Siegen. Die zuständige Oberärztin hält den 56-Jährigen, der Feuer im Gasthof Meier in Siegen gelegt haben soll, für derzeit nicht therapiefähig.

„Sie wollten heute Morgen nicht zu uns kommen? Wir geben uns doch immer solche Mühe“, versucht die Vorsitzende, mit dem Angeklagten ins Gespräch kommen. Der grummelt gewohnt vor sich hin und betont zum wiederholten Male, doch am liebsten in Dortmund zu sein. Dort ist der 56-Jährige vorläufig untergebracht, bevor das Urteil in Sachen Brandstiftung im Siegen er Gasthof Meier gegen ihn fällt. Das tendiert seit Montag deutlich in Richtung dauerhafte Einweisung in die Psychiatrie .

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Für die zuständige Oberärztin Dr. Silke Nüssler , die den Angeklagten seit Juni kennt, hat sich dessen Verhalten und Zustand seit seiner Aufnahme praktisch gar nicht verändert. Sie hält den Mann derzeit nicht für therapiefähig . „Seit den Herbstferien ist es sogar wieder schlimmer geworden“, sagt die sachverständige Zeugin. Dem Angeklagten fehle weitgehend jeder Antrieb, er wolle am liebsten nur auf seinem Zimmer bleiben „und eine rauchen“.

Siegen: Zuständige Ärztin erzählt von Schwierigkeiten des Patienten

„Das Highlight ist eigentlich, dass er die Namen der Kollegen richtig zuordnen kann“, sagt die Medizinerin. Das habe auch Wochen gebraucht, sei aber zumindest konstant geblieben. Zwischenzeitlich habe sie selbst jeden Morgen einen Spaziergang mit dem Mann gemacht, bis er in der Lage gewesen sei, sich selbst ein wenig ins Freie zu bewegen. Was inzwischen aber schon wieder Geschichte sei.

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Anlass für die Ladung der Zeugin und einer weiteren Kollegin war das Gutachten des Schmallenberg er Psychiaters Dr. Thomas Schlömer . Der kam aus eigener Beobachtung und den Angaben des früheren Betreuers zum Schluss, der Angeklagte könne in eine Entziehungseinrichtung kommen und dort nach weiterem Abklingen der vom Gutachter diagnostizierten Depression auch therapiert werden. Die Kammer und der Staatsanwalt hatten Zweifel, die nun durch die Ansicht der Zeuginnen bestärkt werden.

Psychologin geht bei Angeklagtem in Siegen von unterdurchschnittlicher Intelligenz aus

Wenn „mit einem Patienten nur über Frühstück und Duschen diskutiert werden muss“, habe der in einer Therapieeinrichtung nichts verloren, ist Dr. Nüssler überzeugt.

Fortsetzung Anfang Dezember

Am 2. Dezember geht die Verhandlung weiter, wahrscheinlich mit den Plädoyers .

Allerdings hat Verteidiger Ihsan Tanyolu weitere Anträge nicht ausgeschlossen.

Was die Fähigkeit zu einer erfolgreichen Behandlung angeht, ist die Psychologin Vivien Braun gleicher Ansicht. Sie hat den Angeklagten einigen Tests unterzogen und eine unterdurchschnittliche Intelligenz bei ihm festgestellt. Beide Frauen gehen von einer hirnorganischen Veränderung aus, möglicherweise durch das Einatmen von zu viel Kohlenmonoxid bei den beiden Bränden verursacht. Im Augenblick, fasst Dr. Nüssler zusammen, gehe es „nur um Verwahrung und Tagesstruktur“. Am Zustand des Mannes könne nichts geändert werden. Die Aufhebung der Betreuung im Frühjahr aufgrund des angeblich viel besseren Zustandes kann die Ärztin nicht nachvollziehen.

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Auf Nachfrage von Staatsanwalt Philipp Scharfenbaum, was denn mit dem Angeklagten sei, wenn die schützenden Wände und Strukturen der Klinik einmal weggedacht würden, hat sie eine klare Antwort: „Eine hilflose Person, die unbedingt rauchen will.“

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