Kreuztal. Diakonie und Caritas bieten Sprechstunden im Stadtteilbüro in der Kreuztaler Erlersiedlung an. Ihr aktueller Jahresbericht liegt vor.

Über Geld spricht man nicht, so lautet ein geflügeltes Wort. Erst recht, wenn Menschen finanzielle Probleme haben, ist ihnen dieses Thema äußerst unangenehm – doch gerade dann brauchen sie Hilfe. An dieser Stelle setzt die Schuldnerberatung an. Sie soll die grundlegenden Lebensbedürfnisse verschuldeter Menschen absichern, ihnen einen Weg aus den Schulden zeigen und die Ursachen bekämpfen. In Kreuztal übernehmen seit 2001 Diakonie Südwestfalen und Caritasverband Siegen-Wittgenstein diese Aufgabe. In ihrem Jahresbericht, der am Mittwoch dem Sozialausschuss vorgelegt wird, geben sie einen Überblick.

Das ist das Angebot

Die Schuldnerberatung in Kreuztal findet im Stadtteilbüro in der Fritz-Erler-Siedlung , Danziger Straße 2, statt. Montags zwischen 14 und 17 Uhr bietet die Diakonie dort die Sprechstunde an, die Caritas mittwochs zwischen 14 und 16 Uhr. Da das Stadtteilbüro im Mehrgenerationenhaus auch für viele andere Angebote genutzt wird, sind Ausweichtermine dort nicht möglich. Außerdem reicht die Stundenanzahl längst nicht für die anfallenden Aufgaben, das schreiben beide Verbände in ihrem Jahresbericht. Deshalb finden viele Termine und vor allem die bürokratische Nach- und Vorbereitung in Siegen statt.

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Viele Klienten kommen aber auch bewusst nach Siegen . Für einige ist die Stelle dort vom Arbeitsplatz aus besser zu erreichen, viele haben aber auch Angst, von Nachbarn beobachtet zu werden. Die Diakonie beschreibt für einige Klienten außerdem eine „Abneigung, in die Fritz-Erler-Siedlung zu kommen“.

Wer zum ersten Mal kommt, erhält zunächst eine Basisberatung. Dabei geht es um die Sicherstellung der Energieversorgung, Gespräche mit dem Vermieter bei drohendem Verlust der Wohnung, den Erhalt des Girokontos, eine Analyse des Haushalts, eine bessere Planung sowie eine mögliche Einigung mit den Gläubigern.

So läuft die Unterstützung

150 Kreuztalerinnen und Kreuztaler nahmen 2019 das Angebot der Schuldnerberatungsstelle in Anspruch, jeweils 75 bei der Caritas und bei der Diakonie.

Diakonie: Bei der Diakonie waren 47 davon neue Klienten, bei 28 Personen wurde die Beratung fortgesetzt. Insgesamt wurden 103 persönliche Beratungsgespräche geführt. 38 Mal gab es eine individuelle Basisberatung, 37 Mal daraufhin eine Aktenaufnahme zur Schuldenregulierung.

Für 28 Klienten wurde eine geordnete Regelung erwirkt, so dass keine weitere Beratung nötig ist. Zwölf Mal musste ein Insolvenzverfahren nach Scheitern der Verhandlungen mit den Gläubigern eingeleitet werden. Acht Klienten zogen in andere Kommunen um, 24 Fälle sind noch nicht abgeschlossen. Bei drei Klienten wurde die Beratung wegen fehlender Zusammenarbeit abgebrochen. Gründe dafür sind laut der Diakonie psychische Erkrankungen, Suchtproblematiken oder die Unfähigkeit oder Unwilligkeit, Finanzkompetenzen zu erwerben.

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Caritas: Von den Klienten der Caritas waren 56 neu, bei den restlichen 19 lief die Beratung weiter. 143 Beratungsgespräche gab es insgesamt, wobei in Kreuztal lediglich persönliche Beratungsgespräche stattfanden. Fünf Klienten erhielten eine Basisberatung und konnten danach ihre Probleme selbstständig lösen oder wurden wegen eines Umzugs an eine andere Beratungsstelle vermittelt. Bei 70 Klienten folgten auf die Basisberatung weitere Schritte zur Schuldenregulierung.

Vier Verschuldete konnten erfolgreich Vergleiche mit den Gläubigern schließen, bei 21 wurde nach gescheiterten Einigungsversuchen mit den Gläubigern Insolvenzverfahren eingeleitet. In 28 Fällen laufen die Verhandlungen mit den Gläubigern noch. Drei Klienten erhielten eine Nachberatung nach abgeschlossener Schuldenregulierung. Sechs Klienten mussten nach der Einleitung der existenzsichernden Maßnahmen zunächst auf die Warteliste verwiesen werden, bei sieben Klienten konnte die Beratung nicht fortgesetzt werden, weil Termine wiederholt nicht wahrgenommen wurden oder die Personen nicht erreichbar waren. Ein Verschuldeter holte zwar den Insolvenzantrag ab, meldete sich anschließend aber nicht mehr, deshalb ist der Caritas der weitere Verlauf dieses Falles unbekannt.

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Beide Verbände geben an, neben der erfolgreichen Schuldenregulierung noch weitere Erfolge mit der Beratung zu erzielen. Die psychische Verfassung der Ratsuchenden verbessere sich genau wie das familiäre Klima. Auch die Situation am Arbeitsplatz entspanne sich.

So wird Beratung finanziert

Diakonie und Caritas beklagen aber, dass die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichen, um die Kosten zu decken. Die Diakonie spricht von einem „Defizit in erheblicher Höhe“. Der Caritasverband macht das an konkreten Zahlen fest. 281.000 Euro habe die Schuldnerberatung 2019 insgesamt gekostet, nur 270.000 Euro gab es an Zuschüssen. „Die personellen Ressourcen reichen – trotz der vor Jahren geringfügig erhöhten Förderung seitens der Stadt Kreuztal – immer noch nicht aus, um der Nachfrage in bestmöglicher Weise zu begegnen“, resümiert der Caritasverband.

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