Siegen-Wittgenstein. Täter nutzen die Anonymität des Internets, um das Vertrauen von Kindern auszunutzen, erklärt der Siegener Kriminalhauptkommissar Meik Reichmann.

Nicht nur Pädophile besitzen und verbreiten Kinderpornografie, erklärt Meik Reichmann, Kriminalhauptkommissar und Ermittlungsleiter im Deliktsbereich bei der Kreispolizeibehörde Siegen -Wittgenstein: Auch Jugendliche, die nach einem Streit gedankenlos Nacktfotos oder -videos der 13-jährigen Ex-Freundin in Chats teilen, machen sich strafbar.

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Das sei vielen nicht bewusst. „Die erschrecken oft, wenn wir sie damit konfrontieren“, sagt Reichmann. Es gebe manches Mal WhatsApp-Gruppen mit hunderten Mitgliedern: Irgendwer postet da eine kinderpornografische Datei, die automatisch an die Handys aller Gruppenmitglieder geht – alle besitzen damit grundsätzlich Kinderpornografie, potenziell strafrechtlich relevant. Also müssen die Ermittler auch die Chats durcharbeiten, Kontext berücksichtigen – wollten die Empfänger das Foto auch bekommen? „Jeden Chat, jeden Kommentar beachten und bewerten, um die wahren Täter zu identifizieren – das kostet sehr viel Zeit“, sagt Kriminaldirektorin Claudia Greve.

Gedanken machen über große WhatsApp-Gruppen mit hunderten Mitgliedern

Kinder und Eltern sollten sich Gedanken machen, wer etwa in solch großen WhatsApp-Gruppen Mitglied ist und welche Interessen sie haben könnten: Kenne ich die Leute überhaupt, kann ich denen vertrauen? In den meisten Fällen wird das nicht der Fall sein. Dann ist es am besten, die Gruppe sofort zu verlassen oder am besten gar nicht erst beizutreten, rät Reichmann.

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Pädophile lauerten überall dort, wo in der Anonymität des Internets gechattet wird, erklärt Reichmann. „Kinder spielen unter anderem gerne Onlinespiele, die häufig auch Chatplattformen enthalten. Dort chatten sie vermeintlich mit anderen Jugendlichen oder Kindern, die in Wahrheit aber erwachsen und pädophil sind und das Vertrauen der Kleinen ausnutzen.

Siegener Ermittler rät: Immer mal einen Blick ins Handy der Kinder werfen

Es sei immer gut, wenn Eltern und Kinder ein intaktes Vertrauensverhältnis haben, Kinder jederzeit fragen können, wenn sie etwas komisch finden. Reichmann rät auch, „immer wieder mal einen Blick ins Handy der Kinder zu werfen, um sie vor möglichen virtuellen und realen Übergriffen zu schützen. Ihnen fehlt es schlicht an Erfahrung mit den Gefahren, die da lauern können.“

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„Viele Täter wissen oder haben zumindest eine Ahnung davon, dass sie etwas falsch machen“, sagt Meik Reichmann: Sie können sich Hilfe holen, um sich und die Kinder zu schützen. Etwa über das Präventionsnetzwerk kein-taeter-werden.de.

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