Siegen-Wittgenstein. Der Kampf gegen Borkenkäfer in Siegen-Wittgenstein läuft weiter. In manchen Gegenden gibt es Hoffnung. Aber es kommt auf die kommenden Monate an.
In manchen Bereichen ist der Kampf gegen den Borkenkäfer verloren, in anderen „haben wir noch Hoffnung“, sagt Forstamtsleiter Manfred Gertz vom Regionalforstamt in Hilchenbach. Vieles wird vom Wetter der kommenden Monate abhängen: „Wir hoffen auf einen kalten und schneereichen Winter und ein feuchtes Frühjahr.“
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Borkenkäfer in den Wäldern in Siegen-Wittgenstein: Die schlechten Nachrichten
Die Borkenkäferkalamität geht zurück auf die beiden extrem heißen Sommer 2018 und 2019. Bereits im Frühling war es da jeweils sehr warm, „der Käfer ist im März schon voll durchgestartet“, sagt der Forstamtsleiter. Langandauernde Trockenheit bietet den Schädlingen ideale Bedingungen für Vermehrung und Ernährung, abgesehen haben sie es in erster Linie auf Fichten. In Waldabschnitten bei Burbach und Bad Laasphe „sind ganze Berghänge abgestorben“. Hinzukommen zwei Beobachtungen, die die Aussichten zusätzlich verdüstern:
– „Der Käfer ist inzwischen auch in Höhenlagen gegangen“, sagt Manfred Gertz. Die Hoffnung, dass die Tiere nur unterhalb von 550 Metern bleiben, habe sich zerschlagen – denn auch oberhalb seien die Temperaturen so hoch gewesen, dass Borkenkäfer sich dort wohlfühlen.
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– „Der Käfer kann deutlich weiter fliegen, als man bisher angenommen hat“, konstatiert der Fachmann. Statt 500 Metern überwinden Borkenkäfer auf Nahrungssuche bis zu zehn Kilometer. Damit können sie sich rund um einen Befallsherd in einem weit größeren Radius verbreiten.
Borkenkäfer in den Wäldern in Siegen-Wittgenstein: Die guten Nachrichten
– 2020 bildeten die Käfer nicht, wie befürchtet, drei Generationen aus, sondern nur zwei, wie Manfred Gertz erläutert – die Hitzewelle begann nämlich nicht so früh wie in in den Vorjahren. Eine Generation brauche acht bis zehn Wochen für die komplette Entwicklung.
– Die so genannten Tri-Net-Fallen haben sich bewährt. Über ein Dreibein wird ein mit Insektengift kontaminiertes Netz gespannt. Ein Lockstoff, der für die meisten anderen Waldbewohner reizlos ist, zieht gezielt Borkenkäfer an. Die Fallen wurden – und werden weiterhin – eingesetzt, um die im Boden überwinternden Käfer zu dezimieren. Das sind etwa 20 Prozent der Gesamtpopulation. Die übrigen 80 Prozent überwintern unter der Rinde. Da aber Holz, das nicht abgefahren werden kann, vor der Lagerung im Wald nach Möglichkeit entrindet wird, entfallen weite Teile dieser Zufluchtsorte.
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– Es gibt Zonen, „wo die Fichten relativ vital sind“, betont Manfred Gertz, beispielsweise vom Kindelsberg aus in Richtung Bad Berleburg am Rothaarsteig entlang. Dort hätten Sattelitenbildauswertungen auf einer Fläche von rund 50.000 Hektar Grund zur Zuversicht gegeben. Die Bäume dort hätten mehr Wasser als andernorts abbekommen, und Wasser ist für Bäume ein zentraler Faktor, um gegen die Käfer gewappnet zu sein. In solchen Bereichen möchte das Regionalforstamt verstärkt auf Tri-Net-Fallen setzen. „Wir müssen vor die Lage kommen, um die Fichten zu schützen.“
– „Der November spielt uns in die Karten“, erklärt Manfred Gertz. Bis April – sofern kein ungewöhnlich warmer März dazwischenkommt – bleibe der Borkenkäfer in der Ruhephase. Es gelte, das Holz aus dem Wald abzufahren und einer „vernünftigen Verwertung“ zuzuführen. Derzeit geht das Fichtenholz, das wegen der Borkenkäferkalamität in großen Mengen anfällt, nach China. Die europäischen Sägewerke sind aufgrund der hohen Nachfrage ausgelastet.
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