Siegen. Osnabrücker Firma druckt Logos Siegener Kneipen auf Klamotten. Die Erlöse gehen komplett an die Inhaber und sollen durch die Coronakrise helfen
Mittlerweile haben die Kneipen in Siegen wieder geöffnet, wenn auch unter strengen Corona-Auflagen. Jeden Nachmittag versammeln sich in der Alten Poststraße in Siegen wieder viele Gäste und bevölkern die Tische der Lokale. Wären nicht der große Abstand und die Masken im Gesicht des Personals, man könnte die Coronakrise glatt vergessen. Doch die zweimonatige Zwangspause hat die Betreiber finanziell getroffen. Die Aktion „Kneipenhelfer“ soll Abhilfe schaffen.
Finanzielle Unterstützung für Siegener Kneipen
Die Idee ist einfach: T-Shirts und Hoodies werden mit dem Logo lokaler Kneipen und Bars bedruckt und online zum Verkauf angeboten. Die Wirte müssen sich dabei um kaum etwas kümmern, sie müssen nur ihr Logo zur Verfügung stellen. Um Druck, Verkauf und Versand kümmern sich die Initiatoren der Firma „Hörsaal events“ aus Osnabrück. Die Erlöse kommen dabei komplett den Kneipen zugute. In Siegen beteiligen sich „Opa Adam“ und „Zur alten Post“ an der Aktion, die in der Alten Poststraße direkt gegenüber voneinander liegen.
„Hörsaal events“ organisiert normalerweise Aktionen wie den „Bier Bachelor“. Daher sind die Osnabrücker gut in den Kneipenszenen vernetzt. Damit ihr Geschäftsmodell überhaupt funktioniert, sind sie auf eine florierende Kneipenlandschaft angewiesen. „Die viel beschriebenen Gutscheine verschieben den Umsatz und bieten der aktuellen Situation keine Lösung. Mit der Idee ’Kneipenhelfer’ wollen wir dem entgegenwirken“, sagt Daniel Klusmann von „Hörsaal events“. Wer ein Produkt kauft, hilft der Kneipe nicht nur, sondern kann seine Solidarität anschließend auch zeigen.
Seit 1955 in Siegen: Die Gaststätte Zur alten Post
Die Veranstalter seien auf ihn zugekommen, berichtet Daniel-Patrick Jakob, Inhaber der Gaststätte Zur alten Post. „Es ist nett, dass sie sich so darum kümmern“, sagt der Kneipenbesitzer. Die Lage sei finanziell durchaus schwierig, da die Kosten trotz fehlender Einnahmen weiterliefen. Die Möglichkeit, die Schulden aufzuschieben bringe nichts, erklärt er. Eine eigene Crowdfunding-Aktion wollte er allerdings nicht starten, das käme ihm wie betteln vor. Die Idee mit den Shirts findet er gut.
Die alte Post habe sehr viele treue Gäste, die sich während der Schließung immer wieder erkundigten, wie es ihm geht und wann es weitergeht. Er habe sogar Blumen und Karten geschickt bekommen. „Die Gäste wollen rein“, das merke man.
Immerhin konnte er die Zeit nutzen, die Gaststätte, die es seit 1955 gibt und die Daniel-Patrick Jakob vor zwei Jahren übernommen hat, auf Vordermann zu bringen. Es wurde gestrichen, neu dekoriert und eine Grundreinigung durchgeführt. Eigentlich sollte es zu dem zweijährigen Jubiläum eine Feier geben, die musste allerdings ausfallen. Doch der Wirt freut sich, dass jetzt überhaupt wieder geöffnet werden darf.
Opa Adam: In der Coronakrise auf links gezogen
Die Siegener Gaststätte „Opa Adam – Kiez & Küche“ wurde erst 2018 gegründet, als eine Kombination aus Café, Bar und Restaurant, erzählt Alexandra Rothmaler. Gemeinsam mit ihren Freunden Boran Alaman, Cemil Fidan und Tim Holle gründete sie das Lokal. Wenn um 21.30 Uhr die Küche schließt, verwandelt sich das Restaurant – vor allem am Wochenende – in eine Kneipe.
Die vier Geschäftsführer haben auch selbst eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die laufenden Kosten decken zu können – aber auch um mit den Gästen in Kontakt zu bleiben. Darüber hinaus stellten sie Liefer- und 2-Go-Angebote auf die Beine. „Wir mussten die Zeit irgendwie überleben“, fasst Rothmaler die Situation während der Corona-Schließung zusammen.
Dass sie auch beim Kneipenhelfer mitmachen, war für das Team keine Frage. Für die Öffnung wurde „das ganze Lokal auf links gezogen“, berichtet Rothmaler. Dem Team von Opa Adam kommt zugute, dass hier sowieso viel mit Reservierungen gearbeitet wird. „Wir wollen uns und unsere Gäste schützen, aber trotzdem eine nette Atmosphäre bieten“. Wie gravierend die Auswirkungen durch die Coronakrise seien, könne man jetzt noch gar nicht abschätzen, sagt Rothmaler. Doch die Öffnung sei ein guter Schritt.
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