Siegen-Wittgenstein. Der Kreistag verabschiedet den Inklusionsbericht 2020 für Siegen-Wittgenstein. Es gibt Fortschritte, aber auch weiterhin Verbesserungsbedarf
„Vielfalt ist niemals eine Schwäche, sondern immer eine Bereicherung – für jeden einzelnen, aber auch für eine Gesellschaft insgesamt.“ – Das machen Landrat Andreas Müller und Helge Klinkert, Dezernentin für Schule, Bildung, Soziales und Jugend, im neuen Inklusionsbericht des Kreises Siegen -Wittgenstein deutlich, den der Kreistag kürzlich verabschiedet hat. Bei Inklusion gehe es um mehr als die Integration von Menschen mit Behinderung, „es geht darum, unsere Gesellschaft insgesamt zu stärken, menschlicher und lebenswerter für alle zu machen.“
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Kaum Gebärdendolmetscher in Siegen-Wittgenstein
Der Inklusionsbericht zeigt, dass sich in den vergangen Jahren bereits vieles entwickelt hat. Im Bereich des ÖPNV sind immer mehr Busse und Haltestellen barrierefrei. Für den Freizeit- und Kulturbereich wurde im Rahmen eines vom Kreis geförderten Projektes ein Technikpool angeschafft, der es Veranstaltern ermöglicht, ihre Angebote barrierefrei zu gestalten. Auch im Sport schreitet die Inklusion voran, wie der Schüler- und der Firmenlauf zeigen, die als inklusive Veranstaltungen Vorbildfunktion haben. „Unsere Gesellschaft ist in den letzten Jahren insgesamt für Fragen der Inklusion sensibler geworden“, sagt Andreas Müller.
Es gibt allerdings auch noch Verbesserungspotenzial. Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, bleibt eine Herausforderung. Im öffentlichen Raum gibt es nach wie vor zu viele Barrieren, zum Beispiel Stufen. Informationen in Blindenschrift oder in Leichter Sprache fehlen an vielen Stellen und Gebärdendolmetscher bei öffentlichen Veranstaltungen sind immer noch die Ausnahme. „Wenn wir aber tatsächlich eine Inklusive Gesellschaft wollen, die möglichst vielen Menschen Teilhabe eröffnet – und das ist und bleibt mein Ziel – dann ist das kein Selbstläufer“, resümiert der Landrat.
Arbeitsgruppen erarbeiten Inklusionsziele
Deshalb sind im neuen Inklusionsbericht konkrete Ziele und Maßnahmen formuliert, die in verschiedenen Arbeitsgruppen umgesetzt werden sollen.
AG Gesundheit, Pflege und Soziales : Es soll ein „Wegweiser Sozialamt“ entwickelt werden. Alle Leistungen des Sozialamts sollen dafür in Leichter Sprache aufbereitet und den Bürgern zur Verfügung gestellt werden.
AG Arbeit, Ausbildung und Beschäftigung: Der Integrationsfachdienst und die Fachstelle für behinderte Menschen im Beruf erstellen eine Broschüre für die regionalen Unternehmen. Darin sollen positive Beispielen der gelungenen Integration in den Arbeitsmarkt dargestellt werden, inklusive der dazu passenden Förderungen sowie der Ansprechpartner.
AG Bauen und Wohnen: „Barrierefreies Planen und Bauen ist ein Planen und Bauen für alle Menschen, eine Architektur für heute und morgen. Das Engagement der gesamten Gesellschaft ist gefordert, um noch bestehende Barrieren konsequent abzubauen und bei Neubauten eine umfassende Barrierefreiheit im Sinne eines ‚universellen Designs‘ / ‚Designs für Alle‘ zu verwirklichen“, sind die Mitglieder der AG überzeugt. Der AG ist es daher wichtig, mit einer Broschüre für ein barrierefreies, menschengerechtes Planen und Bauen zu werben und gleichzeitig zu informieren, was dabei zu beachten ist.
AG Schule: Eine adressatenorientierte, gut strukturierte Internetpräsenz soll Eltern von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf helfen, passende Beschulungsangebote zu finden.
AG Mobilität: Eine Maßnahme aus dem Ende 2018 beschlossenen klimafreundlichen Mobilitätskonzept ist die Einrichtung von Mobilstationen. Zu den Mindeststandards gehören unter anderem. auch die Barrierefreiheit sowie ein Reliefplan für Blinde und sehbehinderte Menschen. Ziele der Mobilstationen sind die Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger, die Förderung der Nutzung von umwelt- und klimafreundlichen Mobilitätsangeboten sowie die Sicherstellung der Mobilität gerade auch für eingeschränkte Menschen.
Der neue Inklusionsbericht mit den Arbeitsergebnissen aller elf Arbeitsgruppen ist unter www.siegen-wittgenstein.de/inklusion abrufbar.
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