abonnenten hat das Format mittlerweile, im Schnitt sind etwa 100 Zuschauer live dabei.

„Kostet das was?“ – Auch diese Frage sei ihm schon gestellt worden. „Im Gegenteil“, sagt Schatti und lacht. „Die werden hier verköstigt. Die können auch hier duschen und übernachten, wenn sie wollen“.

Allstar-Konzert in Kreuztal nach der Coronakrise

Bei den Musikern ist alles dabei, „vom Anfänger bis zu jahrelanger Bühnenerfahrung“. Auch die Instrumente variieren. Gitarre und Gesang sind am häufigsten vertreten, doch es war beispielsweise auch schon ein Schlagzeuger da. „Wenn einer extrem gut Triangel spielt, kann der auch kommen“, sagt Schatti.

„Die ersten drei kannte ich persönlich, alle danach waren welche, die ich nicht kannte“, sagt Andreas Schattinger über seine Gäste. Er freut sich über jede Anfrage, aktuell reichen die Anmeldungen schon bis März 2021. „Ich werde das weiter durchziehen – solange, bis kein Musiker mehr kommt“, sagt Andreas Schattinger. Den Juni 2021, dann gibt es das Format ein Jahr, hat er sich als Mindestziel gesetzt. Danach kann er sich auch vorstellen, dass dieselben Musiker erneut kommen. Bisher habe jeder Gast gesagt, er würde gerne wiederkommen. Wenn Corona vorbei ist, möchte Schatti alle noch einmal einladen – dann gemeinsam – unter dem Motto „Piano Lounge Allstars“.

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