Siegen. Im Corona-Tagebuch wollen wir die Coronakrise und die Lockdown-Folgen ganz nah aus der Perspektive der Betroffenen beleuchten.

Wegen Corona hat Ouassima El-Ayouchi (22) ihren alten Job verloren. Heute ist sie Zustellerin. In der aktuellen Episode unseres Corona-Tagebuchs berichtet sie von Herausforderungen, Wertschätzung und der einen oder anderen Zwickmühle.

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„Seit mehr als einem halben Jahr arbeite ich jetzt als Zustellerin bei der DHL in Siegen . Vorher habe ich in der Gastronomie gearbeitet, aber wegen Corona musste der Betrieb schließen – und mein ehemaliger Chef hatte keine finanziellen Mittel mehr, um mich zu halten. Im Internet habe ich dann eine Anzeige der Deutschen Post gesehen und einen Neuanfang gewagt. Bis jetzt kann ich sagen, dass das eine gute Entscheidung war. Der Tag beginnt früh und meist mit viel Arbeit. Anfangs war es wirklich schwer, all das Neue zu lernen, die Abläufe im Zustellstützpunkt zu verinnerlichen und die große Paketmenge zuzustellen.

In der Corona-Zeit werden mehr Pakete in Siegen zugestellt

Die Corona-Krise hat viele Leute dazu veranlasst, viel im Internet zu bestellen. Viele alltägliche Gegenstände, auch einige schwere Sachen sind dabei. Trotzdem muss ich sagen, dass es mir richtig gut gefällt. Das Team ist super, mein Chef ist verständnisvoll und alle helfen sich gegenseitig. Und genauso gut läuft es mit den Kunden auf meiner Zustelltour. Ich stelle in Siegen-Giersberg zu. In dieser besonderen Zeit bemerke ich schon eine große Wertschätzung von den Kunden.

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Viele begrüßen mich mit einem besonders breiten Lächeln. Es kann sein, dass manche auch ein schlechtes Gewissen haben, weil sie so viele schwere Gegenstände bestellen. Aber sie sitzen ja auch in einer Zwickmühle. Gerade ältere Kunden schützen sich, indem sie das Haus auch zum Einkaufen nicht verlassen. Es gibt ganz oft auch kleine Aufmerksamkeiten wie Schokolade oder ein bisschen Trinkgeld. Viele rufen mir im Treppenhaus zu, dass ich schwere Pakete auch unten abstellen kann, und dass sie die später selbst hinauftragen.

Siegener schätzen Arbeit der Paketzustellerin wert

Andere kleben mir einen Zettel an die Tür – mit dem Hinweis, dass ich Päckchen und Pakete gerne einfach an den vereinbarten Ablageort legen oder beim Nachbarn abgeben kann. Manchmal liegen auch kleine Geschenke am Ablageort selbst. Und besonders oft wünschen mir Leute zum Abschied eine gute Tour und viel Gesundheit. Die kommenden Wochen werden noch mal eine Herausforderung. Wir erwarten noch mehr Pakete rund um die Weihnachtszeit. Mein erster Winter bei der DHL . Aber ich mache mir keine Sorgen. Zusammen meistern wir das.“

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Täglich sollen unterschiedlichste Menschen aus der Region ihre Sorgen und Nöte während der Pandemie schildern. Erzählen Sie uns Ihre Geschichte: am Telefon unter 0271/23237-30 oder oder per E-Mail an siegen@wp.de.

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