Dortmund. Die Corona-Krise stellt auch blinde Menschen vor neue Herausforderungen. Wie Sehende in Zeiten der Pandemie Blinden am besten helfen können:

Seit Beginn der Corona-Pandemie fragen weniger Menschen von sich aus: „Brauchen Sie Hilfe?“ Diesen Eindruck hat neben Jan Meyer-Krügel auch Johannes Willenberg, Koordinator des Beratungsangebots „Blickpunkt Auge NRW“ beim Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen mit Sitz in Dortmund. Doch wie können wir blinden Menschen helfen? Johannes Willenberg gibt Tipps:

1. Reden: „Die Hauptregel ist, viel zu reden. Alles, was ich nicht optisch wahrnehme, kriege ich nur verbal mit“, sagt Johannes Willenberg, der selbst blind ist. Wie wichtig das Reden für Blinde ist, würde oft unterschätzt. „Wenn ich Leuten mit meinem Blindenstock entgegenkomme und auf Frontalkurs bin, sagen sie nur selten „Hallo!“, um mich zu warnen, dass sie mir direkt entgegenkommen“, sagt Johannes Willenberg. Auch das Abstand wahren mittels Blindenstock ist schwierig. „Damit kriege ich keinen Corona-Abstand hin“, erklärt Johannes Willenberg. Auch hier sollten Sehende zu ihrer Stimme greifen, um sich beim Blinden bemerkbar zu machen.

Johannes Willenberg, Koordinator des Beratungsangebots „Blickpunkt Auge NRW“ beim Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen, gibt Tipps.
Johannes Willenberg, Koordinator des Beratungsangebots „Blickpunkt Auge NRW“ beim Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen, gibt Tipps. © Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen e.V. | Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen e.V.

2. Körperkontakt : „Wenn ich einen Blinden an den Arm nehme, ist das Risiko, dass ich mich mit Corona anstecke, fast gleich null“, sagt er. Denn die Gefahr einer Kontaktinfektion bei COVID-19 ist seiner Meinung nach sehr gering. Vor allem in neuen oder unbekannten Situationen ist es für Blinde schwierig, sich alleine zu orientieren. Sie hätten ein „großes Angstpotenzial in Richtung Hilflosigkeit“, sagt Johannes Willenberg. Daher sei es in diesen Fällen besonders wichtig, Hilfe anzubieten.

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3. Maske: Um es Helfern leichter zu machen, Blinde anzusprechen, hat Johannes Willenberg auch einen Tipp aus eigener Erfahrung: „Ich ziehe immer eine Maske auf der Straße auf.“ Mit dem Tragen einer Maske sei auch die Hemmschwelle bei seinem Gegenüber geringer, ihn an den Arm zu nehmen. Offiziell sind führende Assistenzpersonen von sehbehinderten Menschen von der Abstandsregelung ausgenommen.

Mehr Infos zur Arbeit des Blinden- und Sehbehindertenvereins gibt es unter www.dbsv.org . Rat und Hilfe beim Thema Sehverlust finden Interessierte unter https://blickpunkt-auge.de .