Siegen. Im Corona-Tagebuch wollen wir die Coronakrise und Lockdown-Folgen nah aus der Perspektive der Betroffenen in Siegen und Umgebung beleuchten.
Monika Becker ist Erzieherin aus Siegen. Beschäftigte und Kinder in ihrer Kita wurden in Quarantäne geschickt – ein Umstand, der an die Substanz gehen kann, wie die 58-Jährige in unserem Corona-Tagebuch beschreibt.
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„Im Kindergarten ist der Umgang mit Corona eigentlich recht einfach, die Eltern bleiben draußen, man hat den Mindestabstand. Im Moment heißt es, die Übertragung von Kindern auf Erwachsene ist sehr gering. Vielleicht haben wir Glück und sind da ein bisschen geschützter.
Ärgerlich ist das eine oder andere Thema, etwa Lüften oder die Masken, die uns zur Verfügung gestellt werden. Ansonsten habe ich mich wirklich daran gehalten, privat ganz wenig Kontakte zu haben.
Monika Becker: Oft an alte Menschen gedacht
Ich bin jetzt in Quarantäne. Das sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits geht’s mir gut, ich habe keine Symptome und habe jetzt einfach Zeit für Dinge, die ich sonst nicht so ausführlich machen kann. Ich gehe meinem Hobby ganz intensiv nach im Moment, das ist Nähen. Auf der anderen Seite kann ich weder meine Kinder noch meine Enkelkinder sehen.
Das ist das, was mir ziemlich an die Substanz geht. Und ich habe ganz oft in den paar Tagen, die ich in Quarantäne bin, an die alten Menschen gedacht, die abgeschottet wurden im April und im Mai und gar keinen Besuch haben durften. Das ist nachvollziehbar, dass so viele Menschen gestorben sind. Da hätte die Regierung vielleicht ein bisschen anders handeln müssen. Was mich wirklich ärgert, ist die Tatsache, dass die Regierung seit Ausbruch im März und April soviel Zeit hatte.
Wir wussten, dass die zweite Welle kommt
Wir wussten doch, dass die zweite Welle kommt. Dass da nicht viel konsequenter vorab gehandelt wurde. Der Hausmeister aus dem Altenheim nebenan erzählte, sie hätten so viele Zimmer zu renovieren, so viele Menschen sind gestorben. Man kann das jetzt nicht davon abhängig machen, aber ich glaube schon, dass das einen großen Teil dazu beiträgt oder beigetragen hat. Da hätte man viel sorgfältiger mit umgehen müssen.
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Was jetzt so hochkommt, ist ja auch nicht erst ein Thema seit gestern: die Digitalisierung der Schulen und unserer Berufssparten. Ob das jetzt der Pfleger ist oder wir. Wir verdienen ja nicht so viel. Warum werden Männer nicht Erzieher? Weil das Geld für eine Familie nicht ganz reicht.
Darum muss sich gekümmert werden. Vielleicht nicht nur mit mehr Geld. Die Arbeitsbedingungen müssten auch verbessert werden.“
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